Begegnung der Kulturen: Christen und Muslime trafen sich im Mehrgenerationenhaus
Insgesamt 15 Vertreter/innen von vier Jugend- und Pfadfinderverbänden waren der Einladung des Arbeitskreises Christen und Muslime in Ennepetal gefolgt zu einem Info- und Begegnungsabend im Mehrgenerationenhaus Ennepetal.
Zwei christliche Pfadfindergruppen kamen aus der hiesigen Region: Die Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG), Stamm Herz-Jesu aus Ennepetal, die der katholischen Kirche nahesteht, und der Verband Christlicher Pfadfinder (VCP), Stamm Junker Jörg aus Gevelsberg, der der Evangelischen Kirche nahesteht. Aber auch der noch relativ junge, erst 2010 gegründete Bund Moslemischer Pfadfinder und Pfadfinderinnen Deutschland (BMPPD) war mit zwei Mitgliedern vertreten, einem Jugendleiter aus der Pfadfinderarbeit des BMPPD in Dortmund und die hauptamtliche Mitarbeiterin der BMPPD-Zentrale in Wiesbaden, Janin Bassal. Der BMPPD will unabhängig von islamischen Dachverbänden bleiben, versteht sich aber durchaus als religiös geprägt, bekennt sich aber in seiner Charta ausdrücklich zum Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. Spirituelle Richtlinie sind die Lehren des Korans und die Tradition des Propheten Mohammed. Zugleich sollen sich die jungen Muslime mit der Geschichte ihres Heimatlandes Deutschland auseinandersetzen und Verantwortung für ein friedliches Zusammenleben übernehmen. Darüber hinaus waren auch vier Mitarbeitende der Alevitischen Jugend Deutschlands (AJD) aus der Ortgruppe Hagen anwesend. Auch der Vorsitzende des CVJM Ennepetal-Milspe, Thomas vom Brocke, war unter den interessierten Zuhörern.
Die Ziele sind die gleichen
Nach einer Vorstellungsrunde, in der die Gäste die Besonderheiten ihres jeweiligen Verbandes hervorhoben, gab es anregende und intensive Gespräche.
Erstaunlich waren die großen Übereinstimmungen in den Zielen und den Arbeitsweisen. So setzen sich alle vertretenen Verbände gemäß ihrer jeweiligen Charta für Frieden und Völkerverständigung ein, arbeiten weltoffen, interkonfessionell bzw. interreligiös. Sie setzen sich auch aktiv für den Umweltschutz, für soziale Gerechtigkeit und gegen jede Form der Diskriminierung ein. So ist ihre Kinder- und Jugendarbeit im Alter zwischen sieben und 21 Jahren koedukativ, das heißt, dass Mädchen und Jungen gemeinsam an den Treffen und den Zeltlagern teilnehmen.
Allen war auch gemeinsam, dass sie großen Wert legen auf die Qualität der Ausbildung ihrer Jugendmitarbeitenden, denn sie müssen alle die sogenannte „Juleica“ erwerben, wenn sie mit Kindern und Jugendlichen arbeiten wollen. Die Jugendleiter/in-Card (Juleica) ist der bundesweit einheitliche Ausweis für ehrenamtliche Mitarbeitende in der Jugendarbeit. Sie dient zur Legitimation und als Qualifikationsnachweis der Inhaber/innen, die eine einheitliche Ausbildung nach vorgeschriebenen Standards durchlaufen haben. Neben den wöchentlichen Gruppentreffen sind bei den Pfadfindern die gemeinsamen Freizeiten und Zeltlager obligatorisch. Zukunftsweisend sind dabei vor allem auch die gemeinsamen Zeltlager und Aktionen, bei denen christliche und muslimische Pfadfinder zusammenkommen. Die Anwesenden des Abends erfuhren, dass zur weltweiten Pfadfinderbewegung zur Zeit ca. mehr als 41 Millionen Kinder und Jugendliche aus 216 Ländern gehören, darunter sind auch ca.13 Millionen Muslime. Die anwesenden Gäste erfuhren auch, dass es für die Pfadfinder auf der ganzen Welt alle vier Jahre ein großes Treffen gibt, das sogenannte World Scout Jamboree (Welt-Pfadfinder-Treffen). Beim letzten Treffen 2015 in Japan kamen 33.000 Pfadfinder zusammen, darunter waren 1000 Teilnehmer aus Deutschland. Einige der Anwesenden planen im Sommer 2019 am 24. World Scout Jamboree in West Virginia/USA teilzunehmen oder 2023 in Süd-Korea.
Michael Steffens, Ev. Pfarrer und Lehrer am Berufskolleg Ennepetal, hatte diesen Abend organisiert und moderierte die Gespräche. Er war freudig überrascht, unter den Jugendverbandsvertretern mehrere ehemalige Schüler aus seinem Unterricht am Berufskolleg begrüßen zu können, die sich in drei verschiedenen Jugendverbänden engagieren.
Insgesamt waren sich alle Anwesenden einig, dass dieser Abend Mut macht, weil das Miteinander von Jugendlichen über Glaubensgrenzen hinweg ein wichtiger „Leuchtturm“ ist, der den Weg zeigt zum friedlichen Zusammenleben nicht nur in unserem Land, sondern auch weltweit.
Autor:Lokalkompass Schwelm aus Schwelm |
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