Liebe - Auf anderen Wegen
Mit seinen 14 Jahren ist Shadow ja schon ein "Alter Hase", was Liebe und Gefühle angeht. Er ist noch ein Gentleman alter Schule, und deswegen auch ein Träumer, was Romantik und Wohlfühlatmosphäre angeht. Seine neue Freundin Lola ist da ein wenig pragmatischer, sie weiß was sie will, und geht unbeirrt ihren Weg. Oftmals wird sie deswegen auch als kleine Diva bezeichnet, doch im Grunde ist es nur Ausdruck ihrer Reife und Erfahrungen, was das Leben und die Wirren der Liebe angeht.
Nach erster Annäherung war schnell klar, dass man sich sehr sympathisch ist. Lola hatte nicht viel am Hut mit seiner Prominenz, und ließ sich nicht von dem Theater um seine Person ablenken. Als reifes und selbstbewusstes Weibchen hat sie schon früh gelernt, dass der äußere Schein oft trügen kann, und dass wahre Gefühle nur auf der Grundlage von Ehrlichkeit und Vertrauen gedeihen können.
Doch ich möchte nichts vorweg nehmen.
Schon als kleiner Welpe war Shadow sehr zurückhaltend, ein süßes weißes Wollknäuel, schüchtern und einzelgängerisch. Im Laufe der Zeit hat ihm diese Art viele Sympathien beschert, aber auch viel Neid und Missgunst. Andere Rüden konnten es kaum verkraften, dass allein seine Ausstrahlung und sein Auftreten reichten, um bei der Damenwelt zu punkten.
Die meisten anderen Rüden legten eher diese triebhafte, ungehobelte Art an den Tag, um den Weibchen zu imponieren. Lautes Gekläffe, Imponiergehabe, und eine aufdringliche, fortpflanzungsgesteuerte Art sollten keine Zweifel an den Absichten aufkommen lassen. Ladies wie Lola aber standen schon früh auf andere Werte bei Rüden. Wer mit der Hundeklappe ins Haus fiel hatte sowieso schon verloren. Zweifelsohne musste auch Lola ihre Erfahrungen machen, doch die Summe aller positiven und negativen Erlebnisse ließ sie erkennen, was sie wirklich möchte, und welche Werte ihr wichtig sind.
Die Liebe sollte ein Geben und Nehmen sein, gemeinsame Gassirunden, aber auch ruhige Abende allein zu Hause im Körbchen sind ihr wichtig. Schließlich soll so eine Beziehung nicht einengen, sondern bereichern und ergänzen.
Und dann kam Shadow.
Das erste Date im Schlosspark Borbeck war eine vorsichtige Annäherung. Wichtig in so einer Beziehung ist ja, dass die Chemie stimmt, und dass man sich riechen kann. Erste Schnupperversuche seitens Shadow ließ Lola mit einem eindringlichen Seitenblick abprallen. Sie stolzierte neben ihm her, und trug die Nase kokett und selbstbewusst etwas höher. Allerdings mit einer Art Augenzwinkern. Shadow lief respektvoll neben ihr her, ihre Blicke streiften sich ab und zu, und er ließ ihr immer den Vortritt, sowohl beim Laufen, als auch beim Schnuppern. Besonders als sich ihre Leinen kreuzten, und man sich zwangsläufig näher kam merkte man, dass ein gewisses Knistern in der Luft lag.
Den Rest der Gassirunde ignorierte man sich, ein untrügliches Zeichen für Sympathie und Akzeptanz. Shadow markierte unzählige Büsche und Sträucher, kläffte ab und zu mal zaghaft andere Rüden an, während Lola feminin selbstbewusst den Weg abtippelte und abwartete, denn jetzt war es an Shadow, den nächsten Schritt zu machen.
Als wir wieder zu Hause ankamen ging es los. Shadow war erstmal fürchterlich verärgert über sich selbst, weil er nicht nach ihrer Tasso-Chipnummer gefragt hatte. Aber ich beruhigte ihn und verriet ihm, dass ich das Frauchen von Lola kennen würde, und selbstverständlich gerne vermitteln könnte. Was er denn vorhätte fragte ich ihn. Und ob er ein wenig verknallt wäre. Empört verneinte er. "Papa, Du bist peinlich echt mal, Lola is nur ne Freundin!" versicherte er mir.
Na gut, wollen wir ihm das mal glauben. Aber auf jeden Fall würde er Lola gern mal zum Essen ausführen. Aber nicht ins Fressnapf, da wäre er schon gewesen mit seiner letzten Freundin, da würde ihn zu viel an die Ex erinnern. Lieber ein anderes Lokal, vielleicht sogar in einer anderen Stadt. Und außerdem könnte ich ihm mal wieder das Fell bürsten, und die Krallen wären auch zu lang.
Gesagt, getan, ich hab ihm ein schönes Restaurant in Mülheim ausgesucht. Mezzomar, soll ganz nett sein. Ausserdem kann man dort am Wasserbahnhof ganz wunderbar spazieren.
Noch dazu wohnt Lola ganz in der Nähe dort. Würde hervorragend passen. Er war einverstanden, und bat mich, seine "Freundin" einzuladen, was ich auch tat.
Die nächsten Tage waren nervig. Ständig drängte er mich, dem Frauchen von Lola WhatsApp Nachrichten und Bilder von ihm für Lola zu schicken. Shadow auf der Couch. Shadow am Napf. Shadow in Nahaufnahme, von vorne, von hinten und von der Seite. Er machte sich viele Gedanken, einmal sollte ich sogar ein Gedicht senden, weil er seine Gefühle damit besser ausdrücken könne, "rein freundschaftlich" natürlich! Das ging in etwa so:
"Liebe Lola, feine Dame, Mr. Shadow ist mein Name. Wir trafen uns am Schlosspark-See, wo ich immer Gassi geh. Deine Art und auch Dein Bellen, schlugen bei mir große Wellen. Alles an Dir ist so schön, ich könnte mich an Dich gewöhn'! Dein Fell das ist so wunderbar, die braunen Augen sind so klar, dein Bellen lässt mein Herzchen hüpfen, ich seh schon kleine Welpen schlüpfen!"
"Shadow!!! 😮 Da musste aber noch ein wenig justieren!" bat ich ihn. Eine echte Lady mag es nicht, wenn man sofort in die vollen geht! Das hat er eingesehen, und umgeschrieben:
"Dein Fell das ist so wunderbar, die braunen Augen sind so klar, Dein Bellen lässt mein Herzchen pochen, lass uns lecker Pansen kochen, lass uns faul auf Sofas liegen, damit wir viele Welpen kriegen!"
Shaaaadow!!! 😂 "Was hast Du mit Deinen Welpen?" fragte ich ihn. "Die Lola möchte dich doch ersma kennenlernen. Und wenn dann alles passt, dann könnt ihr ja nochmal über kleine Welpen nachdenken! " Ok, das hat er eingesehen. Also nochmal umgeschrieben:
"Dein Fell das ist so wunderbar, die braunen Augen sind so klar, komm lass uns auf dem Sofa gammeln, lass uns schnuppern lass uns ramme...."
SHADOW!!! "So Feierabend. Getz wird ersma kalt geduscht, und dann schreiben wir weiter. Leckofanni, Kinder sind echt anstrengend. Aber es ist wie es ist 😂❤️
Autor:Achim Feldhordt aus Essen-Borbeck |
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