Kunstaktion für Kinder im Coffee Corner
Die zehn Kinder, die sich in den Ferien an der Kunstaktion der Evangelischen Jugend Essen im Kinder- und Jugendhaus Coffee Corner beteiligen, sind voll konzentriert. Erfahrungen und Gefühle mit Farbe und Pinsel auszudrücken, ist für die meisten der acht- bis 16-jährigen Kids Neuland.
„anders leben – Leben anders“ lautet das diesjährige Motto der Kunstaktion, an der sich 13 Jugendeinrichtungen aus dem gesamten Stadtgebiet beteiligen. Das Thema, mit dem sich die Kids aus den Kinder- und Jugendeinrichtungen der Evangelischen Kirchengemeinde Essen Borbeck-Vogelheim (Café Nova, Brotfabrik, Coffee Corner) künstlerisch auseinandersetzen, ist die Obdachlosigkeit. Die sechs Mädchen und vier Jungs nähern sich im Kinder- und Jugendfreizeithaus Coffee Corner an drei Tagen mit unterschiedlichen künstlerischen Mitteln dem Thema und gewinnen eigene Eindrücke.
Im Schlafsack auf dem Kelltergitter
Wie fühlt sich das an, als Obdachloser zu betteln und was empfinden die "Reichen" den Obdachlosen gegenüber? Um das herauszufinden, teilen sich die Kids in zwei Gruppen auf. Eine Gruppe sitzt in Glitzerhandschuhen und Federboa am festlich gedeckten Tisch, während die andere Gruppe mit ihren Schlafsäcken und Matten unterm Arm um Almosen bettelt. „Es war erstaunlich, wie schnell die Kinder in die unterschiedlichen Rollen geschlüpft sind“, erzählt Sieglinde Schigulski, Gesamtleiterin der Kinder- und Jugendarbeit der Kirchengemeinde.
Auch wie es sich anfühlt im Schlafsack auf einem Kellergitter zu liegen, konnten die Kinder ausprobieren. Und beim Mittagessen, als jeder seine Ravioli mit einem Löffel aus der Dose aß, wurden Gabeln schmerzlich vermisst.
Dass man mit kalten und warmen Farben Gefühle auf der Leinwand ausdrücken kann, zeigten die Kinder eindrucksvoll mit ihren Acrylgemälden. Mika (9) malt einen Reichen, der einem Obdachlosen einen 100 Euroschein überreicht. Mit den Farben Blau, Rot und Gelb drückt er Freude aus, mit Grün die Hoffnung. Bei Laura (11) wird das Grün zum Rand hin immer dunkler „weil der Arme, der in der Mitte an seinem Feuer sitzt, keine Hoffnung mehr hat“, wie sie erklärt.
Nach so viel Malarbeit war dann erstmal wieder Spielen angesagt und Entspannen beim Stockbrotbacken über dem offenen Feuer.
Auf das Arbeiten mit Ytong an den nächsten beiden Tagen – Skulpturen zum Thema werden entstehen – freuen sich die Kids schon jetzt.
Den Kindern Raum zu geben, die Vielfalt menschlicher Lebenswelten selbst zu erfahren, hält Schigulski für wichtig. „Das sind kleine Samen, die man sät, die Kinder nehmen das mit und haben ein Gefühl, das hängen bleibt. Sie lernen auch, dass man mit den Mitteln der Kunst auf Probleme in unserer Gesellschaft hinweisen kann, gleichzeitig werden Vorurteile abgebaut.“
Ausstellung
Die während der Aktion entstandenen Kunstwerke werden vom 3. bis 20. April in der Marktkirche zu sehen sein und der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt.
Text: Doris Brändlein
Autor:Lokalkompass Borbeck aus Essen-Borbeck |
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