Für André Weber gibt es nicht Spannenderes als das Leben der Beimers und Dresslers
Ein Leben für die Lindenstraße
![André Weber: diese Straße begeistert ihn seit vielen Jahren. | Foto: Debus-Gohl](https://media04.lokalkompass.de/article/2018/12/13/5/9831855_L.jpg?1558716010)
- André Weber: diese Straße begeistert ihn seit vielen Jahren.
- Foto: Debus-Gohl
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Else Klings Kittel ist Prunkstück von André Webers Sammlung Am 8. Dezember 1985 saß André Weber das erste Mal vor dem Fernseher und verfolgte gebannt den Start der Lindenstraße. "Ich kann mich noch deshalb so gut dran erinnern, weil es ein ganz neues Format war. Bis dato gab es keine Weeklys im deutschen Fernsehen", erzählt der Essener.
Wöchentlich, immer sonntags, wollte die Lindenstraße fortan in den Wohnzimmern der TV-Nation Einzug halten. Der damals Zwölfjährige Weber war sofort infiziert. Dabei waren sich die Kritiker nach der TV-Premiere sicher: Die Beimers, Dresslers und Klings überleben kein Jahr auf dem Bildschirm.
Damit lagen sie voll daneben. 33 Jahre lang dürfen die Fernsehzuschauer seitdem Woche für Woche zu Gast in der Münchener Nachbarschaft sein. Für André Weber, der Essener ist seit März 2002 Vorsitzender des Fanclubs "Jour Fix. Kölner Lindenstraße-Kult-Treff", ist der Sonntagabend im Regelfall fest verplant. Für die Lindenstraße. "Ich habe die allermeisten Folgen live gesehen", erzählt er.
1.000 Folgen auf VHS-Kurzkassette
Archiviert hat er sie alle, die ersten 1.000 auf VHS-Kurzkassetten. Den Rest digitalisiert. Mit seinen 1.000 Kassetten hat es Weber sogar bis ins Guinessbuch der Rekorde geschafft. Seine Sammelleidenschaft rund um alles, was mit der ARD-Kultserie zu tun hat, und sein Engagement als Fanclub-Vorsitzender haben dem 46-Jährigen, der beruflich als Fachkraft für Saunaaufgüsse in Bocholt tätig ist, selbst zu einer Menge TV-Auftritte verholfen. In den 90er-Jahren war er ein gern gesehener Talkgast: Bei Bärbel Schäfer, Hans Meiser und auch bei Margarete Schreinemakers sprach er über seine ganz besondere Leidenschaft.
Zum Serienaus in der Tagesschau
Vor knapp drei Wochen hat er es sogar bis in die Primetime-Ausgabe der Tagesschau geschafft. Grund war die überraschende Bekanntgabe des Senders, die Lindenstraße einzustellen. Im Frühjahr 2020 soll die letzte Folge über den Bildschirm flimmern. Drehschluss wird bereits Ende 2019 sein. "Genaue Daten stehen aber noch nicht fest", berichtet der Essener.
Ein Leben ohne die Lindenstraße - das wird es für André Weber nicht geben. Höchstens eines ohne aktuelle Folgen. Doch noch hat der Essener nicht alle Hoffnungen auf ein Comeback an anderer Stelle aufgegeben.
Essen im Akropolis
Für den Mann, der in Folge 603 selbst eine kleine Sprechrolle in der Kultserie ergatterte, darüber hinaus unzählige Male als Komparse im Akropolis zu Abend aß oder mit einem Auto durch die Lindenstraße fuhr, steht eines aber schon jetzt fest: "Die Lindenstraße darf nicht sterben." Deshalb wird es mit dem Fanclub in jedem Fall weitergehen. "Und ich bin mir sicher, dass auch nach der letzten Klappe die Schauspieler den Kontakt zu uns nicht abreißen lassen werden."
Die zehn Mitglieder des "Jour Fix" haben jede Menge Stars aus der Kultserie in den vergangenen Jahren bei ihren Clubabenden begrüßen können. "Obwohl wir von Starkult nichts halten", schränkt Weber ein, "wir sind doch alle bloß Menschen." Es gab Besuche bei den Schauspielern, die Fanclubmitglieder waren in Wien, München oder Berlin. "Mit einer Darstellerin sind wir sogar auf die Piste gegangen", so Weber. Nicht in den Alpen, sondern in der Neusser Skihalle.
Kein Leben ohne die Serie
Ein Leben ohne die Lindenstraße? Dass es dies für André Weber nicht geben wird, wird langsam klar. Und daran sind nicht nur die vielen Erinnerungen an die Serienhighlights, der Hausmeisterkittel von Else Kling und andere Stücke aus seiner umfangreichen Sammlung Schuld. "Ohne die Lindenstraße", erzählt der Essener, "hätte ich meine Freundin nie kennengelernt, gäbe es unsere Beziehung nicht." Die gemeinsame Clubarbeit und Begeisterung für die Beimers, Klings, Dresslers oder Zimmermanns hat die beiden zusammengeführt und -geschweißt. Ganz sicher auch über das Serienende hinaus.
Autor:Christa Herlinger aus Essen-Borbeck |
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