Vielfalt zum Anfassen in der Gesamtschule Borbeck
Veranstaltung vermittelt Wissen über die Gefahren von Fremdenfeindlichkeit und Vorurteilen

Bei der Veranstaltung lernen Schüler schon in jungem Alter, wie wichtig Offenheit gegenüber anderen Kulturen ist. Von links: Michael Sandler, Mohamed Labari und Guillermo Pineiro. | Foto: Roetering
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Es ist eine Premiere. Nie zuvor haben Mohamed Labari, Zakaria Nouri und Michael Sandler, die heute die Gesamtschule Borbeck besuchen, ihren Vortrag vor einem so jungen Publikum gehalten. Die drei engagieren sich in der Initiative JuMu, kurz für „Juden und Muslime“, die Vorurteile gegenüber Religionen und „fremden“ Kulturen abbauen und Menschen muslimischen und jüdischen Glaubens näher zusammenbringen will.

Schüler lernen religiöse Sitten und Bräuche kennen

„Esst heute nicht so viel von eurem Butterbrot“, mahnt Michael Sandler zu Beginn der Veranstaltung scherzhaft. Denn im Anschluss an den morgendlichen "Workshop" soll es ein kaltes Buffet geben, und zwar halal und koscher. Was das bedeutet, das wissen die meisten Kinder zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht. Doch sie werden schnell darüber aufgeklärt, dass Juden aufgrund ihres Glaubens viele Dinge nicht essen dürften. Es ist verboten, Milch und Fleisch zu mischen, erfahren die Schüler, die sofort die Gesichter verziehen. Das würde doch eh niemand machen. Sandler weiß es besser: „Na, zum Beispiel bei Schnitzeln mit Pilzrahmsauce!“. Gemeinsam mit seinen beiden Mitreferenten hat er bereits an mehreren Schulen in verschiedenen Stufen Vorträge über die Themen „jüdisches Leben in Deutschland und Antisemitismus“, „Rassismus und Fremdenfeindlichkeit“ sowie „Islam und Islamfeindlichkeit“ gehalten. Doch diese wichtigen Themen einem so jungem Publikum verständlich nahezubringen, das erfordert auch ein wenig Improvisation. Eine gute Stunde erzählt er über jüdische Feiertage, Traditionen, Bräuche und Essgewohnheiten.

Aus Vorurteilen können reale Gefahren entstehen

Aber auch über die Entstehung und Gefahren von Vorurteilen, und zwar aus eigener Erfahrung. Denn als Schüler einer jüdischen Schule erlebte er in seiner Jugend täglich, wie groß die Angst vor gewalttätigen Übergriffen auf jüdische Menschen in Deutschland tatsächlich ist. Während das Grundstück bereits mit Zäunen gesichert war, mussten die Schüler sich täglich zusätzlich einer Sicherheitskontrolle unterziehen, ehe sie das Gebäude betreten durften, „ähnlich wie am Flughafen“. Dies sei die sichtbare Folge von Vorurteilen, die gerade in den Köpfen der Menschen, die selbst noch keine Berührungspunkte mit Juden gehabt hätten, besonders guten Nährboden finden würden. Um genau diese Berührungspunkte schon früh zu schaffen, organisierte auch Klassenlehrer Guillermo Pineiro die Veranstaltung in seiner Klasse 5d.

„Alle Menschen sind gleich“

Nach über einer Stunde konzentrierten Zuhörens gibt es eine kleine Pause. Dann macht Zakaria Nouri weiter. Er erklärt die Ursachen und Gefahren von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Der studierte Islamwissenschaftler mit marokkanischen Wurzeln wuchs in Leverkusen auf, identifiziert sich als Deutscher. Dennoch sei sein Leben nicht „nur deutsch“. Nouri wurde dreisprachig erzogen, er erzählt von seiner Stimme im Kopf, die eben manchmal deutsch, manchmal arabisch und manchmal berberisch klinge. Seine dunklen Haare und sein arabischer Nachname seien für viele ein Grund, ihn als „Ausländer“ wahrzunehmen. Kerngedanke der interkulturellen Begegnung sei es deshalb ein Bewusstsein zu schaffen, dass alle Menschen gleich sind und es verdienen gleich behandelt zu werden. „Ganz unabhängig von Aussehen und Herkunft.“

Kinder erhalten einen Einblick in die muslimische Welt

Am Ende des spannenden Vormittags berichtet Mohamed Labari von Moscheen, Gebetsritualen und muslimischen Feiertagen. Einige Schüler kennen sich damit bereits aus, weil sie muslimische Freunde haben. Anhand der sogenannten „fünf Säulen“ erläutert er kurz und kompakt die Kernelemente des Islam, erlaubt den Kindern einen Einblick in die muslimische Welt. Die fünf Säulen, erklärt Labari, auf die sich jeder Muslim berufe, das seien das Glaubensbekenntnis, das rituelle Gebet, die soziale Pflichtabgabe, das Fasten im Monat Ramadan und die rituelle Pilgerfahrt nach Mekka, die jeder Muslim einmal im Leben unternehmen sollte.

Bei der Veranstaltung lernen Schüler schon in jungem Alter, wie wichtig Offenheit gegenüber anderen Kulturen ist. Von links: Michael Sandler, Mohamed Labari und Guillermo Pineiro. | Foto: Roetering
Zur Belohnung für's aufmerksame Zuhören gab es am Ende eine Stärkung.  | Foto: Roetering
Autor:

Alicia Roetering aus Essen-Borbeck

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