Bürgerbüro im Rollkoffer – Verwaltungsdienstleistungen bald auf Knopfdruck?
Wie kann man es schaffen, das Verwaltung in Zukunft die Daten “laufen” lässt und nicht die Bürger? Mit anderen Worten: Wie können zukünftig Verwaltungsdienstleistungen aus der Ferne und durch elektronische Medien erreichbar gemacht werden? Kann man bald am Automaten ein polizeiliches Führungszeugnis oder einen Personalausweis beantragen?
Peter Klinger schaut nicht nur auf ein 46-jähriges kommunales Berufsleben zurück, heute ist er Lehrbeauftragter der Fernuniversität Hagen und beschäftigt sich mit dem Thema “Rathaus 21 – Die E-Government Lösung”.
In Ennepetal gab Klinger hierüber im Auftrag der Bündnis 90 / Die Grünen einen lebhaften, anschaulichen und überaus kurzweiligen Vortrag, dem auch Gäste anderer politischer Fraktionen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung im Restaurant Lenjas aufmerksam folgten.
Denn: Alle Entwicklungen, die der Lehrbeauftragte aus anderen Kommunen berichtete, kommen ebenso auf die Klutertstadt zu. Dafür spricht beispielsweise die Tatsache, dass in absehbarer Zeit erhebliche Teile der kommunalen Beschäftigten in den Ruhestand gehen.
Noch konkreter: Ennepetal wird in den nächsten Jahren über 100 Beschäftigte alleine aufgrund der Altersgrenze verlieren.
Zur Grundvoraussetzung für ein E-Government (übersetzt: “Elektronische Verwaltung”) gehört die Errechnung der Produktpreise, was heißt, die Verwaltung muss herausfinden, was ein ausgestellter Personalausweis für die Kommune an Kosten erzeugt. “Die Musik in der Verwaltung spielt in den Prozessen und Arbeitsabläufen”, betont Klinger.
Damit ist gemeint, dass Arbeitsabläufe genau unter die Lupe genommen werden müssen. Hier ist der einzelne Mitarbeiter gefragt, der diesen Prozess tagtäglich ausführt.
Nur durch Prozessoptimierung – gepaart mit dem zunehmenden Einsatz von technischen Lösungen – kann die Stadt Ennepetal den Verlust der Mitarbeiter auffangen, so die Meinung des Fachmanns.
Denn, auch zum Thema “Neueinstellungen” hat Klinger ein klares Statement: “Sowohl die Haushaltslage, der Arbeitsmarkt als auch die tariflichen Gegebenheiten in Kommunen machen es äußerst schwer, qualifizierte Kräfte zu finden und zu binden”. Dabei nahm er den Zuhörern auch die Sorge vor der neuen Technik: “E-Government machen wir heute schon alle, wenn wir Geld am Automaten ziehen oder bei Amazon ein Buch bestellen“, so der Lehrbeauftragte.
Aus seiner Sicht ist der Weg zum Führerschein am Automaten nicht mehr weit. Technische Notwendigkeiten der Identität des Kunden seien durch den neuen Personalausweis beseitigt. Hierzu erklärte Wolfgang Schrey, Leiter der Abteilung Personal / Zentraler Service der Stadtverwaltung Ennepetal: “Wir sind noch nie an den technischen Herausforderungen bei solchen Projekten gescheitert, sondern immer an den Strukturen – da müssen alle an einem Strang ziehen“.
Für Klinger steht fest: “Dem Bürger muss eine Teilhabe am Schalter eingeräumt werden – ein Bürgeramt im Rollkoffer, die Entscheidung dazu muss aus der Verwaltungsspitze kommen“.
Sven Hustadt, Sprecher des Grünen Ortsverbandes forderte: “Wir brauchen ein planvolles Vorgehen, Schritt für Schritt mit Konzept und Augenmaß. Jede Dienstleistung – wie beispielsweise ein ortsansässiges Bürgerbüro – kann sicherlich nicht durch Technik aufgefangen werden“.
Wir stellen hier für alle interessierten Bürgerinnen und Bürger den Vortrag von Herrn Dipl.-Verwaltungswirt Peter Klinger von unserer Veranstaltung vom 22. Oktober 2012
als Download zur Verfügung.
DownloadE-Government Ennepetal
Autor:Sven Hustadt aus Ennepetal |
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