Füllvolumen: Fünftes Borbecker Salongespräch drehte sich um Zweifel
Zeit, Glück, Zukunft, Zuversicht und jetzt Zweifel: Die Borbecker Salongespräche feierten mit ihrer inzwischen fünften Auflage am vergangenen Donnerstag, 1. September, in der Alten Cuesterey ein kleines Jubiläum. Gast des Moderatoren-Duos Doris Brändlein und Wolfgang Sternkopf war nicht nur Unperfekthaus-Macher Reinhard Wiesemann, sondern auch Christa Herlinger, Redakteurin des Borbeck Kurier.
„Es ist einfach toll, dass heute so viele Besucher zu unserem kleinen Jubiläum gekommen sind“, freut sich Doris Brändlein über die vollen Stuhlreihen in der Alten Cuesterey. Einige der knapp 50 Gäste waren für Runde fünf der Borbecker Salongespräche sogar aus dem fernen Rüttenscheid, Herten und Bottrop angereist.
Längst nicht mehr halbvoll
Den Abend startete wie gehabt Kulturgeragoge Wolfgang Sternkopf mit einem kurzen selbstgeschriebenen Text. Die Oberzweifler im Publikum wusste der Autor hinterher mit einem Würfel zu beruhigen, der immer alle sechs Augen zeigt. Gibt das geeichte Spielgerät noch wenig Raum für Interpretation, gilt das Glas Wasser seit Ewigkeiten als bester Gradmesser für den eigenen Optimismus: halbvoll oder halbleer also? „Ich finde, es ist längst nicht mehr halbvoll, weil Doris schon viel zu viel getrunken hat“, zwinkert Redakteurin Christa Herlinger.
Für Kopfmensch Reinhard Wiesemann alles eine Frage von Denkmodellen und Sichtweisen der Wirklichkeit. Zwar sollte man schon aus bloßem Eigeninteresse die positive Interpretation wählen, aber Ungewissheit und Unsicherheit sind Teil des Lebensalltags des Gründers. „Herr Wiesemann, zweifeln sie etwa am Unperfekthaus?“, fragt einer der geschockten Gäste. „Auch manchmal, ja!“
Vom philosophischen Plausch ging's zur harten Realität der Politik, weil die Zahl der Zweifler an Angela Merkels „Wir schaffen das!“-Mantra sichtlich wächst. „Es ist gravierend, dass sich viele Menschen nicht mehr sicher fühlen, sogar Zweifel an den Rahmenbedingungen haben“, analysiert Herlinger. Angst spielt hier eine große Rolle, fehlende Informationen schüren die Sorgen nur weiter. Konsens der Runde: Die großen Parteien haben in Sachen Kommunikation jede Menge Nachholbedarf.
Auf der anderen Seite
„Ein wirklich schöner Abend“, resümiert Moderatorin Brändlein. „Die Leute haben richtig mitdiskutiert, die Kugel ist ins Rollen gekommen!“ Voll des Lobes ist auch Redakteurin Herlinger: „Es ist echt spannend, einmal auf der anderen Seite zu sitzen. Sonst stelle ich selbst die Fragen, diesmal musste ich mich den Fragen stellen“, schmunzelt die Borbeck Kurier-Chefin.
Die Fortsetzung der Salongespräche ist längst gemachte Sache. Das Thema für den 11. Mai 2017 bleibt vorerst geheim, verraten wird nur, dass zur Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen ein ganz besonderer Gast auf der roten Couch Platz nimmt. „Wer durchgehende Sätze sprechen kann, wird eben eingesackt“, lacht Sternkopf.
Autor:Alexander Müller aus Essen-Borbeck |
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