Neue Ausstellung in der Alten Cuesterey: Reduktion aufs Wesentliche
„Desktop“ ist die Ausstellung betitelt, die am Samstag in der Alten Cuesterey eröffnet wird. Und der Name ist durchaus wörtlich zu nehmen. „Was oben auf liegt, also 'on top of the desk', was für uns gerade wichtig ist, haben wir ausgestellt“, erklärt Volker Mannek.
Drei der vier jungen Künstler, die die neue Ausstellung in den Räumen am Weidkamp bestücken, sind in Borbeck keine Unbekannten mehr, haben doch Hannah Karcher, Hanna Kier und Volker Mannek vor zwei Jahren mit ihrer gemeinsamen Rauminstallation im Steenkamphof für kontroverse Diskussionen gesorgt.
Der Entschluss, damals eine Gemeinschaftsarbeit zu schaffen, entstand bei der Besichtigung des einzigartigen Ausstellungsraumes in dem alten Kotten am Reuenberg. Das Ergebnis war eine begehbare Raum-im-Raum-Installation aus Malerfolie.
Neues Konzept für gemeinsame Ausstellung
Das Konzept der diesjährigen gemeinsamen Ausstellung in der Alten Cuesterey ist ein ganz anderes. Verstärkt durch die Mitwirkung der Künstlerkollegin Lydia Jaster zeigt jeder der Vier eigene Arbeiten – neue und weiterbearbeitete aus den vergangenen Jahren.
Keine leuchtenden Farben sind zu sehen – die durchgehend farbreduzierten Arbeiten vermindern die Ablenkung und erfordern ein sehr genaues Hinsehen.
Volker Mannek hat digitale Bilder am Computer erstellt. „Man kann sich das vorstellen, wie eine digitale Lehmkugel, die ich forme und ziehe und Figuren entwickle“, erklärt er. So sind wie im Vakuum schwebende Körper entstanden, die sich vermeintlich schwerelos durch den Raum bewegen.
Die Grenzenlosigkeit und die unendlichen Möglichkeiten des Computers bezieht er in seine Arbeit mit ein. Unendlichkeit ist sowieso ein wichtiges Thema für Mannek. „Meine Arbeiten haben häufig religiöse Inhalte und die Unsterblichkeit der Seele ist auch ein Ausdruck von Unendlichkeit“, betont er.
Ganz in Weiß: persönliche Kindheitserinnerungen
Lydia Jasters Serie „Memories“ bezieht sich auf sehr persönliche Kindheitserinnerungen. Entstanden sind weiße Siebdrucke. Sie laden den Betrachter ein, genauer hinzuschauen, selbst zu assoziieren und vielleicht in eigenen Erinnerungen zu schwelgen.
Ihre Landschaftsfotografien sind bewusst in schwarz-weiß gehalten. Auch hier ist die Reduktion auf das Wesentliche erklärte Absicht. Obwohl alle Arbeiten in Deutschland entstanden sind, ist der Ort entrückt. „Meine Fotos sollen so aussehen, als könnten sie überall entstanden sein, es geht mir um die Weite und nicht um einen bestimmten Ort“, erklärt sie.
„Hier hat jemand seinen Putzlappen liegenlassen“ - könnte man meinen. Aber nein, drei von den wichtigen Haushaltshelfern sind an unterschiedlichen Stellen im Raum platziert und bilden eine Serie der Betonarbeiten von Hanna Kier. Bei der zweiten Serie sind Bruchstücke von Europaletten mit einer sehr aufwendigen Technik komplett aus Beton aufgebaut. „Es ist mir wichtig, mich mit banalen Alltagsgegenständen zu beschäftigen und das besondere Augenmerk, auch der Besucher, darauf zu richten“, schmunzelt sie.
Auch Hannah Karcher bleibt dem gemeinsam gesteckten Rahmen der Ausstellung treu.
Fiktive Landschaften mit Nadel und Faden
Sie hat Zeichnungen, die einen Blick von oben auf fiktive Landschaften zeigen, wiederentdeckt und mit ihrer zweiten Leidenschaft, dem Nähen verbunden. „Der Faden übernimmt die Bleistiftfunktion, die Arbeiten sind spontan auf der Maschine entstanden und zeigen den typografischen Landschaftsblick“, berichtet sie. Auch von Schnittmusterbögen hat sie sich inspirieren lassen und die Linien mit weißem Garn nachgenäht. „Es ist wie beim Nähen von Kleidern“, lacht sie, „Linien werden wieder aufgetrennt und neu zusammengesetzt und es ergibt sich eine völlig neue Linienführung“.
„Bei unseren monochromen oder sehr gedeckten Arbeiten muss man viel genauer hinsehen und den Blick aufs Detail richten. In Ruhe und Abgeschiedenheit kann man eine bessere Konzentration aufbauen und kann wesentlich besser beobachten, wenn der Blick nicht durch Farbigkeit abgelenkt wird", darin sind sich die Vier einig.
Sie hoffen, bei der Ausstellung viele kommunikationsbereite Menschen zu treffen. Volker Mannek hat digitale Bilder am Computer erstellt. „Man kann sich das vorstellen, wie eine digitale Lehmkugel, die ich forme und ziehe und Figuren entwickle“ erklärt er. So sind, wie im Vakuum schwebende Körper entstanden, die sich vermeintlich schwerelos durch den Raum bewegen.
Rahmenprogramm:Ausstellungen in der Alten Cuesterey ohne Rahmenprogramm, das ist nicht denkbar. Diesmal steht ein Workshop für Kinder auf dem Programm. Malen mit Acrylfarbe zum Thema das „bunte Ei“ ist das Angebot am 23. Juni, von 15.30 bis 17.30 Uhr überschrieben. Anmeldungen sind bis zum 22. Juni per E-Mail an hannahkarcher@gmx.de möglich.
Für Erwachsene ist eine Führung zum Thema: Was bietet die Kultur den Menschen, die hier leben? geplant. Hinter dem Titel verbirgt sich eine Borbeck-Führung mit künstlerischem Blick. Diese findet statt am Donnerstag, 30. Juni, Treffpunkt ist um 18 Uhr am Eingang.
Die aktuelle Ausstellung wird am Samstag, 18. Juni, um 15 Uhr in der Alten Cuesterey eröffnet. Die Ausstellung läuft vom 19. Juni bis 3. Juli. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 15 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei Workshop
Text: Doris Brändlein
Autor:Christa Herlinger aus Essen-Borbeck |
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