Solarenergie: Sonne scheint nicht immer – warum die Sonne nachts nicht scheinen muss

Quelle: Internationales Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR)

Trend-Meinung

Die Solarenergie ist unzuverlässig und nachts scheint die Sonne ja eh nicht. Dann müssen konventionelle Kraftwerke doch wieder einspringen.

Fakten

Fakt ist, dass konventionelle Kraftwerke für die Solarenergie nachts gar nicht einspringen müssen. Vergessen wird, dass abends und nachts die Stromnachfrage zurückgeht und gegenüber dem Bedarf am Tage um die Hälfte sinkt. Photovoltaikanlagen produzieren tagsüber aber genau dann Strom, wenn er dem Tagesgang der Nachfrage entsprechend benötigt wird:

1. Tagesgang der Stromnachfrage und des Kraftwerksbedarfs

Die Stromnachfrage in Deutschland verläuft jeden Tag nach dem gleichen Muster. Am geringsten ist die Stromnachfrage und damit der Bedarf an Kraftwerksleistung in den Nachtstunden gegen 03.00 bis 04.00 Uhr. Mit Beginn eines Tages steigt die Stromnachfrage an und erreicht ihr Maximum zur Mittagszeit. Danach geht die Stromnachfrage und der Kraftwerksbedarf sukzessive wieder zurück, bis in den Nachtstunden wieder der Minimumbedarf erreicht wird.
Für den Bedarf an Kraftwerken bedeutet das (s. Grafik), dass das Minimum an benötigter Kraftwerksleistung (an Werktagen 35.000 MW bis 40.000 MW) in der Nacht die Untergrenze dargestellt, bei der die Kraftwerke rund um die Uhr laufen (Grundlast).
Der im Tagesverlauf durch die steigende Stromnachfrage von Haushalten und Industrie ausgelöste zusätzliche Strombedarf bewegt sich in einer Bandbreite von 20.000 bis 25.000 MW und erfordert die sukzessive Zuschaltung weiterer Kraftwerksleistung, z.B. Kohlekraftwerke. Der Spitzenlastbedarf (i.d.R. mit Gaskraftwerken), d.h. die maximale Stromnachfrage in den Mittagsstunden liegt in Deutschland im Sommer bei etwa 60.000 bis 65.000 MW, im Winter bei rd. 70.000 MW.

2. Spitzenlast: Solarenergie stellt Leistung bereit, wenn sie gebraucht wird

Bildlich gesprochen beschreibt der Tagesgang des Strombedarfs eine Glockenkurve, wobei der obere Teil der Glocke die gegenüber dem Nachtniveau zusätzlich benötigte Kraftwerksleistung entspricht. Um diesen Mehrbedarf abzudecken, werden normalerweise bis zum Mittag immer mehr konventionelle Kraftwerke wie Kohle- oder Gaskraftwerke zugeschaltet.
Heute kann die zusätzliche Kraftwerksleistung zu großen Teilen mit Hilfe von Solarstrom- (gelbe Stäbe) und Windenergieanlagen (blaue Stäbe) abgedeckt werden. Dabei erweist sich die Solarenergie als besonders zuverlässig, da die Photovoltaik parallel zum Tagesgang der Stromnachfrage in Deutschland steigt und fällt. Und das nicht nur bei strahlendem Sonnenschein. Selbst an wolkigen Tagen erreicht der Beitrag der Solarenergie zur Spitzenlastzeit am Mittag eine Leistung von 10.000 MW und mehr, an sonnigen Tagen sind sogar bis über 20.000 MW möglich. Der Bedarf an konventionellen Kraftwerken (graue Stäbe) sinkt durch den Einsatz erneuerbarer Energien spürbar

Autor:

Sven Hustadt aus Ennepetal

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