Ennepetaler Unternehmen entwickelt antivirale Kupferfolie
Mit Kupfer gegen Corona
Kupfer wird bereits seit Jahrtausenden verwandt. Der medizinische Nutzen von Kupfer ist seit dem Altertum bekannt. Massive metallische Kupferflächen besitzen nicht nur eine dauerhaft antimikrobielle Wirksamkeit gegen eine Vielzahl gramnegativer und -positiver Bakterien sowie gegen Viren, sondern können auch Mikroorganismen mit hohem infektiösem Risikopotential effektiv abtöten. Zahlreiche Studien, beispielsweise am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr München oder an der Universität Southampton haben das bestätigt. Die Alanod-Tochter Avir Surfaces GmbH aus Ennepetal hat jetzt gegen die Corona-Pandemie Aluminium mit Kupfer bedampft und die Sekundarschule am Breslauer Platz sowie das Reichenbach-Gymnasium mit der neuen Beschichtung Cuvimetal ausgestattet.
„Auch wenn im Kampf gegen die Corona-Pandemie die Aerosole im Mittelpunkt stehen, so kann Cuvimetal die Infizierung über Hände deutlich verringern“, erklärt Dr. Stefan Ziegler, Leiter für Forschung und Entwicklung bei Alanod. Die Übertragung von Viren über die Hände spielt beispielsweise auch bei Grippe-Viren eine große Rolle und bietet hier Schutz. Die Ennepetaler Firma ist ein Spezialist für Dünnschichtoberflächen auf Bandmetallen und produziert in industrieüblichen Mengen. Die Aluminiumbänder kommen beispielsweise in der Beleuchtungsindustrie zum Einsatz, aber auch in den Bereichen Automotive, Bau, Computer und Solarenergie. „Im Frühjahr haben wir uns Gedanken gemacht, wie wir die Eigenschaften von Kupfer für die Bekämpfung der Corona-Pandemie nutzen könnten. So haben wir mit Cuvimetal ein Produkt in zwei verschiedenen Stärken entwickelt, die als Folie oder Platte Oberflächen ummanteln oder verkleiden können.“ Dabei haben die Entwickler vor allem Oberflächen im Kopf gehabt, die häufig von vielen unterschiedlichen Personen berührt werden. Dazu gehören beispielsweise Griffe oder Lichtschalter. Theken in Arztpraxen, in der Gastronomie, in Sekretariaten oder Hotelbetrieben lassen sich mit der Cuvimetal Platte überziehen. Ob Folie oder Platte – die Eigenschaften sind gleich gut. Die Folie ist zum Vergleich etwa zehnmal so dick wie die haushaltsübliche Alufolie. Für beide Produkte gilt: „Im Labor konnte nachgewiesen werden, dass es bis zu 99,99 Prozent der Bakterien und Viren eliminiert.“
Die Entwicklung wurde durch die großzügige Unterstützung der Reichert-Alanod-Stiftung ermöglicht. Sie kümmert sich seit Jahren um viele Projekte im Bereiche Soziales, Kinder und Jugendliche, Bildung und Gesundheit. So wurden in der Vergangenheit beispielsweise unter anderem Eintrittsgelder für Kinder und Jugendliche in Freizeiteinrichtungen übernommen. Hier geht es nun um einen Beitrag zur Bekämpfung der Corona-Pandemie. In den Schulen wurden die Türgriffe ummantelt und die Theke im Sekretariat der Sekundarschule bekam ebenfalls eine solche Beschichtung.
Für Türgriffe, Lichtschalter und andere Oberflächen
Selbstverständlich, so Schulleiter Michael Münzer, ist dies eine zusätzliche Maßnahme zu den Sicherheits- und Hygienestandards wie Maskenpflicht, Desinfektionsmittel, Lüften und Abstand halten. Im Reichenbach-Gymnasium wurde Cuvimetal in einem Kursraum mit hoher Fluktuation eingesetzt. „Wir wissen aus der Wissenschaft und den zahlreichen Studien, dass das Corona-Virus auf Kupferflächen nach vier Stunden inaktiv ist. In Testverfahren lautet die zentrale Frage, ob die Virenlast auf einer Oberfläche so gering ist, dass sich niemand mehr infizieren kann.“
Ganz einfach war die Entwicklung und vor allem die vor der Anwendung notwendige Testphase nicht. „Einen bezahlbaren Testslot zu finden war gerade bei den Engpässen der Testkapazitäten nicht einfach“, weiß Dr. Stefan Ziegler. Deshalb vergingen von der Idee bis zur heute praktischen Umsetzung einige Monate. Aber es hat geklappt. In den nächsten Wochen begleiten die Entwickler die Schulen und schauen natürlich auf die Ergebnisse während der Pandemie. Dabei ist allerdings auch klar: „Das ist kein Produkt für die Ewigkeit. Denn in Kontakt mit Sauerstoff oxidiert Kupfer. Es verändert die Farbe und bildet eine Patina und das finden viele Menschen nicht so schön. Deswegen haben wir schon vor einigen Jahren immer stärker auf die Nutzung von Kupfer verzichtet. Nun machen wir uns allerdings aus gesundheitlichen Gründen die Eigenschaften dieses Metalls wieder zunutze. Wir experimentieren aber auch im Bereich der Lacke, sind aber hier noch nicht so weit.“
Theoretisch eignet sich das Material natürlich auch für die Medizintechnik und könnte beispielsweise in Krankenhäuser zum Einsatz kommen. „Hier liegen aber verständlicherweise die rechtlichen Hürden nochmal bedeutend höher“, so Ziegler. Er ist allerdings fest davon überzeugt, dass die aktuelle Pandemie die Nachfrage nach antivirablen und antibakteriellen Flächen steigern wird. Infos gibt es auch auf www.cuvimetal.com
Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
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