Gruppe aus Schweden erhält Anregungen bei Führung durch Milsper Kirche
// Architekt Hans Christoph Goedeking und Pfarrerin Ellen Härtel erläuterten das Renovierungskonzept. //
Ennepetal. Vielerorts werden Kirchengemeinden neu strukturiert und Kirchen umgestaltet – auch in Schweden. Vor zwölf Jahren wurden die Kirchen aus staatlicher Obhut „entlassen“ und in die Verantwortung der Kirchengemeinden übergeben. Das stellte die schwedischen evangelischen Kirchengemeinden vor neue Herausforderungen.
Zwar sind die Strukturen in Deutschland anders, doch auch hier wandeln sich Verhältnisse: Kirchengemeinden werden neu geordnet, Kirchen müssen umgewidmet oder an die neuen Verhältnisse angepasst werden. Auch die Ev. Kirchengemeinde Ennepetal-Milspe befindet sich in einem Wandel – Stichwort: Vereinigung mit der Kirchengemeinde Rüggeberg zur Gemeinde Milspe-Rüggeberg - und hat in den letzten Jahren das Gemeindezentrum an der Kirchstraße neu geformt. In diesem Rahmen wurden die Ev. Kirche Milspe umgestaltet und das Gemeindehaus gebaut, und beide Gebäude wurden mit einem Durchgang aus Glas, der bis 35 Personen Sitzmöglichkeiten bietet, verbunden.
Am Donnerstag wurde die Milsper Kirche zum Ziel einer Gruppe von 17 Theologen, Denkmalpflegern, Architekten und Mitgliedern der Gemeindeleitung aus dem schwedischen Malmö. Pfarrerin Ellen Härtel und Architekt Hans Christoph Goedeking führten die Gruppe durch die Kirche und das Gemeindehaus, erläuterten die Ausgangssituation, Planungen, zu überwindenden Hürden und den Verlauf des Projekts.
„Von 1998 bis 2005 wurden die Kirche, das Gemeindehaus und der Kindergarten umgebaut und saniert, sodass optimale Nutzungsmöglichkeiten für die gesamte Gemeinde entstanden sind”, meint Architekt Hans Christoph Goedeking, der die Umbauarbeiten geleitet hatte. Die Räumlichkeiten seien jetzt „heller, größer und wirken einfach freundlicher”.
Ellen Härtel beschrieb die Entwicklungsphasen der Kirche von der Errichtung 1896 bis zu den Renovierungen 1930, 1963 und 2005. Jedes Mal, so Ellen Härtel, „gab es einen neuen Altar und ein neues Kreuz“. Das jetzige Kreuz sei bewusst ausgewählt worden, weil es sehr unterschiedliche Deutungen zulasse. Architekt Goedeking gab als Anekdote zum Besten, dass er nach der Renovierung von einem Gemeindeglied angesprochen wurde, dass „die Decke in der Kirche sehr schön geworden sei“ – dabei war die Decke unangetastet im Originalzustand belassen worden.
Der Unterhalt kirchlicher Gebäude, insbesondere Kirchen, Kindergärten und Gemeindehäuser, hat seinen Preis; auch in Milspe war es ein Kraftakt und nur möglich, weil das Presbyterium schon in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts vorausschauend Ziele für das künftige Gemeindeleben festgelegt, Mut zum Verkauf kirchlicher Grundstücke und Gebäude bewiesen und Zukunftsvisionen in die Tat umgesetzt hat. Ausführlich schilderte Finanzkirchmeister Michael Schmidt die Möglichkeiten und Grenzen der Finanzierung solcher Projekte.
Axel Köpsell, Presbyter in der ev. Kirchengemeinde Düren, begleitete die Gruppe. „In Deutschland sind gute Lösungen zur Finanzierung der Kirchengemeinden gefunden worden”, meinte er. „Und mir ist die momentane Situation in Schweden bestens bekannt”, erklärte er. „An der Architektur und den Verwendungsarten der Kirchen möchten sich die Skandinavier nun Beispiele nehmen, sich inspirieren lassen und Fehler vermeiden – positive wie negative Beispiele.” Das Besuchsprogramm war umfangreich: 12 Beispiele in Köln, Düsseldorf und im Ruhrgebiet, und auch in Ennepetal.
Die Milsper Kirche ist schon zum zweiten Mal eine „Erste Adresse“ als Beispiel für eine gelungene Renovierung für eine Gruppe aus Schweden geworden. Im Februar 2010 war eine Kommission aus dem Bistum Uppsala hier zu Gast.
Autor:Heinz Kraft aus Ennepetal |
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