Die Schwelmerin Waltraud Isken lebt seit 1958 in Kanada. Jetzt war sie auf „Heimatbesuch“
Dass sie schon seit mehr als 50 Jahren in Kanada lebt, hört man Waltraud Isken (80) nicht an: Unverkennbar der leicht westfälische Zungenschlag in ihrem fließenden Deutsch. „Mein Mann und ich haben daheim auch die deutsche Sprache immer beibehalten“, sagt sie.
Schwelm. Der Schreiner Hermann Isken stammte aus Linderhausen, seine Frau direkt aus Schwelm. „Er war zwei Jahre lang in Amerika in Kriegsgefangenschaft und wollte später immer wieder dorthin“, erzählte die Witwe jetzt beim Besuch in der alten Heimat. Es scheiterte letztlich an den amerikanischen Einwanderungsformalitäten, „aber Kanada nahm uns dann“, sagt Waltraud Isken.
1958 wanderten die Eheleute mit ihrem damals achtjährigen Sohn Wolfgang aus, zunächst nach Ottawa, wo sie 28 Jahre lang lebten. 1986 zogen sie dann nach Victoria, die Haupststadt von British-Columbia - 5000 Kilometer und drei Zeitzonen von ihrem Sohn entfernt, der in Ottawa geblieben ist, für die Regierung arbeitet und auch einen Sohn hat.
Seine Mutter lebt heute auf Victoria Island, der zweitgrößten Insel Kanadas. „Ich habe 900 Meter bis zum Pazifik, auf der anderen Seite kann ich verschneite Berggipfel sehen - es ist eine fantastische Wohnlage“, schwärmt sie. „Gerade heute früh bin ich spazieren gegangen und dachte mir, wie schön grün hier doch alles ist“, erzählte sie am Donnerstag der wap. „Aber dazwischen sieht man ja immer wieder Häuser - Kanada dagegen ist sehr groß, und es leben vergleichsweise wenig Menschen dort!“ Victoria, so erklärt sie, habe von ganz Kanada das mildeste Klima - Frühjahr und Herbst dauern sehr lange, im Sommer wird es kaum mehr als 22 Grad warm, im Winter gibt es selten Schnee - „es ist eben gemäßigt!“ Morgen, am Sonntag, fliegt Waltraud Isken wieder nach Hause: Mindestens elf Stunden Flug, dann noch anderthalb Stunden mit der Fähre - „das ist schon anstrengend!“
Sieben Wochen lang war die Wahl-Kanadierin jetzt bei Verwandten ihres Mannes in der alten Heimat zu Gast, bei Jutta und Gerd Löber, der 2. Vorsitzender des Fördervereins Gemeindehaus Linderhausen e. V. ist.
Klar, dass sie da am vergangenen Sonntag auch das Linderhauser Domcafé besuchte und sich dort die Spezialitäten ihrer alten Heimat schmecken ließ. „Überhaupt habe ich den Besuch in Deutschland ausgekostet und viele alte Bekannte getroffen - ich weiß gar nicht, wo die Zeit geblieben ist!"
Autor:Carmen Möller-Sendler aus Ennepetal |
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