Der Duft der Frauen
Die Lovestory zwischen Lola und Shadow läuft nun schon seit einiger Zeit. Shadow, ewiger Single, hatte sich in die selbstbewusste Hundedame verguckt, und letztendlich auch verliebt. Doch nachdem er einige Bekanntschaften verbockt hatte, hab ich ihm ein wenig unter die Pfoten gegriffen, denn seine Gefühle und Empfindungen, sowie die Tatsache, dass er endlich auf anderen Wegen schnüffeln möchte, haben ihn dann doch ein wenig verwirrt. Oftmals kam es zu recht intensiven Vater-Sohn-Gesprächen, die nicht selten zu neuen Erkenntnissen und Ansichten führten, auf beiden Seiten.
"Aufstehen Papa!"
Seine schlabbrige Zunge fährt über mein Gesicht, und konzentriert sich dann punktuell auf meine Ohren. Es ist (k)ein schönes Gefühl, wenn sein pansengeschwängerter, verdauungssaftdurchzogener Atem über mein Gesicht weht, während ich eine riesige Hundenase vor mir sehe, und er breitbeinig über mir steht.
"Alter, haste den Schuss nich gehört?" frage ich ihn im Halbschlaf.
"Wir müssen aufstehen Papa, heute is Mittwoch, Lola kommt zum Abendessen!"
"Aufstehen? Wir sind erst vor 11 Minuten schlafen gegangen, es ist zehn nach elf Du Sack" raunze ich ihn verschlafen an.
"Steh auf Papa, wir können ja schomma den Napf sauber machen und die Couch decken!" jault er mich freudig an.
"Shadow, wir müssen ersma schlafen, Lola schläft auch grad!" erkläre ich ihm.
"Ich muss Pipi" antwortet er mir.
"Watt? Wir waren grad draußen! Leg Dich hin und schlaf getz!"
Fünf Minuten später höre ich ein Flüstern:
"Papa, ich hab Hunger. Mein Magen knurrt. Fühlt sich voll komisch an, als wär'n da Flugzeuge drin!"
"Watt? Wenn Du noch mehr frisst, wird die Lebensmittelknappheit in Essen rapide zunehmen!" flüstere ich ihm zurück."Die Flugzeuge in Deinem Bauch sind kein Hunger Herbert, äähh Shadow, Du bis einfach nur nervös wegen morgen. Da hat man schomma ein flaues Gefühl im Magen. Leg Dich hin und versuch zu schlafen!" bitte ich ihn eindringlich, und es dauert knapp vier Minuten da höre ich:
"Papa...pssst Papaaaaa! Da is jemand in der Küche! Bestimmt ne Einbrecherin!" schaut er mich mit weit aufgerissenen Augen an.
Ich, grad aus dem nächsten Schlafversuch gerissen, horche angestrengt nach Geräuschen.
"Das is die tickende Uhr in der Küche Du Sack" pflaume ich ihn an.
"Könnte aber auch der Herd sein der noch an is! Fängt bestimmt gleich an zu brennen!" flüstert er total angsteinflößend.
"Verdammt, ich hab den ausgemacht, ganz sicher!" antworte ich.
"Ganz sicher? Ich riech da was verbranntes!" antwortet er schnüffelnd, und ich quäl mich schon wieder aus dem Bett. In der Küche war alles in Ordnung, keine glühende Herdplatte, keine Einbrecherin.
"Ich hab Hunger!"
"Nein!"
"Durst?"
"Nein!"
"Du Papa, zeigste mir nochmal den Trick mit dem Licht im Kühlschrank?"
"Nein!"
Während er weiter versucht, Zeit zu schinden, googel ich nach Adresse, Öffnungszeiten und Bahn-Verbindung zum Tierheim.
"Ein Kollege vonne Hundewiese war da schomma! Er sacht da wird man mehrmals am Tach gefüttert und man bekommt sein eigenes Zimmer! " entgegnet er mit verträumten Blick.
"Feierabend getz, ab ins Bett!
"Ich muss Pipi, dringend! Googel mal bitte nach Amnesty International!" bittet er mich, "unter Tierquäler müsste ein Fahndungsbild von Dir zu sehen sein!" frozzelt er mich an.
Ok, ich meinen Schlafjogginganzug ausgezogen, Klamotten zum Rausgehen angezogen, kurz kaltes Wasser ins Gesicht zum Wachwerden, und mit Leine inne Küche. Shadow liegt mit ausgestreckten Pfoten wie ein nasser Sack auf dem Küchenboden, und schnarcht wie ein Güterzug.
Ich fass es nicht. Zieh mich wieder um, gehe leise zum Bett, und kuschel mich wieder unter die warme Decke. Gottseidank.
"Papa? Geh'n wir jetzt?"
Nach einer schlaflosen Nacht mit Diskussionen und Pinkelpausen in regelmäßigen Abständen wird es langsam hell. Um ca 5.15 Uhr konnte ich dann doch noch eine Stunde schlafen, weil Shadow im Flur vor dem Spiegel eingeschlafen ist, während er sich Gedanken um sein Fell machte.
"Guten Moooorgeeeennn" begrüßt er mich freudig, "gut geschlafen?"
Ich googel nach dem Strafmaß für das Aussetzen von Haustieren an Autobahnraststätten.
"Was gibt's zu essen? Hab Hunger!" schaut er mich verzweifelt an.
"Alter, Dein Napf is voll, geh mir nich auffn Keks!"
Nachdem ich geduscht hatte, wobei er mich durch die Milchglasscheibe beobachtete, ging es raus zur morgendlichen Runde.
"Du Papa, warum hast Du eigentlich kein Fell am Pipimann?" fragt er mich plötzlich.
"Ich...weil...Alter, geh auffe Wiese und les Zeitung " frotzel ich ihn an.
Nachdem alles erledigt war, gings zurück nach Hause. Shadows Gang war irgendwie anders. Er lief nicht, er stolzierte. Als hätte er jeden Muskel angespannt, und Stoßdämpfer in den Pfoten.
"Gib nich so an! Sei Du selbst, Lola steht sicher nich auf Machos!" mache ich mich über ihn lustig.
"Oh doch", schaut er mich von der Seite an, "und überhaupt, woher willst Du fellloser Nackthund wissen was Frauen mögen?" lacht er sich einen weg.
Am Mittag kam seine Nervosität zum Höhepunkt. Als ich auf Toilette musste stand Shadow vor der Kloschüssel, und schleckte das Wasser raus. Lecker!
Bei der letzten Gassirunde vor Lolas Besuch hatte er aus Versehen einen Rentner angepinkelt, den er für einen alten Baum hielt, und wieder zu Hause angekommen verbrachte er eine halbe Stunde bei den Nachbarn, weil er sich mit der Etage vertan hatte, und durch eine offene Tür ins fremde Wohnzimmer auf die Couch ging und schlief.
Lola hatte ihren Besuch für halb sechs angekündigt, und fast war es soweit. Ihr erster Besuch in seinem Revier. Shadow war total nervös, er lief in der Wohnung hin und her, einmal stellte er sich in seine Kotz-Ecke, würgte, aber es kam nix raus.
Zwischen 17.01 und 17.28 Uhr sprach er kein Wort.
Dann klingelte es an der Tür
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Fortsetzung folgt...
Autor:Achim Feldhordt aus Essen-Borbeck |
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