Ute Nerger war 2002 die erste Frau im Team der Feuerwehr
Tag der Feuerwehr in Ennepetal-Voerde

Bürgermeisterin Imke Heymann mit Löschgruppenführer Volker Engelking. Foto: Pielorz
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Der erste „Tag der Feuerwehr“ am, im und rund um das neue Gerätehaus der Einheit in Ennepetal-Voerde ist ein voller Erfolg. Verbunden wird dieses Event mit dem jährlich stattfindenden Leistungsnachweis der Feuerwehren des Ennepe-Ruhr-Kreises, bei dem die teilnehmenden Gruppen eine praktische Übung absolvieren und ihre Fingerfertigkeit bei „Knoten und Stichen“ unter Beweis stellen müssen; zudem sind ein Staffellauf in voller Ausrüstung und die Beantwortung von feuerwehrspezifischen Fragen zu absolvieren. Die Löschgruppe Voerde will diesen Tag nutzen, um einer breiten Öffentlichkeit interessante und informative Einblicke in die Arbeit der Feuerwehr gewähren zu können. Löschgruppenführer Volker Engelking und Ute Nerger, fünf Jahre sogar die einzige Frau bei den Ehrenamtlichen der Feuerwehr in Voerde, freuen sich über den großen Zuspruch.
Volker Engelking ist seit 1981 bei der Feuerwehr, zuerst in Witten, dann in Ennepetal. „Wir haben hier ja eine hauptamtliche Wache mit vierzig Personen, die von einer ehrenamtlichen Feuerwehr unterstützt wird. Sie besteht aus rund 150 Personen, dazu kommen noch die Ehrenabteilung und die Jugendfeuerwehr. Aktiv sind wir mit 33 Personen dabei, also gut aufgestellt“, zählt er auf und ergänzt: „Der Frauenanteil liegt bei zehn Prozent“. Das war nicht immer so, denn als Ute Nerger 2002 zur Feuerwehr nach Voerde kam, war sie die einzige Frau. Für sie – genauso wie für den Löschgruppenführer – ist der Dienst am Menschen eine wichtige Motivation. Aber auch die Kameradschaft ist von großer Bedeutung. „Wir sind hier wie eine große Familie“, sagt sie. Zur Wehr kam sie übrigens über den Tod ihres Vaters, der lange Vorsitzender des Heimatvereines war. „Die Trauerbekundung war sehr persönlich und den Dank wollte ich selbst überbringen. So kam es zu ersten persönlichen Gesprächen und dann war der Wunsch da, mitzumachen“, erzählt sie. Zu dem Zeitpunkt hatte Ute Nerger zwei kleine Kinder und war 35 Jahre alt. Ein halbjähriger Grundlehrgang stand dann für die erste Frau in der Voerder Wehr, die im „normalen“ Leben einen Bürojob ausübt, auf dem Programm. Löschen, Brennen, Gesetze, Maschinen, Handwerkszeug, wie man Schläuche ausrollt und anschließt, Fahrzeugkunde – es gab vieles, was sie lernen musste. Nach der Prüfung kamen die weiterführenden Lehrgänge zunächst auf Kreisebene. Wer diese absolviert hat, kann danach das Institut der Feuerwehr besuchen. Ute Nerger ist heute Unterbrandmeisterin. Sie erinnert sich an ihren ersten Brandeinsatz. „Das war gleich bei mir um die Ecke. Meine Mutter hat auf meine beiden Kinder ausgepasst, die noch klein waren. Später hat man mir erzählt, dass die Kinder immer gesagt haben, die kleine Frau da hinten, das sei ihre Mama. Sie waren wohl stolz auf mich.“ Ein paar Jahre im aktiven Dienst hat Ute Nerger noch vor sich – die Obergrenze der hauptamtlichen Feuerwehrleute liegt bei 60 Jahren, bei den Ehrenamtlichen sind es 67 Jahre. Ute Nerger ist Baujahr 1966. Bereut hat sie ihre Entscheidung nie. „Als ich meinen Mann kennenlernte, habe ich ihm gesagt, erst kommen die Kinder, dann die Feuerwehr und dann Du“, lacht sie. Ihr Mann hat das akzeptiert und unterstützt sie bei ihrer freiwilligen wichtigen Arbeit.
Angst bei den Einsätzen hat sie nicht, aber Respekt. „Das ist auch richtig so. Wir kommen manchmal aus dem Schlaf zum Einsatz und haben nur Minuten Zeit, bis wir losfahren. Wir müssen aufeinander aufpassen und für die Kameraden einstehen. Das ist wichtig.“ Dabei gelten für sie als Frau natürlich exakt die gleichen Regeln wie für die männlichen Kollegen. „Es gibt keinen Blick in den Spiegel und Nase pudern interessiert auch keinen“, lacht sie.

Jugendfeuerwehr sucht Verstärkung

„Der Job fordert“, sagt auch der Löschgruppenführer. Nicht nur in der reinen Arbeit, sondern auch im Hinblick auf die Familie. „Vor allem an Geburtstagen oder Weihnachten – man muss eben auch dann zum Einsatz raus, wenn es nötig ist.“ Dabei sind Brände nur ein kleinerer Teilbereich der Arbeit, viel öfter stehen technische Hilfsleistungen auf dem Programm. Die zwar gestiegenen, aber immer noch geringen Frauenquoten in der Wehr erklären sich beide so: „Wenn Frauen Kinder bekommen, ist das erstmal ein Fulltimejob und vielleicht sind die technischen Anforderungen für viele Frauen auch nicht so spannend.“ Zu Unrecht, wie Ute Nerger findet.
Was beiden sehr gefällt, ist das neue Feuerwehrgerätehaus am Friedhofsweg, also an alter Stelle. Das nach 712 Tagen Bauzeit am 19.12.2018 offiziell in Dienst gestellte neue Feuerwehrgerätehaus ist zwar noch nicht ganz fertig, aber fast. Ein Problem ist noch die Absauganlage für die Fahrzeuge. Die ist zwar montiert, funktioniert aber noch nicht. Auch die Belüftung im Umkleidebereich lässt noch auf sich warten. Die dort stationierten Fahrzeuge - Löschgruppenfahrzeug “LF-10”, Rüstwagen “RW-1”, Einsatzleitwagen/ Mehrzweckfahrzeug “ELW 1 (MZF)” für den Löschzug 2 (Voerde/ Oberbauer) sowie ein Pulverlöschanhänger – sind natürlich an einem Tag der Feuerwehr auch zu bestaunen. 17 Feuerwehren aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis und eine Gastgruppe aus Bonn sind gekommen. Und, darüber freut sich der Löschgruppenführer ganz besonders, eine Delegation aus Wagenitz im Havelland. Sie haben in den neunziger Jahren Fahrzeuge der Voerder Feuerwehr erhalten.
Für die Zukunft wünschen sich Volker Engelking und Ute Nerger vor allem eines: viele weitere Aktive, gern auch Verstärkung in der Jugendfeuerwehr (bei Interesse Kontakt über die Feuerwehr Ennepetal). „Es ist eine tolle und verantwortungsvolle Beschäftigung. Und man ist sich nach Einsätzen sehr bewusst, wie wichtig diese Arbeit ist. Die Kameradschaft in der Gruppe macht aus jedem Feuerwehrmann oder der Feuerwehrfrau Teil eines Ganzen – eine Erfahrung für das Leben.

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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