110 Jahre Volkshochschule - im EN-Südkreis ist die VHS ist sehr erfolgreich
Als freie Hochschule wurde vor 110 Jahren in Berlin die deutsche Volkshochschule gegründet: Für jedermann zugänglich, unabhängig von Kirche und Staat sollte sie in Abendkursen Erwachsenen unabhängig von ihrer Vorbildung die Teilnahme ermöglichen. „Dieser Bildungsauftrag besteht auch heute noch“, sagt Achim Battenberg, Leiter des 1976 gegründeten VHS-Zweckverbandes Ennepe-Ruhr-Süd, zu dem die Städte Breckerfeld, Ennepetal, Gevelsberg, Schwelm und Sprockhövel gehören. „1974 wurde in NRW das Weiterbildungsgesetz verabschiedet, das Städte ab einer gewissen Größe dazu verpflichtete, eine flächendeckende Versorgung leisten. In der Folge wurden eine Reihe an Zweckverbänden von Städten gegründet, 1976 auch unserer,“ ergänzt sein Stellvertreter Dr. Walter Kühnert, der 1979 kam.
Die Schwerpunkte haben sich verlagert: „Natürlich gibt es auch die klassischen Seidenmal- und Ikebanakurse noch“, sagt Battenberg, der seit 1984 bei der Volkshochschule arbeitet, „aber eher vereinzelt. Die Bereiche Kreativität und Sport sind geschrumpft, dafür haben wir mehr Angebote bei den Sprachen und der beruflichen Bildung. Auch der Fachbereich 4, zum Beispiel zweckfreie Bildung und Gesundheit, wird zunehmend nachgefragt. Unsere große Klammer aber ist die Integration: In den Arbeitsmarkt, in die Beschäftigung, für Arbeitslose und für Menschen mit so genanntem Migrationshintergrund.“
Gerade in den vergangenen zehn bis 15 Jahren ist die VHS Ennepe-Ruhr-Süd rasant gewachsen: Waren es früher konstant zehn bis 20 Mitarbeitende, sind es heute rund 60 im Team, das etwa 1000 Kurse im Jahr organisiert, dazu kommen rund 300 Dozenten, die in fast 100.000 Unterrichtsstunden jährlich (zum Vergleich: In Dortmund sind es 40.000, in Hagen 20.000) anbieten.
Battenberg: „Wir sind eine der wenigen Volkshochschulen in NRW, die von 70 Prozent Drittmitteln arbeiten, jeweils zehn Prozent kommen über Kommune, Land und Kursgebühren herein. Das geht nur, weil wir etwas globaler arbeiten und von anderen Quellen Geld für Maßnahmen besorgen. Ohne mein sehr motiviertes, sehr fähiges Team – und das ist jetzt nicht nur so dahergeredet – könnte ich solch ein Angebot gar nicht machen.“
Noch sind VHS-Kurse vor allem Abendkurse, weil ein Großteil der Besucher berufstätig ist. Und: „Nach wie vor sind es mit 70 Prozent vor allem Frauen, die unsere Kurse besuchen“, sagt Battenberg. „Durch unsere starke berufliche Orientierung aber kommen immer mehr junge Menschen unter 25, für die wir berufliche Perspektiven suchen, auch im Vormittagsbereich. Doch auch Ältere rücken als Zielgruppe in den Blick: Ich war gerade auf einer Tagung, bei der es um Kurse in beruflicher Bildung für 75-Jährige ging. Die Angebote werden immer differenzierter.“
Der größte Teil der Kurse findet im VHS-Gebäude an der Mittelstraße in Gevelsberg statt, doch auch in Ennepetal (Harkortschule, Berufskolleg) und Schwelm (Schule Kaiserstraße) werden Ausbildungen – etwa in der Altenpflege – und Maßnahmen für Jugendliche angeboten. Daneben gibt es mehrere Werkstätten, in denen praktische Angebote stattfinden. So wurde kürzlich eine für 500 Euro angekaufte „Ente“ in der Metallwerkstatt am Ennepetaler Berufskolleg wieder in Schuss gebracht und konnte für 7000 Euro verkauft werden. Nächstes Projekt ist ein VW-Bus. In der Gevelsberger Holzwerkstatt entstand vor einiger Zeit ein fachgerecht aufgebautes Kanu, das seine Wassertauglichkeit bereits bewiesen hat. Auch Vogelhäuschen, Insektenhotels und Brettspiele, aber auch die Seifenkisten, mit denen die VHS am GevelsBERG-Rennen teilnimmt, entstehen hier – nicht ganz gewöhnliche Projekte, „auch das unterscheidet uns von anderen Volkshochschulen“, so Battenberg.
Autor:Carmen Möller-Sendler aus Ennepetal |
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