Interview aus der Unterwelt
Gegenwart trifft Urzeit: Arbeitskreis Kluterthöhle und Geologischer Dienst NRW wollen gemeinsam arbeiten

Stefan Voigt taucht in seiner Freizeit gerne in die Unterwelt der Höhlen ab. Besonders die Kluterhöhle in Ennepetal hat es ihm angetan. Vom gleichnamigen Arbeitskreis ist er der Vorsitzende. Im Herbst steht eine verstärkte Zusammenarbeit mit dem Geologischen Dienst NRW an. Was das bedeutet, verrät Stefan Voigt im Interview  | Foto: Pielorz
  • Stefan Voigt taucht in seiner Freizeit gerne in die Unterwelt der Höhlen ab. Besonders die Kluterhöhle in Ennepetal hat es ihm angetan. Vom gleichnamigen Arbeitskreis ist er der Vorsitzende. Im Herbst steht eine verstärkte Zusammenarbeit mit dem Geologischen Dienst NRW an. Was das bedeutet, verrät Stefan Voigt im Interview
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Stefan Voigt, geboren 1963 in Ennepetal, ist weit über den Ennepe-Ruhr-Kreis hinaus bekannt. Der Höhlenforscher, Landschaftsgärtner, Firmenchef und ehrenamtlicher Landschaftswächter taucht ab in seiner Freizeit in die Unterwelt der Höhlen. Ein Bundesverdienstkreuz hat er schon und über den Fernsehbildschirm flimmerte er bereits mehrfach. Zu seinen Lieblingsprojekten gehört die Kluterthöhle in Ennepetal. Vom gleichnamigen Arbeitskreis, gegründet 1976, ist er der Vorsitzende. Im Herbst soll das bestehende Netzwerk noch intensiver werden durch eine ver-stärkte Zusammenarbeit mit dem Geologischen Dienst NRW. Wir haben mit Stefan Voigt gesprochen.

Von Dr. Anja Pielorz

Was ist der Arbeitskreis Kluterthöhle?
Voigt: Wer heute die Kluterthöhle besucht, taucht ab in Urzeiten. Nordrhein-Westfalen war vor 385 Millionen Jahren von einem warmen Meer bedeckt. Es bildeten sich zahlreiche, zum Teil sehr große Korallenriffe. Als der Meeresspiegel anstieg und sich die Umweltbedingungen änderten, starben die Riffe ab. Wo sich die Kluterthöhle befindet, bildete sich aus einem ehemaligen Korallenriff ein rund 12 Meter großer Kalkstein. Zu einem späteren Zeitpunkt bildete sich die Höhle heraus, fiel trocken, es bildeten sich Tropfsteine. Ein kleiner Bereich des weitverzweigten Höhlensystems ist heute für die Öffentlichkeit zugänglich. In dem weitaus größten Bereich wird nach wie vor geforscht. Das ist das Gebiet des Arbeitskreises, der natürlich nicht nur in der Kluterthöhle tätig ist.

Welche Projekte gibt es?
Zahlreiche. Wir bemühen uns beispielsweise seit vielen Jahren um die Frettlörhöhle in Wuppertal. Hier ist die Vermüllung von Höhlen ein großes Thema. Erst 2021 konnten wir mit einem neuen Eigentümer einen Vertrag zur Erforschung und Rettung der Höhle abschließen. 2019 haben wir in einer Höhle in Engelskirchen ein Windloch entdeckt und es bereits auf einer Größe von acht Kilometern vermessen. Das ist so spektakulär, dass wir mit diesem Thema in einer ZDF-Doku zu sehen waren. Und natürlich sind wir immer mit der Kluterthöhle beschäftigt. Das Kluterthöhlensystem wurde 2019 unter Mitwirkung des Geologischen Dienstes NRW zum zweiten Nationalen Naturmonument in NRW ernannt und steht damit unter besonderem Schutz. Bekannt ist die Kluterthöhe auch für ihre Behandlung von Atemwegs-erkrankungen, denn die extreme Luftfeuchtigkeit in der Höhle ist dabei sehr hilfreich.

Der Arbeitskreis arbeitet also schon länger mit dem Geologischen Dienst zusammen?
Natürlich und das sehr gut. Jetzt ist es unser Ziel, diese Zusammenarbeit in der Höhlenforschung zu intensivieren und zu formulieren. Der Geologische Dienst sucht gerne Kontakte zu Ehrenamtlichen, die in seinen Themenfeldern tätig sind. Mit 170 Mitgliedern, davon etwa 60 Vollzeitmitgliedern, gehört der Arbeitskreis Kluterthöhle zu den aktivsten Höhlenvereinen Deutschlands. Im Herbst wollen wir mit dem Geologischen Dienst NRW jetzt offiziell diese ganz besondere Kooperation eingehen.

Und die Mitglieder des Arbeitskreises klettern alle in Höhlen herum?
Voigt (lacht): Nein, nicht alle. Wer Fördermitglied bei uns ist, muss das auch nicht. Dafür haben die Fördermitglieder aber auch kein Stimmrecht. Doch unsere 60 Vollmitglieder, die müssen alle in die Höhlen rein. Aber das wollen sie ja auch.

Und das Faszinierende an Höhlen ist für Sie…?
Wer Zukunft denken möchte, muss Vergangenes verstehen. Zusammenhänge begreifen und unsere Geschichte erforschen – das mache ich seit vielen Jahrzehnten mit Leidenschaft. Ich war schon in Höhlen im Oman, Syrien, Laos, Kambodscha, Rumänien und den Alpen unterwegs. Die Natur zu schützen und aus ihr zu lernen, das begeistert mich. Und offenbar bin ich damit nicht allein, denn in der Corona-Pandemie hat unser Arbeitskreis dreißig neue Mitglieder gewinnen können. Unterwegs in der Natur oder in ganz besonderen Innenräumen wie eben den Höhlen sein – das berührt und fasziniert gleichermaßen.

Autor:

Lokalkompass Schwelm aus Schwelm

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