Karl-Heinz Selmoser ist auch mit 86 Jahren ein gefragter Tenor
Weder Zeit noch Lust, das Singen aufzugeben
Dass er eine wunderbare Stimme hat, das hat man Karl-Heinz Selmoser schon als Kind bescheinigt. Bereits als Zehnjähriger sang er das "Stille Nacht, heilige Nacht" in der Weihnachtsuchte. "Um fünf Uhr in der Früh", erinnert sich der heute 86-Jährige an seinen ersten großen Auftritt in St. Barbara in Wanne-Eickel.
Bis heute hat die Begeisterung für das Singen nicht nachgelassen. Am morgigen Sonntag wird Karl-Heinz Selmoser wieder auf der Bühne stehen. Beim Konzert des Männer Vokal Ensembles Essen e.V. in der Matthäuskirche. Als Mitglied des 18-köpfigen Ensembles und als Solist. César Francks "Panis Angelicus" wird er dem Konzertpublikum vortragen.
Ehefrau Wilma hat ihn dieser Tage wenig zu Gesicht bekommen
Ehefrau Wilma hat ihren Mann in dieser Woche nicht allzu oft zu Gesicht bekommen. "Denn gerade in den Tagen vor einem solchen Konzert häufen sich die Proben", verrät Selmoser. Die Gattin ist Konzert-erprobt, weiß, was ein Sängerleben so mit sich bringt. Seit 61 Jahren ist das Paar verheiratet. "Ohne die Unterstützung meiner Frau hätte ich meinem Hobby niemals in dieser Art und Weise nachgehen können", räumt der Tenor ein. Dabei war er kurzzeitig sogar einmal "Chor-abstinent". Nach dem Umzug der Familie von Wanne-Eickel nach Borbeck." Das war im Jahr 1962", erinnert sich Selmoser. "Unsere drei Jungs waren noch klein, da wollte ich einfach mehr Zeit für die Familie haben."
Schwiegervater brachte ihn zurück ins aktive Chorleben
Doch lange hat die Chor-lose Zeit nicht angehalten. "Mein Schwiegerrvater hat mich am Abend vor dem Christi-Himmelfahrtstag mit auf ein Bier ins Bocholder Eck genommen", so Selmoser. Dort hatte sich der MGV Borbeck an diesem Abend zu einem Ständchen eingefunden. Und schon war es um den begeisterten Sänger geschehen. Bereits in der nächsten Woche war er bei der Donnerstags-Probe mit dabei. "Und direkt am ersten Abend gab es Ärger mit meiner Frau", lacht Selmoser. Denn mit der vereinbarten Rückkehr um 23 Uhr hatte es so gar nicht geklappt. Dem MGV, der später zur Sängervereinigung Borbeck wurde, ist Selmoser über viele Jahrzehnte lang treu geblieben. Bis zur Auflösung der Chorgemeinschaft in 2017. 46 Jahre war er Vorsitzender der Sänger, hat unzählige Konzerte und Chorfahrten organisiert. Doch mit dem Singen aufzuhören, das kam auch nach dem Ende der Sängervereinigung nicht in Frage. "Warum auch?", fragt Selmoser. "Schließlich macht es immer noch großen Spaß."
Postvorstand war begeistert vom "Einsamen Glöckchen"
Und auch beruflich hat die Singerei wichtige Weichen gestellt. Der gelernte Bergmann wurde Postler. Möglich gemacht hat es letztlich sein Vortrag des "Einsamen Glöckchens", mit dem die Don Kosaken große Erfolge feierten. "Ich sang damals im Postchor Wanne", erinnert sich Selmoser an den denkwürdigen Auftritt. Der Personalvorstand zeigte sich so begeistert, dass er mit dem jungen Bergmann ins Gespräch kam. "Er fragte mich, was ich beruflich mache und ob ich nicht bei der Post anfangen wollte." Selmoser zögerte nicht lange und sagte sofort zu. "Am Ende war ich über 40 Jahre bei der Bundespost." Davon viele in Borbeck. Zunächst im alten Postamt im Einsatz, nach 1975 dann im heutigen Gebäude an der Marktstraße tätig.
Halbes Brathähnchen als Lohn für einen Soloauftritt
Das große Geld hat Selmoser trotz vieler Soloauftritte nie mit seinem Gesang verdient. "Ich erinnere mich noch gut, in Gelsenkirchen gab es einmal ein halbes Hähnchen als Lohn. Das hab ich für die Kinder mitgenommen. Doch als ich zu Hause ankam, waren die längst im Bett und der Gockel kalt." Von den vielen Konzerten und Auftritten finden sich im Hause Selmoser unzählige CDs und eine Schallplatte. "Goldene Abendsonne" - so der Titel, den Selmoser auf Initiative von Pastor Albert Schmidt für die Gemeinde Thomas Morus eingesungen hat.
Es gibt keine Kirche in Borbeck, in der der Tenor nicht bei Brautmessen das Ave Maria gesungen hat. Auch zur Einweihung des neuen Trauzimmers 1996 im Schloß Borbeck war er der Erste, der den "Trauungsgesang" dort intonierte. Aber Selmoser kann auch anders. "Schließlich bin ich an einem Elften im Elften geboren." Wer sich im Borbecker Karneval auskennt, wird an den Entertainer-Qualitäten des Vollblut-Musikers keine Zweifel anmelden.
Als Solist und Chorsänger war der 86-Jährige auf vielen Bühnen zu Hause. Auch in zahlreichen Chören war er aktiv. Heute singt er im Männer Vokal Ensemble Essen. Foto: Norbert Janz Das Konzert "Besinnliche Adventszeit" des Männer Vokal Ensembles beginnt am Sonntag, 2. Dezember, 17 Uhr, in der Matthäuskirche an der Bocholder Straße 39. Als Gastchor ist Pro Musica Vocale aus Strockhövel mit dabei.
Musikalische Gesamtleitung: Martin Krause, Karten (10 Euro) an der Tageskasse. Konzert
Autor:Christa Herlinger aus Essen-Borbeck |
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