"Ich würd es ganz sicher noch einmal so machen"
„Von Tuten und Blasen hatte ich keine Ahnung. Ich habe selbst nie ein Instrument erlernt.“ Dennoch ist Franz Josef Gründges eng mit der Musik verbunden. Nach 26 Jahren legt der Borbecker nun sein Amt als Vorsitzender des Förderkreises für das Schönebecker Jugendblasorchester nieder.
Es ist kein Abschied im Zorn. „Im Gegenteil“, versichert Gründges, „ich würde es heute noch einmal ganz genauso machen. Die Arbeit hat mir unheimlich viel gegeben. Ich habe eine Menge gelernt, kann Musik jetzt wirklich hören, sie einordnen. Und ich weiß, wie man im Nachwuchsbereich arbeiten muss.“
Das SJB sieht Gründges gut aufgestellt. „Und ich werde dem Verein und natürlich dem Orchester auch künftig mit Rat und Tat zur Seite stehen.“ Wie dies genau aussehen könnte, dazu hat sich der ehemalige Pädagoge bereits konkrete Gedanken gemacht. „Wir werden dem geschäftsführenden Vorstand die Idee unterbreiten, einen sogenannten Rat der Weisen einzurichten. Der könnte vermittelnd wirken, auch und gerade in etwaigen Konfliktsituaionen. Seine Mitglieder wären ja nicht in das operative Vereinleben eingebunden.“
Als Gründges vor 26 Jahren gefragt wurde, ob er das Amt des Förderkreisvorsitzenden übernehmen wolle, hat er lange überlegt. „Ich war Anfang 40, hatte berufliche Ambitionen als Lehrer am Gymnasium Borbeck und natürlich meine Familie.“ Die hat den Papa und Ehemann in all den Jahren machen lassen. „Und dafür bin ich dankbar. Denn ich habe durch meinen Beruf als Lehrer Kraft für mein Engagement beim SJB schöpfen können. Auch umgekehrt hat das all die Jahre gut funktioniert.“
Vor allem in der langen Zusammenarbeit mit Günter Eggert sieht Gründges heute ein besonderes Glück. „Wir waren wie Kopf und Herz, haben uns wunderbar ergänzt. Er konnte motivieren, begeistern, ich war für die Organisation und die Fakten verantwortlich. Herausgekommen sind zählbare Erfolge für das SJB. Wir konnten eine Menge Türen aufstoßen, Sponsoren auch in der Politik und Wirtschaft für die Arbeit der Schönebecker begeistern.“
Mit anderen zusammen etwas aktiv gestalten können, die eigenen Talente und Fähigkeiten zum Wohl der Gemeinschaft einzubringen - das waren die Dinge, die Franz Josef Gründges über all die Jahre an seinem Vorstandsamt geschätzt hat. „Es war eine spannende Aufgabe, oftmals eine echte Herausforderung“, blickt er auf so manch logistische und organisatorische Glanzleistung zurück.
„Einen Tag vor einer geplanten CD-Aufnahme ist uns der Tonmeister abgesprungen. Von meinem Schreibtisch aus habe ich alle möglichen Hebel in Bewegung gesetzt, schließlich in Berlin jemanden aufgetrieben, den wir uns mit dem zur Verfügung stehenden Budget dann auch wirklich leisten konnten.“
Die Finanzen und alle formal juristischen Dinge das SJB betreffend,fallen in den Zuständigkeitsbereich des Fördervereins. „Mir war sehr wichtig, dass wir das Schönebecker Jugendblasorchester als sympthatische Marke etablieren. Anfang der 90er wurde unser Logo entwickelt, wir haben eine Sponsorenmappe entwickelt, um den Bereich des Marketings zu optimieren.“ Auch in Sachen Musikpädagogik haben sich die Schönebecker einen Namen gemacht. Bereits im Jahr 2000 wurde das Programm „Haste Töne“ gestartet, das in den Schulen Kinder für Musik und die dazu gehörigen Instrumente begeistern möchte.
Dank finanzieller Unterstützung des Förderkreises, der durch die Eltern finanzierten Eigenanteile, dank öffentliche Zuschüsse und Sponsorenmittel konnte das SJB Konzertreisen in zahlreiche Länder unternehmen. „Dabei richtete sich das Hauptaugenmerk auf den Regionen, die fernab der gängigen touristischen Wege liegen.“
In Polen, in China und Ungarn haben die jungen Musiker mit ihrem Können begeistert, Kontakte zu Partnerorchestern geknüpft. „Die Reise nach Israel hat mit persönlich bis heute am meisten beeindruckt“, so Gründges.
1994 waren die Schönebecker in Yavne, einer Stadt südlich von Tel Aviv zu Gast. „Wir haben in einem Kibbutz gewohnt, es gab Konzerte und Jugendbegegnungen, einen Empfang bei der Stadt und auch Zeit, die Schönheiten des Landes zu genießen.“ Allerdings mussten die Essener während ihres Aufenthaltes auch die andere Seite Israels kennenlernen. Nur einen Tag nach einem Ausflug in den Norden des Landes wurde die Region dort beschossen. „Das war schon ein merkwürdiges Gefühl, als wir davon erfahren haben“, erinnert sich Gründges. Der hat für die 2005 anstehende Reise nach China ordentlich in die Pedale getreten. Bis nach Warendorf und wieder zurück führte die Sponsortour. Für jeden geradelten Kilometer gab es einen Euro. „5000 Euro sind damals auf diese Weise zusammen gekommen. Darauf bin ich noch heute stolz.“
Das Schönbecker Jugendblasorchester sieht Gründges für die Zukunft gerüstet. „Wir sind wie eine große Familie. Besonders schön ist es zu erleben, dass sich heute viele ehemalige Orchestermitglieder in der Vorstandsarbeit engagieren.“
Das Ende der 50-er Jahre gegründete Orchester zählt heute über 100 Mitglieder.
Autor:Christa Herlinger aus Essen-Borbeck |
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