Drei und Drei gleich Sechs - Neue Ausstellung in der Alten Cuesterey - Gruppe 3+ und drei weitere Künstler

So unterschiedlich sich die Gestalter der neuen Ausstellung in der Alten Cuesterey in ihrer jeweiligen Kunstsparte auch ausdrücken – eines haben sie doch gemeinsam. Schon in der Kindheit fingen Manfred Boiting, Herbert Oettgen und Wilfried Rothmann an, sich für Kunst zu interessieren und auch selbst kreativ zu werden.

Die Gruppe 3+ hat wie jedes Jahr Künstlerkollegen zu einer gemeinsamen Ausstellung eingeladen und auch Jörg Dornemann, Lucie Funke und Sigrid Kuntz begannen schon in der Schule damit, ihren eigenen Kunststil zu entwickeln. Der hat sich über die Jahrzehnte natürlich verändert und auch weiter entwickelt.

Eine Ausstellung mit vielen Facetten

"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit." Dieses Zitat von Karl Valentin, das den Besucher am Eingang begrüßt, beschreibt treffend die Exponate. Und alle sechs Aussteller können aus der Erfahrung ihrer jahrzehntelangen künstlerischen Arbeit den Wahrheitsgehalt dieses Satzes bestätigen.
Jörg Dornemann war während seiner Berufszeit als Erdölgeologe in der ganzen Welt unterwegs. Unzählige Fotos sind entstanden, die er seit 2016 digital bearbeitet. Auch davor setzte er schon immer Schärfe, Unschärfe und besondere Lichtsituationen als Gestaltungsmerkmal ein. Durch die digitale Bearbeitung abstrahiert er die ursprünglichen Aufnahmen teilweise so weit, dass sie sich nur noch auf Farben in Formen reduzieren. So entstehen prächtige, leuchtende, farbsprühende Bilder, die den Blick magisch anziehen.
Sigrid Kuntz malerischer Schwerpunkt liegt zurzeit bei oft großflächiger Acrylmalerei, die im Rahmen ihrer jährlichen Malaufenthalte in einer internationalen Künstlergruppe auf Korfu, entsteht. „Ich male nur aus dem Bauch heraus“, betont Kuntz. Und so entstehen gefühlsgesteuerte Farb- und Flächenkombinationen, die aus Assoziationen der natürlichen Umwelt gewonnen werden.
Die Malerin und Bildhauerin Lucie Funke zeigt neue Holzskulpturen. Hat sie früher ganze Baumstämme mit der Kettensäge bearbeitet und damit dem Holz eine andere Struktur gegeben, bevorzugt sie jetzt ein „leichter zu bewältigendes Arbeitsmaterial“. Da sie ihre Liebe zum Holz nicht aufgeben wollte, fand sie das Material Anfeuerholz. Aus den unterschiedlich großen und breiten Hölzern, mit oder ohne Rinde, entstehen durch die Konzentration auf Form, Aufbau und Dimension leichte, durchlässige, architektonische Skulpturen. „Mir ist es wichtig, dem gefällten Baum in all seinen Erscheinungen seine Würde zurückzugeben, ihn in einen anderen Zusammenhang zu stellen und ihm dadurch eine neue Sprache zu geben“, erklärt Funke.
Manfred Boiting, der sich mit 14 Jahren als Bergmann beworben hatte, aber abgelehnt wurde, weil er zu schmächtig war, hat sich sein Leben lang für die Entwicklung des Bergbaus interessiert. Das drückt sich auch in seiner neuesten Arbeit - zwei goldene Briketts auf einer Säule in Szene gesetzt - aus. „Wie wertvoll Kohle war, dass Kohle Gold wert war und was es bedeutet, dass Kohle nicht mehr gefördert wird, das verarbeite ich in meinen neuesten Bildern und Skulpturen“ erzählt er.
Herbert Oettgen bleibt seinen tektonisch-konstruktiven Reliefs treu, experimentiert aber weiter mit Farben und Formen.
Wilfried Rothmann zeigt neue Drucke, die sehr statisch sind, aber durch ihre Farben zum genauen Hinsehen auffordern und seine Reihe "Begegnungen" weiterführen.

Text von Doris Brändlein