Drei südostpolnische Gesellen backen am Schwelmer Oberloh
Es fing an mit einem höflichen Schreiben in polnischer Sprache, das in einer 1700 Kilometer entfernten Lebensmittelfachschule nahe der ukrainischen Grenze verfasst worden war: ob man sich bei der Brotbäckerei Müller, die ihre schlesischen Spezialitäten vom Oberloh aus in die ganze Welt verkauft, wohl vorstellen könnte, einen polnischen Jung-Bäcker als Praktikanten aufzunehmen?
„Glücklicherweise konnte unser Mitarbeiter Artur Klak es übersetzen und ist mir auch jetzt eine große Hilfe“, erklärt Inhaberin Heidi Müller, die nach einem ersten Erkundungsbesuch des polnischen Direktors samt Deutschlehrer und Sekretärin seit dem 11. November nun gleich drei Praktikanten aus dem südostpolnischen Zamosc bei sich beherbergt. Sie haben ihre dreijährige Lehrzeit beendet und sammeln nun im Rahmen eines EU-Austauschprogrammes Berufs- und Auslandserfahrung zugleich. Die Bäckerei Müller finanziert den Flug und stellt Unterkunft und Verpflegung.
An Heiligabend fliegen sie mit verbesserten Berufschancen wieder nach Hause, und bis dahin sind sie in der Brotbäckerei Artur Müller eine große Hilfe. Sie bedienen den historischen, gemauerten Steinofen, sie lernen Stollen backen, bereiten die weihnachtlichen Mohnspezialitäten zu, die sie von zu Hause kennen, und sind völlig begeistert von den Weihnachtsplätzchen, dem schlesischen Natursauerteig-Brot und den dunklen deutschen Broten aus vollem Korn - in Polen isst man hauptsächlich weißes Brot. Sie haben auch schon im mobilen Ofen der Bäckerei Müller auf den Weihnachtsmärkten in der Umgebung Brot gebacken.
Besonders angetan haben es ihnen neben dem tollen Arbeitsklima in Deutschland die bedruckten Glühweintassen, die sie als Souvenir mitnehmen. Ebenfalls mit nach Hause nehmen kann einer der drei einen neuen Anzug, den Heidi Müller mit ihm gekauft hat - am 2. Feiertag heiratet nämlich sein Freund, und er brauchte noch etwas zum Anziehen. Und wie es aussieht, wird es demnächst auch einen Arbeitsvertrag für einen der Praktikanten bei der Bäckerei Müller geben.
Autor:Carmen Möller-Sendler aus Ennepetal |
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