Protected Bike Line und Radfahrstraßenachsen in der Mache
Essen auf neuen (Rad)wegen unterwegs
Ja, mir san mit'm Radl da - sang Ernst Neger bereits in den 1970er Jahren und leistete der damals aufkommenden "Trimm dich"-Bewegung" ordentlich Vorschub. Auf das vielbesungene Radl zu steigen ist auch derzeit wieder in. Das Zweirad, egal ob Mountainbike, Pedelec oder Citybike boomt. Bewegung an frischer Luft, gemeinsam mit anderen die Natur erleben und so ganz nebenbei etwas für die Umwelt tun: Die Gründe pro Rad sind vielfältig. Das macht sich auch in Zahlen bemerkbar. Jeder fünfte Bundesbürger ist inzwischen täglich mit dem Rad unterwegs.
von Christa Herlinger
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer hat einen ehrgeizigen Plan entwickelt: Deutschland soll Fahrradland werden. 1,45 Milliarden Euro lässt der Bund sich das kosten. Die Kommunen können dank der aufgestockten finanziellen Förderung nun kräftig in ihre Rad-Infrastruktur investieren.
Auch in Essen wird in den nächsten Monaten einiges auf den Weg gebracht. Die Planungen zur Umweltspur auf der Schützenbahn und der Protected Bike Lane auf der Bernestraße sind beschlossen. Die Umweltspur darf auschließlich von Fahrrädern und Bussen befahren werden. Die Protected Bike Line bietet Radfahrenden ab Varnhorstkreisel eine Verbindung Richtung Süden. Realisiert werden sollen die Projekte noch in diesem Jahr.
Mehr Fahrradverkehr: Drei Fahrradstraßenachsen für Essen
"Wir möchten den Anteil des Radverkehrs gegenüber dem motorisierten Individualverkehr ausbauen", wird Essens Oberbürgermeister Kufen nicht müde zu betonen. Ein wichtiger Schritt hin zu diesem Ziel sind die Fahrradachsen. Insgesamt drei (A, B, C) von ihnen sollen mit einer Gesamtlänge von 12,8 Kilometern eingerichtet werde. Sie sind wichtige Verbindung zwischen den Stadtteilen und Teil des Radhauptroutennetzes der Stadt. Das hat derzeit noch erhebliche Lücken. Die fehlenden knapp 50 Kilometer sollen aber bis 2025 geschlossen sein.
Die Fahrradstraßenachse A durchzieht die Stadtbezirke I und III und soll sich, beginnend in der Witteringstraße, bis zur Kerkhoffstraße durch die Stadtteile Südviertel, Holsterhausen und Frohnhausen schlängeln. Bereits im Mai 2019 wurden zur Beteiligung der Öffentlichkeit zwei Befahrungen der potenziellen Route durchgeführt, entsprechende Ideen erörtert, vorgestellt und diskutiert.
Ende Januar haben Oberbürgermeister Thomas Kufen und der Vorsitzende des Bau- und Verkehrsausschusses Rolf Fliß per Dringlichkeitsentscheidung gemäß § 60 Absatz 2 Gemeindeordnung NRW die Planungen für die Fahrradstraßenachse A beschlossen, im Februar hat der Bau- und Verkehrsausschuss die Dringlichkeitsentscheidung bestätigt.
Los geht es im Südviertel
Laut Plan wird die Fahrradachse A im Südviertel ihren Anfang haben. Von dort aus geht es in westlicher Richtung über die Kahrstraße sowie die Germarkenstraße bis zur Menzelstraße. Über diese erfolgt anschließend die Fortführung in Richtung Nordwesten über die Keplerstraße und anschließend in nördliche Richtung über die Breslauerstraße und Mainzer Straße sowie die Frankfurter Straße und Busehofstraße bis zum Ende der geplanten Fahrradachse A.
Die Fahrradstraßenachse B wird sich über die Rüttenscheider Straße im Stadtteil Rüttenscheid erstrecken – im Abschnitt zwischen der Baumstraße im Norden und der Einigkeitstraße im Süden.
Die Pläne wurden kontrovers diskutiert. Es gab Termine mit Interessenverbänden sowie Treffer zweier interfraktioneller Arbeitskreise. Ende Februar fand eine Öffentlichkeitsveranstaltung im Ratssaal der Stadt Essen statt.
Kompromiss für die Rü
Konsequenz der Diskussion: Es gibt eine grundlegende Anpassung bei den Planungen zur Fahrradstraße auf der Rü. Der geplante modale Filter an der Martin- beziehungsweise Klarastraße, der für soviel Zündstoff gesorgt hat, wird zunächst hintenangestellt werden. Ursprünglich war der Plan, den Durchgangsverkehr auf der Rüttenscheider Straße im dortigen Abschnitt mit einem Abbiegegebot zu regulieren. Demzufolge hätte der aus Süden kommende Autoverkehr an der Martinstraße sowie aus Norden kommende Autos am Rüttenscheider Stern durch diese Regelung nicht mehr geradeaus in den besagten Bereich einfahren können.
Jetzt also ein Kompromiss: Zunächst wird die Errichtung der Fahrradstraße auf der Rüttenscheider Straße in Angriff genommen. Der modale Filter soll erst nach einer Evaluation nach einem Jahr umgesetzt werden, sofern es zu keiner Verringerung des Durchgangsverkehrs kommt.
Maßnahmen sind Teil des Vergleichs zwischen Stadt, Land und der Deutschen Umwelthilfe
Die Fahrradstraßenachse C durchzieht die Stadtbezirke VI und VII und soll, von Steele ausgehend, im Hünninghausenweg beginnen und sich durch die Stadtteile Steele, Kray, Stoppenberg und Katernberg bis zum Bolsterbaum schlängeln. Von Steele aus betrachtet startet die Fahrradachse C im Hünninghausenweg.
Mit den geplanten Maßnahmen möchte die Stadt Essen nicht nur für mehr Spaß und Sicherheit auf zwei Rädern sorgen. Die Bemühungen haben einen durchaus ernsten Hintergrund. Die Maßnahmen sind Teil des Vergleichs, den das Land NRW, die Stadt Essen und die Deutsche Umwelthilfe Anfang Dezember vor dem Oberverwaltungsgericht Münster geschlossen haben. Es geht um die Umsetzung der Maßnahmen des Luftreinhalteplans. Ansonsten ist das Thema Fahrverbote ganz schnell wieder auf der Agenda.
Planungen laufen auf Hochdruck
Deshalb wird mit Hochdruck gearbeitet. Ein Beispiel: Die Fahrradstraße auf der Rüttenscheider Straße soll bereits im September/ Oktober in Betrieb genommen werden, die Fahrradstraßenachse A bereits im Sommer.
Autor:Lokalkompass Borbeck aus Essen-Borbeck |
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