Herausforderungen im Stromnetz sind lösbar

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Berlin, 4. Juli 2012. In die deutschen Stromnetze wurde nach der Liberalisierung des Strommarktes 1998 viele Jahre lang zu wenig investiert. Der entstandene Modernisierungsstau muss endlich aufgelöst werden. Als Vorteil erweist sich, dass das Netz nun gleich auf das erneuerbare Energiesystem der Zukunft vorbereitet werden kann. Die Netzbetreiber sind nun am Zuge, die Investitionen in ihre Infrastruktur in Angriff zu nehmen. Anreize bestehen angesichts einer Rendite von mehr als neun Prozent. Zugleich darf das langsame Tempo bei der Modernisierung des Stromnetzes nicht als Vorwand dienen, Investitionen in den erforderlichen Ausbau Erneuerbarer Energien zu bremsen.

Ins Blickfeld gerückt sind die Stromnetze nicht zuletzt durch den kürzlich vorgelegten Netzentwicklungsplan der Übertragungsnetzbetreiber. Noch bis zum 10. Juli können Stellungnahmen zu diesem Plan eingereicht werden. „Dass die Erneuerbaren Energien den Modernisierungsbedarf in den Stromnetzen beschleunigen, ist unstrittig. Die Erneuerbaren Energien sind ein wichtiger Treiber für die Anpassung der Netzinfrastruktur. Gerne vergessen wird dabei allerdings, dass schon vor der Energiewende von 2011 erheblicher Investitionsbedarf bestand“, erinnert der Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien, Philipp Vohrer.

Von den 2009 im Energieleitungsausbaugesetz festgelegten rund 1.800 Kilometern an Trassen sind laut Bundesnetzagentur (BNetzA) bis jetzt erst 214 Kilometer gebaut. Zudem hat die BNetzA wiederholt auf Nadelöhre in den Netzen hingewiesen, die es für eine effiziente Nutzung Erneuerbarer Energien zu beseitigen gilt. Die Zahlen der BNetzA zeigen, dass die Netzbetreiber jetzt am Zuge sind, in ihre Infrastruktur zu investieren. „Nach der klaren Entscheidung für den forcierten Umstieg auf Erneuerbare Energien ist die Zeit reif, die Stromnetze an diesem Ziel auszurichten. Damit schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe: Modernisierung und Systemwechsel. Beides in einem Zuge zu realisieren, ist volkswirtschaftlich viel günstiger als ein isoliertes Vorgehen“, unterstreicht Vohrer.

Warnung vor Missbrauch des Themas Netzausbau

Die BNetzA hat mit ihrer Analyse besonders stark beanspruchter Leitungen – so zwischen Bayern und Thüringen oder zwischen Sachsen-Anhalt und Niedersachsen – wichtige Hinweise auf den künftigen Netzausbaubedarf gegeben. „Bestehende Engpässe im Netz dürfen nicht so gravierend werden, dass sie die Ausbaudynamik bei den Erneuerbaren Energien gefährden. Bisher ist dies auch noch nicht der Fall“, betont Vohrer. „Das wichtige Thema des Netzausbaus darf nicht missbraucht werden, um den forcierten Ausbau der Erneuerbaren Energien auszubremsen“, warnt der AEE-Geschäftsführer.
Flexibilisierung des Stromverbrauchs möglich

Das Energiesystem der Zukunft wird von den Erneuerbaren geprägt. „Ein flächendeckender Ausbau der Erneuerbaren Energien kann in Verbindung mit einer Flexibilisierung des Kraftwerksparks und des Stromverbrauchs den Bedarf an neuen Höchstspannungstrassen verringern“, erklärt Vohrer. Dies begründet er mit der dezentralen Struktur der Erneuerbaren. Moderne Verteilsysteme, sogenannte Smart Grids, können zur Entlastung der Übertragungsnetze beitragen. Sie können helfen, die bisher kaum erschlossenen Potenziale zur Steuerung der Stromnachfrage zu heben. „Das gilt für Gewerbe, Handel und Dienstleistungen ebenso wie für Privatverbraucher und Großabnehmer in der Industrie“, unterstreicht Vohrer.

Branche an Lösungen beteiligt

Zur Stabilisierung und Entlastung der Netze ist die Erneuerbare-Energien-Branche selbst an Lösungen beteiligt. „Moderne Windkraft- und Solarstromanlagen beherrschen alle relevanten Systemdienstleistungen, um Frequenz und Spannung im Netz stabil zu halten. Ihre dezentrale Struktur entlastet die Übertragungsnetze. Für die Energiewende brauchen wir die Solarenergie ebenso wie die Windkraft, und den Norden Deutschlands genauso wie südliche Regionen“, sagt Vohrer.

Autor:

Sven Hustadt aus Ennepetal

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