Große Bühne für kleine Theater
Vorhang auf für „Großes Theater auf kleinen Bühnen“. In der Alten Cuesterey präsentiert der Kultur-Historische Verein im Rahmen seiner traditionellen Jahresausstellung historische Papiertheater aus der Sammlung des Esseners Christian Reuter.
Rund 40 Miniaturtheater, zumeist kleiner als ein Bananenkarton, umfasst die aktuelle Präsentation, die am Sonntag, 13. November um 16 Uhr eröffnet wird. Bühnenkulisse und Figuren wurden aus bedruckten Papierbögen ausgeschnitten und auf Pappe geklebt. „Mit Hilfe von Drähten lassen sich die Spielfiguren bewegen und im Raum in Szene setzen“, so Christian Reuter.
Das Papiertheater war seit der Biedermeierzeit beliebtes Spielzeug des Bildungsbürgertums. „Der Aufbau erfolgte im heimischen Wohnzimmer, im Kreise der Familie wurden dann populäre Theaterstücke oder auch Opern nachgespielt“, weiß der Sammler, der die Ausstellung in der Alten Cuesterey durch Guckkästen, Lithografien und Texthefte komplettiert.
Zu Beginn seiner Sammelleidenschaft stand für Christian Reuter die Erfüllung eines alten Kindheitstraums. Der gebürtige Leipziger entstammt einer theaterbegeisterten Familie, wuchs im Ostteil Berlins auf. „Mein Lieblingsspielzeug war ein altes Papiertheater, mit dem es frei nach Jules Verne in 80 Tagen um die Welt ging“, erinnert sich Reuter. Bei der Flucht in den Westen musste er das geliebte Theater zurücklassen.
1982 wurde während eines Urlaubs in Dänemark die Leidenschaft für das Papiertheater wieder erweckt. „Nach einem Besuch im Papiertheatermuseum kaufte ich einen Bausatz inklusive Figuren. Meinem Sohn und meiner Tochter habe ich damit Szenen aus Schneewittchen vorgespielt.“ Ein Jahr später entdeckte der Familienvater in einem Wiener Antiquariat 35 Bühnenbilder, die auch das kleine Theater aus Kindheitstagen geschmückt hatten. Damit war der Grundstein für die Reuter´sche Sammlung gelegt. Heute hat der Essener rund 150 Papiertheater und mehrere Hundert Ausschneidebogen und Kulissen in seinem Besitz. Auf Flohmärkten und bei Auktionen wird der Sammler häufig fündig, restauriert seine Schätze dann in stundenlanger Bastelarbeit bei sich Zuhause.
Jürgen Becker, Vorsitzender des Kultur-Historischen Vereins, freut sich über das gelungene Konzept der diesjährigen Jahresausstellung. „Besonders gespannt bin ich auf die Papiertheater-Aufführungen“, so Becker.
Am 10. Dezember spielen Horst Römer und seine japanische Frau Mutoko das aus dem alten Indien überlieferte Stück „Vasantasena“, eine Woche später zeigt das Ehepaar Martin und Sieglinde Haase aus Remscheid das Kriminalstück „Zeppelin“. Die Aufführungen beginnen jeweils um 18 Uhr.
Autor:Christa Herlinger aus Essen-Borbeck |
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