EEG-Umlage: Verbraucher subventionieren Industrie
Quelle: Internationales Wirtschaftsforum Regenerative Energien
Münster – Die privaten Stromverbraucher in Deutschland subventionieren durch den Umlagemechanismus nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) zunehmend die stromintensive Industrie. Der norwegische Aluminium-Hersteller Norsk Hydro hat nun angekündigt, die Produktion am Standort Neuss wieder hochzufahren, u.a. wegen des günstigeren Strombezugs. Wie das Handelsblatt (Ausgabe vom 5.9.2012) schreibt, sei dies ein Beispiel dafür, dass der Boom der erneuerbaren Energien den stromintensiven Industrien wie z.B. der Aluminium-Herstellung Vorteile verschaffe. Norsk Hydro hat die Aluminium-Produktion in Neuss seit 2009 nur auf einem niedrigem Niveau von 50.000 Tonnen pro Jahr betrieben. Nun wolle man einige der stillgelegten Produktionsanlagen in Neuss im Verlauf des ersten Halbjahres 2013 wieder in Betrieb nehmen und damit die Erzeugung auf rund 150.000 Tonnen pro Jahr steigern. Wesentliche Voraussetzung dafür sei der Abschluss eines langfristigen Stromliefervertrages mit dem Versorger Vattenfall, heißt es Medienberichten zufolge.
Privilegien für stromintensive Industrien
Über den konkreten Strompreis, den Vattenfall und Norsk Hydro vereinbart haben, wurde nichts bekannt, doch dürfte dieser sich u.a. auch an den Strompreisen der Börse orientieren. Und die sind im vergangenen Jahr kräftig gesunken. Als Hauptgrund für die sinkenden Strompreise gilt die zunehmende Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. Dieser Strom aus Wind-, Solarenergie und Co. wird über die Strombörse verkauft und drückt derzeit den Preis nach unten. Das führt wiederum zu einer höheren EEG-Umlage, die auf die sog. nichtpriveligierten Letztverbraucher umgewälzt wird. Doch die stromintensiven Industrien wie beispielsweise die Aluminium-Industrie sind von der Beteiligung an der EEG-Umlage weitgehend ausgenommen. Sie zählen zu den privilegierten Letztverbrauchern. Norsk Hydro profitiert also einerseits von sinkenden Strompreisen und andererseits von der Ausnahmeregelung bei der EEG-Umlage.
Funktionsweise des EEG-Vermarktungs-Mechanismus
Die EEG-Umlage funktioniert wie ein Fonds mit Ausgaben und Einnahmen. Die Vergütungszahlungen an die Betreiber sind die Bruttoausgaben (in 2011: rd. 16,4 Mrd. Euro). Einnahmen entstehen aus den Verkaufserlösen für den EEG-Strom an der Strombörse (in 2011 laut EEG-Umlagekonto rd. rd. 4,4 Mrd. Euro). Die EEG-Umlage setzt sich grob aus den Vergütungszahlungen (Ausgaben), vermindert um die Verkaufserlöse (Einnahmen) zusammen, und beträgt für 2011 etwa 12 Mrd. Euro (vereinfachte Darstellung). Aus diesem Grund führt auch ein sinkender Strompreis an der Börse, was durch die zunehmende Vermarktung von EEG-Strom über die Börse derzeit feststellbar ist, paradoxerweise zu einer Erhöhung der EEG-Umlage. Als weitere Faktoren für die exakte Ermittlung der EEG-Umlage spielen noch eine vorzuhaltende Liquiditätsreserve sowie der Verlustvortrag aus dem Vorjahr eine Rolle. Der umzulegende Betrag für die Förderung erneuerbarer Energien wird durch die Ausnahmeregelungen für die Industrieverbraucher auf immer weniger Letztverbraucher verteilt und steigert die EEG-Umlage je kWh.
Autor:Sven Hustadt aus Ennepetal |
11 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.