Ungarische Airline hatte drei Airbus A320 erst Ende Juli 2020 in Wickede stationiert
Wizz Air schließt Basis am Flughafen Dortmund

Unter großem Tamtam war die Wizz Air-Base in Wickede erst Ende Juli 2020 eröffnet worden (Archivfoto). | Foto: Flughafen Dortmund Gmbh
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  • Unter großem Tamtam war die Wizz Air-Base in Wickede erst Ende Juli 2020 eröffnet worden (Archivfoto).
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Mit Beginn des Winterflugplans zum 24. Oktober wird Wizz Air ihre erste Basis in Deutschland am Flughafen Dortmund schon wieder schließen. Dies bestätigte der Airport gegenüber dem Stadtanzeiger. Erst Ende Juli 2020 hatte die ungarische Billig-Airline drei Airbus A320 in Wickede stationiert und dies als "großen Meilenstein" bewertet.

Airport-Sprecherin Davina Ungruhe betonte: "Wizz Air hält aber weiterhin am Standort Dortmund fest. Im Winter sollen 31 Ziele angeflogen werden." Im Winter 2019 - vor dem Lockdown - waren es 29.

Destinationen ab Dortmund werden wegfallen

Dennoch werden Wizz Air-Destinationen ab Dortmund wegfallen, bestätigte Flughafen-Sprecherin Ungruhe auf Nachfrage des Ost-Anzeigers: "Ja, im Winterflugplan sind zum Beispiel Warmwasserziele in Portugal, Italien und Griechenland nicht mehr zu finden. Dies kann aber auch saisonbedingt sein. Die Griechischen Inseln werden zum Beispiel sowieso nicht in den Wintermonaten angeflogen. Wie viele Ziele deshalb tatsächlich wegfallen, können wir erst sagen, wenn es einen Sommerflugplan für 2022 gibt, den wir dann mit 2021 vergleichen können. Da wir keinen Vergleich zum Winter 2020 ziehen können, können wir leider nicht sagen, wie viele Strecken im Winter mit einem Base-Betrieb normal gewesen wären."

Für die Beschäftigten des Dortmund Airport habe die Base-Schließung keine Auswirkungen, antwortet Ungruhe auf die Frage, mit welchen Folgen für die Beschäftigten am Flughafen Dortmund - nicht nur im Unternehmen Airport - zu rechnen sei. "Allen betroffenen Mitarbeitern der Wizz Air werden andere Stellen innerhalb des Unternehmens angeboten."

Wirtschaftliche Folgen könne man "derzeit noch nicht wirklich beziffern", so Ungruhe: "Natürlich werden uns zum Beispiel Mieteinnahmen für die Crew-Räume fehlen. Alles andere liegt daran, welche Ziele endgültig wegfallen, wie oft bestimmte Strecken angeflogen werden, welche Services in Dortmund genutzt werden etc."

Auf eine direkte Anfrage des Ost-Anzeigers bei der Wizz Air Corparate Communications erfolgte nur eine automatisierte Antwort; das Pressebüro der Airline reagierte nicht.

Erste Reaktionen der Politik

Erste Reaktionen von politischer Seite erreichten die Redaktion seitens der FDP und der Grünen.

Ratsfraktions-Vorsitzender Michael Kauch von den Liberalen, auch Mitglied im Aufsichtsrat der Airport-Mutter DSW21, merkte an: "Der Flughafen ist aktuell beim Umsatz sehr abhängig von den unternehmerischen Entscheidungen von Wizz Air. Die Eigentümer des Flughafens, also Stadt Dortmund und DSW21, müssen auf einen besseren Airline-Mix beim Flughafen hinwirken", fordert FPD-Ratsmitglied Kauch. Hier liege die Hauptaufgabe für Flughafen-Geschäftsführer Ludger van Bebber. CDU und Grüne sollte deshalb aufhören, ihm mit einem verschreckenden Gutachten für den Fall einer hypothetischen Insolvenz das Leben schwer zu machen bei der Gewinnung neuer Kunden.

