Kommunen können zu Profiteuren der Energiewende werden
Quelle : Ministerium für Klimaschutz, Umwelt,
Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz
des Landes Nordrhein-Westfalen
Initiative „ZukunftsEnergienNRW“ startet in Anröchte. Die Vorzeigekommune produziert mehr Erneuerbare Energie, als sie verbrauchen kann. Minister Remmel besucht in den nächsten 60 Monaten 60 Orte, an denen schon heute Zukunftsenergien von morgen eingesetzt oder erprobt werden.
Die NRW-Landesregierung erwartet durch den Ausbau der Erneuerbaren Energien eine hohe regionale Wertschöpfung für die Kommunen. „NRW bringt die besten Voraussetzung mit, um zu einem der Gewinner der Energiewende zu werden. Deshalb setzen wir auf Zukunftsenergien und dezentrale Energiestrukturen, denn sie helfen, die regionale Wertschöpfung zu sichern. Von ihr profitieren auch die Kommunen und die Bürgerinnen und Bürger“, sagte NRW-Umweltminister Johannes Remmel zum Start der neuen landesweiten Initiative „ZukunftsEnergienNRW: Orte der Energiezukunft“.
Minister Remmel stützt sich dabei auf eine Studie des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) aus Berlin. Die Wissenschaftler haben ermittelt, dass bereits 2010 durch die Erneuerbaren Energien deutschlandweit eine kommunale Wertschöpfung von 10,5 Milliarden Euro erwirtschaftet wurde. Nach der Hochrechnung des IÖW steigert sich die Wertschöpfung deutschlandweit bis 2020 auf 13 Milliarden Euro – 50 Prozent davon durch Photovoltaik und Wind. Demnach könnten die Kommunen in NRW dann mit 2,6 Milliarden Euro profitieren.
Erneuerbare Energien sind neben der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK), neuen Energiespeichern und moderner Netzintegration der Schlüssel für die Umsetzung der Energiewende. Remmel: „Wir haben die Wahl: Wollen wir dabei sein oder wollen wir das Wachstum irgendwo anders stattfinden lassen? Die Landesregierung hat sich entschieden: Wir wollen eine pulsierende und lebendige Energiezukunft gestalten und vom Wachstum profitieren.“
Die Landesregierung hat sich deshalb für den Ausbau der Zukunftsenergien ein ambitioniertes Ziel gesetzt: Bis 2025 sollen mehr als 30 Prozent des Stroms in NRW aus erneuerbaren Energiequellen stammen. „Bei der Umsetzung sind gerade die Kommunen nicht nur wichtige Motoren, sie können auch zu großen Profiteuren werden“, sagte Minister Remmel. Viele Kommunen haben sich daher schon auf den Weg gemacht und können als Vorzeige-Orte der Energiezukunft bezeichnet werden (Schafft Ennepetal das auch irgendwann ? Anmerkung der Redaktion). Im Rahmen seiner neuen Initiative „ZukunftsEnergienNRW: Orte der Energiezukunft“ besucht Minister Remmel deshalb in den kommenden 60 Monaten 60 ausgewählte Orte, an denen die Energiezukunft von morgen schon heute Realität ist.
Zum Auftakt der ZukunftsEnergien-Tour besuchte Minister Remmel heute die Gemeinde Anröchte im Kreis Soest. Anröchte ist eine Plus-Energie-Gemeinde: Sie produziert mehr Energie aus erneuerbaren Energiequellen, als ihre Bürgerinnen und Bürger selbst verbrauchen können. „Hier wird beispielhaft vorgelebt, dass NRW mit seinen vorausschauenden Kommunen die richtigen Weichen für die Energiewende gestellt hat. Aktives Engagement vor Ort ist unabdingbar für die Umstrukturierung unserer Energieversorgung“, zeigte sich Johannes Remmel beeindruckt.
