Grüne lehnen Resolution gegen Klutertberg-Vermüllung ab
Diskussion um Müll am Berg

Stefan Voigt, Vorsitzender Arbeitsgruppe Klutertberg, hat die Nase voll. Gespräche und vertrauensbildende Maßnahmen sind nach seiner Meinung nicht ausreichend. Das sehen die Grünen anders. Foto: Pielorz
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Mehrfach wurde zu dem Thema berichtet: Der Klutertberg, das nationale Denkmal in Ennepetal,vermüllt zunehmend. „Nachdem der gemeinnützige Arbeitskreis Kluterthöhle e.V. schon seit Jahren die inflationär zunehmende Vermüllung des Kluterberges angeprangert und das Chaos oft in Eigeninitiative beseitigt hat, ist jetzt eine Schwelle überschritten, die harte Gegenreaktionen notwendig macht“, sagt Stefan Voigt. Der Höhlenforscher, Landschaftsgärtner, Firmenchef und ehrenamtlicher Landschaftswächter hat einen Brandbrief an die Politik geschrieben, als Firmenchef einen Teil des Geländes gekauft. Mittlerweile sah er sich gezwungen, Bänke abzumontieren, Schilder aufzustellen und eine Videoüberwachung zu installieren. Am 11. Februar ging die Resolution in den Rat der Stadt Ennepetal und wurde mit großer Mehrheit angenommen. Gegenstimmen gab es von den  Grünen. Mit Bedenken stimmten die Linken der Resolution zu. 
„Der Rat der Stadt Ennepetal bekennt sich zu der besonderen Bedeutung dieses Naturschutzgebietes und unterstützt den beigefügten Brandbrief des Arbeitskreis Kluterthöhle e.V. Auch aus Sicht der Stadt Ennepetal ist es zwingend notwendig, das Naturschutzgebiet mit seiner besonderen Bedeutung für Ennepetal entsprechend zu schützen und die Einhaltung der dortigen Regeln streng zu überwachen. Daher bittet die Stadt Ennepetal um entsprechende Überwachung der Naturschutzgebiete. Gegebenenfalls käme dazu das Projekt des RVR zur Bereitstellung von Rangern oder andere Möglichkeiten in Betracht.“ Ferner wünscht sich die Stadt Ennepetal ein Alkoholverbot in diesem Bereich. Die Resolution hat eine Adresse: Landrat Olaf Schade. Soweit ist alles klar.
Allerdings: Die Grünen stimmen dagegen. Das Problem der Vermüllung sehen sie durchaus, aber: Prof. Dr. Kurt Bienert von den Grünen begründet die Nein-Stimmen damit, dass man sich eher eine soziale Kontrolle wünsche als Verbote und Strafen. Man setze auf Streetworker. Auch Petra Backhoff (Grüne) sieht den Ansatz eher in der Devianzpädagogik. Devianz bezeichnet in der Psychologie abweichendes Verhalten, also alle diejenigen Verhaltensweisen und Handlungen, die nicht mit sozial einflussreicheren Erwartungen (Regel, Normen und Werten) von Gruppen, Institutionen bzw. der Gesellschaft insgesamt übereinstimmen. Devianz ist ein Handeln von Menschen, das gegen gesellschaftliche Normen verstößt und von der Allgemeinheit mit negativen Sanktionen bedroht ist. In einem Schreiben, welches der Redaktion vorliegt, argumentieren zumindest einzelne Grünen-Vertreter vor dem Hintergrund des Kinder- und Jugendhilfegesetzes, welches dazu rät, fachlich kompetent und in schwierigen Fällen kreativ auf der Basis des Vertrauens und der Überzeugung mit den gefährdeten und gefährlichen Minderjährigen umzugehen. „Es liegt auf der Hand, dass gefährdete, d.h. verunsicherte Kinder dazu neigen, sich ’unsozial’ zu verhalten. Schule will noch zu oft davon nichts wissen, weil sie in vorgegebener Zeit Leistungsziele erreichen muss, um ihren Ruf (Wettbewerb in der Region) fürchtet und ihr die devianzpädagogischen Kompetenzen fehlen. Differenzen aushandeln und gemeinsame Werthandlungen entwickeln sind sozialpädagogische Aufgaben,“ heißt es in dem Schreiben.

"Gespräche bringen nix mehr"

Völlig anderer Meinung ist Stefan Voigt. „Gespräche und Ermahnungen bringen nichts. Alle Gesellschaftsschichten beteiligen sich an diesem hirnlosen Treiben. Enthemmte Alkoholiker bilden das Kernproblem. Dazu kommt noch Vandalismus. Für mich ist klar: Null Toleranz für Ignoranten, Asoziale und Idioten.“ Bußgelder für das illegale Entsorgen von Müll, im öffentlichen Bereich des Klutertberg ein Alkoholverbot, an Partywochenenden (warm und sonnig) Kontrolle und Sanktionierung durch zusätzlich eingestellten Ordnungsamtsmitarbeiter/Innen – das sei die Sprache, die verstanden werde. Denn es sei ja nicht so, dass die jungen Erwachsenen nicht wissen würden, was sie da tun. Die vom Arbeitskreis beschriebenen Zustände können seitens der Verwaltung bestätigt werden. Der Außendienst der Abteilung Ordnungswesen patrouilliert den Klutertberg nach wie vor regelmäßig im Rahmen seiner Möglichkeiten, so Voigt. Das vom Arbeitskreis beschriebene Problem verortet sich vom Bereich der Firma Thyssenkrupp Bilstein in der Höhlenstraße (erwachsene, ältere Männer die dort regelmäßig Alkohol konsumieren und die Schnapsflaschen fallen lassen) bis zum Übergang der Wanderwege zum Wohngebiet „An der Kehr“, wo regelmäßige Trinkgelage von Jugendlichen und jungen Erwachsenen stattfinden.
Die Ablehnung der Resolution gerade durch die Grünen hat bei Stefan Voigt – und nicht nur bei ihm – Kopfschütteln ausgelöst. „Man kann Probleme nicht immer nur mit einem harmonischen Tanz auf der Blumenwiese lösen“, sagt er aufgebracht. „Manchmal ist Tacheles angesagt.“ Jetzt warten die Kommunalpolitiker in Ennepetal auf eine Antwort von Landrat Olaf Schade.

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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