Auch in Essen nimmt Zahl der Elektroautos zu - Pro Monat werden es 100 mehr
Elektromobilität: Noch sind viele Fragen offen

Auch in Essen auf dem Vormarsch: der Elektroantrieb mit Lipo-Akku-Kraft (das Foto zeigt Akkus aus dem Modellbau). | Foto: dib
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  • Auch in Essen auf dem Vormarsch: der Elektroantrieb mit Lipo-Akku-Kraft (das Foto zeigt Akkus aus dem Modellbau).
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Ein Blick in die Verkehrsstatistik macht es deutlich: Ihr Anteil ist noch immer verschwindend gering. Von 353.411 zugelassenen Kraftfahrzeugen waren im Dezember in Essen 3.789 Autos mit einem Elektro- oder Hybridantrieb unterwegs. 908 von ihnen fahren rein elektrisch. Die Zahl der Elektroautos nimmt stetig zu. Mit 129 waren es in Essen im Dezember mehr als noch im November.  

von Christa Herlinger

"Eine positive Entwicklung", bilanziert auch Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen. Im Jahresdurchschnitt sind es rund 100 E-Fahrzeuge, die in unserer Stadt pro Monat hinzukommen. Die Stadt selbst geht mit gutem Beispiel voran, rüstet ihre eigene Flotte auf Hybrid-Fahrzeuge um. Und auch für die Bürger sollen Anreize geschaffen werden, bei der Neuanschaffung eines Autos über eine Alternative zum Verbrennungsmotor nachzudenken.

Viele offene Fragen

Doch noch sind mit dem Thema E-Mobilität viele offene Fragen verbunden. Wie hoch ist die Lebensdauer eines E-Auto-Akkus überhaupt, wie sieht die CO2-Bilanz der E-Flitzer aus? Und woher soll der Strom für die E-Autos kommen? Schaffen unsere Netze das oder besteht die Gefahr einer lokalen Netzüberlastung? Auch die Frage des Recyclings ist nicht ohne. Was passiert mit den Antriebsbatterien, welche Recyclingverfahren gibt es für den anfallenden Sondermüll? [/text_ohne]
Es ist erwiesen, dass in Ländern, in denen die Stromerzeugung klimaneutraler erfolgt als bei uns, die Umstellung auf E-Mobilität deutlich sinnvoller ist. Doch alles beim Alten zu belassen - kann das der richtige Weg sein?. Wenn es nach der deutschen Automobilindustrie geht, dann nicht.

Industrie will Wende erfolgreich meistern

Die Wende zur Elektromobilität soll in jedem Fall erfolgreich gestaltet werden. Die Industrie arbeite intensiv daran – und das in enger Abstimmung mit Politik und Gewerkschaft. Den Wandel zu begleiten, sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. „Der Zwischenbericht der Arbeitsgruppe 4 der Nationalen Plattform Zukunft der Mobilität (NPM) enthält dazu viele wertvolle Anregungen“, sagt Dr. Kurt-Christian Scheel, Geschäftsführer des Verbands der Automobilindustrie (VDA).
Doch ganz ohne Verluste wird es nicht gehen: „Die Mobilität der Zukunft bedeutet für Unternehmen und viele Arbeitnehmer tiefgreifende Veränderungen“, ist sich Scheel bewusst. Klar sei, dass der Umstieg auf die Elektromobilität Anpassungen erfordern und zu einem Rückgang der Beschäftigung am Standort Deutschland führen werde.

Schon viele Produktionsstandorte in Deutschland

„Es ist die gemeinsame Verantwortung von Industrie, Gewerkschaften und Politik, durch geeignete Maßnahmen Qualifizierung zu fördern und den Wandel gemeinsam zu gestalten, damit negative Arbeitsplatzeffekte möglichst gering gehalten werden können." Erste Ansätze sind erkennbar: Bereits heute gibt es mehrere Produktionsstandorte für Elektroautos in Deutschland, weitere nehmen die Fertigung in Kürze auf. Ähnliches gilt für Batteriestandorte im Inland.
„Unsere Hersteller werden bis 2023 ihr Angebot bei elektrifizierten Fahrzeugen auf über 150 E-Modelle verdreifachen. In alternative Antriebe - und dabei vor allem in die Elektromobilität - investieren die deutschen Hersteller und Zulieferer bis 2024 rund 50 Milliarden Euro“, macht Kurt-Christian Scheel die Dimension deutlich.

In der Anschaffung deutlich teurer

Laut ADAC, der Automobilclub hat einen Kostenvergleich für E-Autos erstellt, können sich E-Autos auch durchaus rechnen. Zwar sind sie in der reinen Anschaffung teurer, bei den Gesamtbetriebskosten (Steuern, Versicherung, Energiekosten etc.) können sie aber durchaus punkten. Voraussetzung: Es gibt günstigen Ladestrom und die Jahresfahrleistung ist entsprechend hoch. Auch in Sache Reichweiten hat sich einiges getan. Inzwischen gibt es immer mehr Elektroautos mit realen Reichweiten von 300 oder 400 Kilometern und Schnellladeleistungen von bis zu 150 kw. Gleichzeitig wächst das Schnellladenetz. Der ADAC kommt zu dem Schluss, dass auch längere Strecken immer besser mit Elektroautos zurückgelegt werden können.

Nachgelegt in Sachen Sicherheit

Und auch in Sachen Sicherheit haben die E-Flitzer nachgelegt. In Crashtests der Sachverständigenorganisation DEKRA haben Serien-Elektrofahrzeuge jetzt ihr hohes Sicherheitsniveau bestätigt. Fazit der Unfallforscher: Die getesteten Elektrofahrzeuge stehen vergleichbaren konventionell angetriebenen Fahrzeugen bei der Sicherheit in nichts nach.
„Die Schadenbilder aus den Crashtests sind vergleichbar mit denen an konventionell angetriebenen Fahrzeugen“, so DEKRA-Unfallforscher Markus Egelhaaf. „Das Hochvoltsystem der Elektrofahrzeuge wurde jeweils beim Crash zuverlässig abgeschaltet. Und trotz massiver Deformation der Antriebsbatterie kam es in keinem Fall zu einem Brand.“

Gleiches Sicherheitsniveau

Die großen Hersteller von Serien-Elektrofahrzeugen hätten es verstanden, mindestens das gleiche Sicherheitsniveau zu erreichen, das man von Verbrennerfahrzeugen kennt.
Was passiert allerdings, wenn ein E-Fahrzeug samt Akku Feuer fängt? Aktuell testen die Feuerwehren - auch in Essen - spezielle Löschtechniken. „Die ersten Erkenntnisse mit dem Verfahren sind positiv," so der DEKRA-Unfallforscher. Insgesamt, so das erste Fazit, können die Rettungsarbeiten mit den Mitteln der Feuerwehr ebenso schnell wie bei konventionell angetriebenen Fahrzeugen durchgeführt werden. Auch für Ersthelfer besteht keine erhöhte Gefahr.

Auch in Essen auf dem Vormarsch: der Elektroantrieb mit Lipo-Akku-Kraft (das Foto zeigt Akkus aus dem Modellbau). | Foto: dib
Kurt-Christian Scheel, seit Januar 2018 Geschäftsführer des Verbandes der Automobilindustrie, ist sich sicher, dass die Hersteller die Modellpalette noch erheblich erweitern werden. 
 | Foto: VDA
Autor:

Christa Herlinger aus Essen-Borbeck

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