Städtebauliches Konzept Ennepetal: "Man sieht doch nix"
Vor vier Jahren hat in Ennepetal ein Innenstadtdialog mit den Bürgern begonnen. Jetzt wird er fortgesetzt – auf der Basis des „Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepts“ (ISEK). Zwei Workshops im Haus Ennepetal sollen erneut die Bürger bei der Planung mitnehmen. Doch die sind zumindest in Teilen der Auffassung, in den letzten vier Jahren sei ja nicht viel geschehen.
Das weist die Verwaltung von sich. Bürgermeisterin Imke Heymann, Stephan Langhard, Fachbereichsleiter Bürgerdienste und Stadtentwicklung, Ulrich Höhl, Abteilungsleiter Stadtplanung sowie „My City“, der erst im Juni gegründete Verein für die Innenstadt unter dem Vorsitz von Barbara Mittag, sehen schon Ergebnisse – allerdings eher solche, die man nicht unbedingt sieht. „Stadtentwicklung ist ein langwieriger Prozess mit verschiedenen Fördertöpfen und vielen Gesprächen sowie dem Einhalten bestimmter zeitlicher Abfolgen“, gibt Stephan Langhard auch unumwunden zu. Es sei aber nicht richtig, dass in vier Jahren nichts passiert sei.
Gleichwohl: Manche Bürger haben genau diesen Eindruck. So berichtet eine geborene Ennepetalerin auf dem Workshop: „Ich habe zehn Jahre in Bonn gelebt und bin jetzt zurück. Ich war entsetzt. Was habt ihr mit der Innenstadt gemacht? Die ist tot, überall Leerstand. Und an vielen Orten ist es richtig dreckig. Da muss sich dringend etwas ändernd. Die Innenstadt verdient ihren Namen nicht mehr.“
Es muss sich etwas ändern
Ändern soll sich auch was – dafür hat die Verwaltung ja die Bürger erneut zusammen getrommelt. „Stadtumbau Ost“ und „Voerder Straße“ sind die zwei großen Themenbereiche. Und konkret sind die Wünsche auch: barrierefreie Erreichbarkeit der Kluterthöhle, das Erlebbarmachen der Ennepe durch eine offene Treppe zum Wasser, Gastronomie und ein Open Air Kino, flexible Raumkonzepte im Veranstaltungszentrum mit Ennepegarten, die (mindestens teilweise) Öffnung der Fußgängerzone, Kurzparkzonen in der Voerder Straße mit Treffpunkten.
Auch der Busbahnhof in seiner bisherigen Form soll überplant werden. Zurzeit läuft ein Verkehrsgutachten für die Innenstadt. Über das Ergebnis, so die Bürger, wünsche man Informationen. Verbindungen zwischen der Gasstraße und der Voerder Straße gelte es zu schaffen und vor allem müsse man mehr für die Sauberkeit tun. Namen wie „Himmelsleiter“ fallen, die zwar zur Kirche führt, im Aussehen hingegen die Anwohner eher an höllische Strukturen erinnert.
Neben der Diskussion um den Verkehr geht es auch um Wohnen. Hier will die Verwaltung wissen, ob sich die Bürger eine Öffnung der Innenstadt für den Wohnungsmarkt vorstellen können. Bisher ist im Bereich des Minna-Schmidt-Idar-Platz bis zum Berninghauser Kreisel („Innenstadt-Ost“) erdgeschossig nur der Handel zulässig. Hier sind die Meinungen geteilt: die einen finden Wohnen besser als Leerstand, die anderen befürchten weitere negative Konsequenzen für den Handel, wenn zwischen den Läden Wohnen möglich ist und sich dadurch die Händlerangebote noch weiter strecken. „Wir sind ja auch gerad angetreten mit dem Gedanken, den Einzelhandelsstandort attraktiver zu machen und zu überlegen, wie man Händler in die Innenstadt bekommt“, gibt Barbara Mittag, Vorsitzende von „MyCity“, zu bedenken.
Eine Absage erteilt wird der Überlegung eines City Outlet nach dem Vorbild von Bad Münstereifel. „Das geht hier gar nicht“, meint ein Ennepetaler. „Ich war mal da. Bad Münstereifel ist auch ohne Outlet eine schöne, kleine und schnuckelige Stadt. Ennepetal ist alles, aber nicht schnuckelig und die Ennepe fließt auch nicht durch den Ort“.
Aufgeschlossener steht man einer Beschilderung der Innenstadt gegenüber: Kluterthöhle, Haus Ennepetal, Platsch, Bahnhof und Industriemuseum, alles versehen mit Schildern inklusive Entfernungsangaben, kann man sich gut vorstellen. Dann aber sollte man in das System auch Blinde und Sehbehinderte integrieren, damit diese auch Möglichkeiten haben, sich zurecht zu finden.
Wie geht es weiter?
Viel Zustimmung bringt auch der Plan nach einem „Fuchsweg“, der vom Bahnhof zum Industriemuseum und dem Hülsenbecker Tal verlaufen soll. Die Trasse könnte durch die Innenstadt oder entlang der Ennepe laufen.
Wie geht es weiter? Am 18. Oktober sowie am 14. November tagt der Stadtentwicklungsausschuss. Am 23. November soll der Rat einen Beschluss fassen und bis Ende November muss der Förderantrag für die Bezirksregierung in Arnsberg stehen. Die Verwaltung machte im Workshop auch deutlich: Man habe hier gemeinsam mit den Bürgern Ideen gesammelt. Nicht alles werde sich entsprechend umsetzen lassen, schon gar nicht kurzfristig. Hauptsache, es wird etwas sichtbar! (anja)
Alle Fotos: Pielorz
Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
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