Landschaftswächter und Höhlenforscher Stefan Voigt klagt an
Null Toleranz bei der Vermüllung am Klutertberg

Stefan Voigt will den Klutertberg vor der Vermüllung retten. Der Höhenforscher, Landschaftsgärtner und ehrenamtliche Landschaftswächter geht gemeinsam mit Unterstützern mit seinen Forderungen in die Politik. Foto: Pielorz
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  • Stefan Voigt will den Klutertberg vor der Vermüllung retten. Der Höhenforscher, Landschaftsgärtner und ehrenamtliche Landschaftswächter geht gemeinsam mit Unterstützern mit seinen Forderungen in die Politik. Foto: Pielorz
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Ich treffe Stefan Voigt am Eingang der Kluterthöhle. Nein, diesmal geht es nicht in den Berg, sondern auf den Berg. Der Klutertberg, das nationale Denkmal, vermüllt zunehmend. Das will Höhlenforscher, Landschaftsgärtner, Firmenchef und ehrenamtlicher Landschaftswächter Stefan Voigt nicht mehr hinnehmen. Er hat einen Brandbrief an die Politik geschrieben. Als Firmenchef hat er einen Teil des Geländes gekauft und lässt dort ein unwiderrufliches Wegerecht für die Höhenforscher eintragen. Während andere Menschen Häuser, Autos oder Boote erwerben, kauft Stefan Voigt (58) Höhlen. Etwa vierzig Stück besitzt er bereits. Und weil ihm der Naturschutz am Herzen liegt, kauft er manchmal auch einen besonderen Weg – wie ein Teilstück am Klutertberg. Den entmüllt er regelmäßig in Eigenregie, natürlich mit helfenden Händen. Mittlerweile sah er sich gezwungen, Bänke abzumontieren, Schilder aufzustellen und eine Videoüberwachung zu installieren. Denn Stefan Voigt ist es leid: Immer wieder macht er den Dreck der anderen weg. Damit, so findet er, muss Schluss sein.
„Nachdem der gemeinnützige Arbeitskreis Kluterthöhle e.V. schon seit Jahren die inflationär zunehmende Vermüllung des Kluterberges angeprangert und das Chaos oft in Eigeninitiative beseitigt hat, ist jetzt eine Schwelle überschritten, die harte Gegenreaktionen notwendig macht“, sagt er. Ich will mir selbst ein Bild machehn. Gemeinsam mit Stefan Voigt mache ich in der Dämmerung einen Spaziergang am Klutertberg. Und schon nach ein paar Metern treffen wir auf die erste Gruppe. Ein paar Jugendliche stehen rum und quatschen. Wir grüßen und gehen zunächst weiter. Vorbei an Bänken und Mülleimern. „Kann doch nicht so schwer sein, den Müll richtig zu entsorgen“, findet Voigt. Er zeigt mir auf seinem Privatgelände die Videoüberwachung und das Schild, welches er aufgestellt hat. „Gespräche und Ermahnungen bringen nichts. Alle Gesellschaftsschichten beteiligen sich an diesem hirnlosen Treiben. Enthemmte Alkoholiker bilden das Kernproblem. Dazu kommt noch Vandalismus. Für mich ist klar: Null Toleranz für Ignoranten, Asoziale und Idioten.“ Stefan Voigt spricht deutliche Worte. Er ist es leid, um den heißen Brei herumzureden.
Mittlerweile treffen wir unterhalb des Hangs die nächsten Jugendlichen. Zwei sind es. Sie schauen zu uns rauf und machen sich schnell vom Acker, weil wir oben auf dem Weg stehen bleiben. Nur wenige Minuten später kommt der nächste junge Mann – läuft quer den Berg rauf. Stefan Voigt spricht ihn an. Mittlerweile ist es stockdunkel geworden. Der junge Mann kommt aus Afrika und versteht nicht gut Deutsch. Macht nichts, Stefan Voigt erklärt ihm alles auch geduldig in englischer Sprache. Er erklärt ihm auch, dass die Kluterthöhle und der Klutertberg Naturschutzgebiet und Nationales Naturmonument sind und das er bitte die Wege benutzen soll und nicht einfach querfeldrein rennen muss. In dem Moment fühle ich mich an die Diskussionen im hohen Norden erinnert, wenn Touristen querfeld über den Deich laufen.

Kontrollen gefordert

Am Klutertberg erkenne ich schnell: Hier ist viel los. Wir treffen in kurzer Zeit ziemlich viele Menschen, die hier unterwegs sind. Und das um diese Jahreszeit. „In lauen Sommernächten sieht das nochmal ganz anders aus. Unterhalb des Weges, auf dem wir hier stehen, an den Ufern der Ennepe, da wird gefeiert und es ist auch ein Umschlagplatz für Drogen“, erzählt der Landschaftsschützer. Mehr Kontrollen will er haben. Außerdem fordert Voigt ein Alkoholverbot im öffentlichen Bereich des Klutertbergs und die Festsetzung höchstmöglicher Bußgelder für das illegale Entsorgen von Müll. „Wenn hier nichts passiert, wird ein kleiner unbelehrbarer Teil der Bevölkerung alles das zerstören, was die Natur uns bietet und was die überwiegende Mehrheit der Bürger in langen Jahren aufgebaut hat“, sagt er. Die Aufwertung des Klutertbergs durch Wanderwege, Schautafeln, Skulpturen und Audiostationen mache nur Sinn, wenn das Grundproblem der Vermüllung durch den Menschen beseitigt werde.

Thema am 7. November im Rat

Das sieht Stefan Voigt übrigens nicht allein so. Neben den Mitgliedern des Arbeitskreises, dessen Vorsitzender Voigt ist, unterstützen auch die Heimatvereine in Ennepetal Milspe, Rüggeberg und Voerde die Forderungen. Auch sie haben an Bürgermeisterin Imke Heymann und den Stadtrat geschrieben mit der Forderung, dem Treiben endlich Einhalt zu gebieten. Der GeoPark Ruhrgebiet e.V. und der Landesverband für Höhlen- und Karstforschung NRW haben ebenfalls ein Schreiben an die Bürgermeisterin geschickt. Das gilt auch für Rot-Weiß Ennepetal-Rüggeberg e.V.
In der konstituierenden Ratssitzung am Samstag, 7. November, 9 Uhr, Haus Ennepetal, steht der Antrag auf der umfangreichen Tagesordnung. 31 Tagesordnungspunkte in öffentlicher Sitzung, darunter allein bei dem Tagesordnungspunkt „Anträge“ 15 verschiedene Punkte, sowie elf nicht-öffentliche Sitzungsthemen garantieren eine lange Sitzung.
Mittlerweile bin ich mit Stefan Voigt auf dem Rückweg unseres Spaziergangs. Die Gruppe der Jugendlichen, denen wir vor einer Stunde ganz am Anfang begegnet sind, sind immer noch da. „Ich habe da nichts gegen, wenn sie ihren Müll wieder mitnehmen und sich ordentlich verhalten“, sagt Voigt. Was er sich vor allem wünscht: „Es sollte die verdammte Pflicht und das Anliegen aller Ennepetaler sein, diesem Gebiet den größtmöglichen Schutz und Respekt zu erweisen. Derzeit muss man sich jedenfalls schämen, wenn man auswärtige Besucher durch den Wald führt.“

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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