Regenbogenfamilie und Baby
Lesung von Kathrin Schrocke am Mädchengymnasium Borbeck im Rahmen der Buch- und Kulturtage

Nach der Lesung konnte die Autorin gleich eine Schar kleiner Fans um sich versammeln. Vor der Schule entstand das Erinnerungsfoto mit Ulrike Vetter vom Kulturbüro.  | Foto: Roetering
  • Nach der Lesung konnte die Autorin gleich eine Schar kleiner Fans um sich versammeln. Vor der Schule entstand das Erinnerungsfoto mit Ulrike Vetter vom Kulturbüro.
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Im Rahmen der Borbecker Buch- und Kulturtage bekommen die Sechstklässler des MGB Besuch von Kathrin Schrocke. Die Autorin liest aus ihrem Jugendroman „Mein Leben und andere Katastrophen“ und beantwortet den neugierigen Kids alle Fragen, die ihnen unter den Nägeln brennen.

„Wenn ich mein eigenes Buch verschenken will, muss ich es ganz normal in der Buchhandlung kaufen“, erklärt Schrocke und blickt in entsetzte Kinderaugen. „Denn es gehört mir gar nicht, obwohl ich es selbst geschrieben habe.“ Geballtes Insiderwissen für die jungen Zuhörer. Doch die sind schon ziemlich auf Zack, wenn es um's Thema Buchverkauf geht. „Marketing!“ kommt es aus der vorderen Ecke des Klassenzimmers geschossen, als Schrocke in die Runde fragt, warum Autoren beispielsweise bei der Gestaltung der Coverdesigns ihrer eigenen Bücher nicht wirklich viel Mitspracherecht hätten. 

Plädoyer für Toleranz

Dann wird zugehört. Relevanz hat der Roman, um den sich an diesem Tag alles dreht, allemal. Auch wenn der bereits vor vier Jahren veröffentlicht wurde. Thematisiert werden neben Pubertät und Teenager-Sorgen nämlich auch sogenannte „Regenbogenfamilien“. Barnie, Protagonistin der Geschichte, lebt Zuhause mit zwei Vätern. Im Zuge eines Schulprojekts muss sie sich rund um die Uhr um eine Babypuppe kümmern. Eine Aufgabe, die sie vor einige Herausforderungen stellt. Nicht zuletzt, weil sich die Familie ihres Mitschülers und temporären Kindsvaters Sergej gar nicht begeistert davon zeigt, dass sich ihr Sohn in einem Haushalt mit zwei Vätern „rumtreibt“.

Buch über besondere Familien

„Ich wollte ein Buch über 'besondere Familien' schreiben“, erklärt die Schriftstellerin. Anreiz dafür, sich einer Geschichte über gleichgeschlechtliche Partnerschaften zu widmen, sei für sie unter anderem die Debatte über die Thematisierung von Homosexualität im Schulunterricht gewesen, die vor einigen Jahren im Zuge des neuen Bildungsplans in Baden-Württemberg losgebrochen war. Wichtige Themen wie Gleichberechtigung und Akzeptanz wolle sie als Autorin in Schulen thematisieren können, gerade wenn dies für fest angestelltes Lehrpersonal nicht so einfach wäre, sagt sie.
Auch heute bespricht sie mit den Schülerinnen verschiedene Familienkonstellationen, plädiert für Toleranz gegenüber solchen, die vom „Mutter, Vater, Kind-Idealbild“ abweichen. Obwohl die Veranstaltung sich über zwei Schulstunden erstreckt, schafft Schrocke es, die Aufmerksamkeit der Mädchen stets bei sich zu behalten. Eine tolle Leistung, findet auch Ulrike Vetter vom Kulturbüro Essen, die sich ganz begeistert von der Lesung zeigt. „Man hätte eine Stecknadel fallen hören können“, sagt sie im Anschluss.

Buch- und Kulturtage ein Erfolg

Die Buch- und Kulturtage seien insgesamt auch in diesem Jahr wieder überwiegend erfolgreich verlaufen, findet die Organisatorin. Obwohl es schon eine Herausforderung sei, die heterogene Besucherstruktur durch Öffentlichkeitsarbeit zu erreichen und die zahlreichen Veranstaltungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene angemessen zu bewerben. Daher seien manche Veranstaltungen etwas weniger stark besucht, während sich beispielsweise bei einer Krimilesung auf der Polizeiwache kaum noch die Tür schließen ließ.
Wichtig ist den Organisatoren, dass die Künstler und Autoren sich wohl fühlten. Eine Devise, die sich auszahlt, weiß die Kulturbeauftragte. So sei es schon einige Male vorgekommen, dass Künstler Kollegen für's nächste Jahr ins Boot geholt hätten, erzählt sie freudig.

Autor:

Alicia Roetering aus Essen-Borbeck

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