Die katholischen Pfarreien in Borbeck gehen in Sachen Gottesdienste ganz unterschiedliche Wege
Frintroper Gemeindemitglied ist enttäuscht: "Ich fühle mich als ü60-Jähriger von der Gemeinde ausgeladen"
Die katholischen Pfarreien in Borbeck gehen in Sachen Gottesdienste ganz unterschiedliche Wege. In der Pfarrei St. Dionysius werden bereits wieder öffentliche Wortgottesdienste gefeiert, in St. Josef in Frintrop ruht noch alles. Die Gründe dafür hat Pfarrer Wolfgang Haberla den Gemeindemitgliedern in einem Brief dargelegt.
von Christa Herlinger
Intensiv habe man mit dem Pastrolateam beraten, so schreibt der Pfarrer. Und gemeinsam sei man zu dem Entschluss gekommen, öffentliche Gottesdienste weiter auszusetzen. Bischof Franz Josef Overbeck hatte dies zum 1. Mai im Bistum Essen wieder möglich gemacht. Unter Auflagen.
Wortgottesdienste an Werktagen
In den Gemeindekirchen von St. Dionysius sieht die Gottesdienstordnung an Werktagen bereits wieder abendliche Wortgottesdienste vor, an diesem Wochenende finden diese nun auch an Sams- und Sonntagen statt. In St. Dionysius hat man sich für ein langsames Herantasten entschieden, um zunächst Erfahrungen zu sammeln mit der Umsetzung der vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen.
"Die Angebote an den Werktagen waren ein erster Schritt zum Wiederbeginn unserer gottesdienstlichen Feiern", so Pfarrer Benedikt Ogrodowczyk.
Ab Pfingsten wird wieder Eucharistie gefeiert
Die Hinzunahme des Wochenendes seien der nächste. In der kommenden Woche werde um 19 Uhr rotierend durch die fünf großen Kirchen der Gemeinde die Eucharistie gefeiert. "Mit dem Pfingstwochenende beginnen wir dann auch wieder die Sonntagseucharistie."
Helfer für Wochenend-Gottesdienste gesucht
Um die Einhaltung der Schutz- und Hygienemaßnahmen bei Wochenend-Gottesdiensten garantieren zu können, benötigen die Gemeinden ehrenamtliche Ordner. Für die Pfarrei St. Dionysius werden Interessierte gebeten, sich im Pfarrbüro (telefonisch oder per
eMail) zu melden. Benötigt werden Kontaktdaten und der Name der Kirche, in welcher Ordnungsdienste übernommen werden möchten.
Andere Linie in St. Josef
Die müssen in St. Josef noch nicht besetzt werden, dort fährt man eine völlig andere Linie: Bis Pfingsten gibt es keinerlei öffentliche Gottesdienste. Gesang und verbindende Gesten seien unter aktuellen Bedingungen in den Gottesdienstfeiern nicht möglich, nur eine bestimmte Anzahl an Gläubigen dürfe gemeinsam feiern. "Das wäre wohl kaum der Gottesdienst nach dem wir uns sehnen", argumentiert Pfarrer Haberla. "Das stärkste Argument gegen die Wiederaufnahme zum jetzigen Zeitpunkt" sei allerdings die "notwendige Ausgrenzung über 60-Jähriger und Vorerkrankter. Die müssten wir ausdrücklich ausladen."
Manfred Bröls ist Ü60. "Ich bin also nicht mehr dabei", ärgert sich der Frintroper. Er hat die Information über die weitere Aussetzung öffentlicher Gottesdienste als Aushang am Kirchenportal gelesen. "Das ist Diskriminierung", findet er.
Brief des Bischofs als indirekte Ausladung verstanden
Auch Bischof Overbeck hatte in seiner Erklärung zur Wiederaufnahme von öffentlichen Gottesdiensten darauf hingewiesen, dass der Gesundheitsschutz in jedem Fall Vorrang haben müsse. Er bat „Gläubige, die zu den sogenannten Risikogruppen gehören – also beispielsweise ältere Menschen mit Vorerkrankungen – vorerst weitgehend auf die Teilnahme an Gottesdiensten zu verzichten.“
"Für uns war das eine indirekte Ausladung", erklärt Pfarrer Wolfgang Haberla. Deshalb gebe es bis dato keine öffentlichen Gottesdienste in seiner Gemeinde. Haberla verweist auf mögliche Alternativen: Die geistlichen Impulse, die man Woche für Woche selbst verfasse und veröffentliche.
Kirchen stehen für Gebete offen
Bis zu 400 werden regelmäßig verschickt. Und die Kirchen seien offen. "Mittwochs beispielsweise ist Markt hier bei uns in Frintrop. An diesen Tagen brennen regelmäßig bis zu 70 Kerzen vor der Maria. Die Leute nutzen die Kirche zum Gebet." Und auch digital geht einiges in St. Josef.
"Ich bin selbst immer überrascht, wie viele Leute mich auf die Aktionen ansprechen", so Wolfgang Haberla. Das seien nicht nur jüngere Gemeindemitglieder. "Auch in der Generation ü70 oder ü80 sind inzwischen viele digital unterwegs."
Nachfrage nach digitalen Angeboten
Das große Interesse an digitalen Angeboten bestätigt auch das Bistum. Dort wo das Gemeindeleben seit bald zwei Monaten pausiere und Gottesdienste erst ganz zaghaft wieder aufgenommen werden, habe sich viel Neues entwickelt, so Thomas Rünker. "Menschen treffen sich zum digitalen Gebet oder feiern Gottesdienste zuhause, Seelsorger laden zum telefonischen Kaffeeklatsch, Pfadfinder ans digitale Lagerfeuer."Die katholischen Pfarreien in Borbeck gehen in Sachen Gottesdienste ganz unterschiedliche WegeManfred Brölls "Dieser Aushang ist für mich einfach diskriminiert."
Autor:Christa Herlinger aus Essen-Borbeck |
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