"Wizz-Air geht, die Probleme des Flughafens bleiben", haben die Grünen ihre Reaktion auf die Schließung der Airline-Basis in Wickede überschrieben. Vor gerade einmal einem Jahr hätten die Sektkorken geknallt. Von „Sternstunde“ und „großem Vertrauensbeweis“ sei die Rede gewesen, als Wizz-Air-Chef József Váradi die Stationierung von drei Flugzeugen und die Beschäftigung von 100 Mitarbeiter*innen in Dortmund verkündete. Eine Million zusätzlicher Fluggäste standen in Aussicht.

Ein für den Flughafen wichtiger Schritt, um bis Ende 2023 die Auflagen der EU zu erfüllen und bis dahin die schwarze Null zu erreichen, stellen auch die Grünen fest. Doch das rücke nun für den auch durch Corona betroffenen Flughafen in weite Ferne.

„Der Traum ist jetzt schneller ausgeträumt als gedacht“, so Ingrid Reuter, Sprecherin der Ratsfraktion der Grünen: „Jetzt zeigt sich, wie wichtig es war, sich im Rat durch die Beauftragung eines Nachfolgegutachtens mit einem Plan B zu beschäftigen. Denn mit dem Abzug der Wizz-Air-Base, die mit der festen Stationierung von Flugzeugen wirtschaftliche Stabilität in Aussicht stellte, ist die EU-Forderung nach einer operativen Null am Airport bis 2023 kaum mehr zu erfüllen. Ein Risiko, das der Airport selbst als existenzgefährdend‘ einstuft. Und das nicht überraschend kommt", erinnert Reuter: "Der Wizz-Air Chef hatte direkt zu Beginn der Stationierung kein Hehl daraus gemacht, dass das Unternehmen von heute auf morgen weiterziehen könne, sobald es Probleme gibt.“

Die Abhängigkeit von einzelnen Fluglinien und der Schwerpunkt auf Billiganbieter war laut Grünen für den Flughafen immer wieder ein großes Problem. Über allem schwebe zudem die Stilllegung des Betriebs, wenn es nach der EU-Forderung nicht mehr die bisherigen Subventionen durch die DSW21 gibt. Das waren in den vergangenen Jahren immerhin insgesamt rund 400 Millionen Euro.

Grüne, CDU und Linke hatten vor diesem Hintergrund im Sinne einer vorausschauenden Politik die Vorbereitung auf den Worst Case gefordert und die Erstellung eines Gutachtens zur nachhaltigen Nachnutzung des Flughafengeländes beschlossen. Dabei gehe es grundsätzlich auch um die Sicherung von Arbeitsplätzen am Standort.

„Das Verhalten von Wizz-Air und die Corona-Pandemie zeigen, wie unsicher und unberechenbar die Situation des Dortmunder Airports im Grunde ist. Auch wenn man den Flughafen nicht aufgrund der Aspekte des Umwelt- und Klimaschutzes infrage stellt, sind die wirtschaftlichen Bedingungen, dabei vor allem die Abhängigkeit von einzelnen Fluglinien wie Wizz Air, nicht Erfolg versprechend. Die aktuelle Situation macht dies einmal mehr sehr deutlich“, so Ingrid Reuter abschließend.

Luftfahrt-Internetportale aus Polen und Deutschland hatten am Mittwoch (11.8.) als erste über die Schließung von Wizz Air-Basen in Dortmund und im lettischen Riga berichtet.

Unter großem Tamtam war die Wizz Air-Base in Wickede erst Ende Juli 2020 eröffnet worden (Archivfoto). | Foto: Flughafen Dortmund Gmbh
Die auffällig lackierten Wizz Air-Flieger dominieren das Erscheinungsbild auf dem Vorfeld des Airports. Die ungarische Billig-Airline hatte zunächst vor allem Ziele in Osteuropa angeboten, in Pandemie-Zeiten war sie mit der neuen Basis und der Neuausrichtung auch auf sogenannte Warmwasserziele im Süden offenbar nicht so erfolgreich. | Foto: Flughafen Dortmund
Autor:

Ralf K. Braun aus Dortmund-Ost

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