In Anröchte wird mit vier Biogasanlagen, 48 Windenergieanlagen und einer Vielzahl von Solaranlagen keine Gelegenheit ausgelassen, Strom und Wärme aus regenerativen Energiequellen zu erzeugen. Windkraftanlagen mit rund 44 Megawatt (MW) installierter Leistung erzeugten bis 2011 jährlich bis zu 70 Mio. Kilowattstunden (kWh), Photovoltaikanlagen produzierten laut Angaben der Kommune Anröchte ebenfalls bis 2011 jährlich bis zu 10 Millionen kWh Strom. Hinzu kommen Biogasanlagen mit 2.375 kW installierter Leistung, die jährlich zwischen 17 und 20 Millionen kWh pro Jahr erzeugen. Minister Remmel: „Somit wird in Anröchte das Doppelte des gesamten Strombedarfs durch regenerative Energien erzeugt.”
Seit dem Sommer 2011 sind zwei weitere Windenergieanlagen und zwei Solarparks (Anröchte und Anröchte Nord) errichtet worden, die nahezu zwei Millionen kWh pro Jahr erzeugen können. „Die Nutzung der erneuerbaren Energien ist inzwischen zum Markenzeichen unserer Kommune geworden. Wir, die Bürgerinnen und Bürger unserer Gemeinde, haben die Zeichen der Zeit längst erkannt und schon vor Jahren die Weichen Richtung Zukunft gestellt. In den letzten Jahren sind in der Gemeinde Anröchte ca. 50 Mio. Euro durch private Investoren und Bürgerinnen und Bürger in regenerative Energien investiert worden. Ein erheblicher Standortvorteil, da neben dem Aufbau von Know-how auch Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor in Anröchte entstanden sind. Inzwischen ist Anröchte für jeden ersichtlich eine zukunftsorientierte und zukunftsfähige Kommune”, so Anröchtes Bürgermeister Heinrich Holtkötter. Seit 2011 besitzt Anröchte ein Klimaschutzkonzept.
„Der Trumpf der Energieversorgung ist wohl die Energiebilanz von Altenmellrich“, meinte Minister Remmel beim Besuch vor Ort: Das Bioenergiedorf Altenmellrich verfügt seit 2011 über ein eigenes Nahwärmenetz, das mehr als 60 Haushalte im Ort mit Wärme aus einem Satelliten-Blockheizkraftwerk versorgt. Der geschätzte Jahresenergiebedarf an Strom in Altenmellrich liegt laut Angaben der Kommune bei rund 1 Millionen kWh, die Stromproduktion bei rund 43 Millionen kWh pro Jahr. Damit hat Altenmellrich bei der elektrischen Energie einen Eigenversorgungsgrad von über 4000 Prozent aufzuweisen.
Um das Biogas einer 1,5 Kilometer entfernten Biogasanlage nutzen zu können, wurde das Gas zunächst über eine Leitung ins Dorf transportiert und dann vor Ort in einem neuen Satelliten-Blockheizkraftwerk in Strom und Wärme umgewandelt. Dazu haben sich die Altenmellricher Bürger als Gesellschafter in der „Nahwärmenetz Altenmellrich GbR“ zusammengeschlossen, um ein eigenes Nahwärmenetz in Altenmellrich zu errichten. Seit Dezember 2011 werden 70 Prozent der Altenmellricher Haushalte mit Wärme aus nachwachsenden Rohstoffen versorgt. Altenmellrich darf sich offiziell „Bioenergiedorf” nennen. Dazu zählen Dörfer oder Gemeinden in Deutschland, die mehr als die Hälfte ihres Energiebedarfs aus regionaler Biomasse erzeugen. Die Kommune nimmt außerdem seit 2009 erfolgreich am European Energy Award teil, einem Verfahren zur Zertifizierung der kommunalen Nachhaltigkeitsaktivitäten. Anröchte hat die energetische Sanierung der kommunalen Gebäude als wichtiges Handlungsfeld erkannt: „Die energetische Sanierung ist ein Schlüssel zur Reduktion von Energieverbräuchen. So lassen sich nicht bloß Emissionen reduzieren, sondern gleichzeitig auch die Kostenbelastung für die Stadtfinanzen“, erklärt Lothar Schneider, Geschäftsführer der EnergieAgentur.NRW.
Autor:Sven Hustadt aus Ennepetal |
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