Innungs-Obermeister Christoph Haumann fordert: "Wir müssen wieder öffnen können"
Lockdown-Verlängerung treibt das Kfz-Gewerbe in die Enge
Für das Kraftfahrzeuggewerbe in der Region Dortmund und Lünen wird es durch die Verlängerung des Lockdowns zunehmend eng. Der Handel komme nahezu völlig zum Erliegen. So fordert die Kfz-Innung eine Öffnung der Verkaufsräume nach Thüringer Vorbild.
„Wir dürfen derzeit nur Reparaturen durchführen, die Verkaufsräume sind überall geschlossen“, erklärt Christoph Haumann, Obermeister der in Körne an der Langen Reihe bei der Kreishandwerkerschaft ansässigen Kraftfahrzeug-Innung Dortmund und Lünen, die Situation der Mitgliedsbetriebe.
„Allein mit dem Service oder dem Online-Verkauf von Fahrzeugen können aber die meisten Autohäuser nicht überleben. Der Fahrzeughandel vor Ort muss dringend aufrechterhalten werden, sonst stehen gerade kleine und mittlere Betriebe vor existentiellen Schwierigkeiten. Der Lockdown kostet Arbeitsplätze”, klagt Haumann.
Besonders schwierig sei die Situation, weil die Autohäuser über vorfinanzierte Fahrzeuge verfügten, die nicht abgesetzt werden könnten. Selbst bereits auslieferungsfertige Fahrzeuge konnten zum Teil nicht an die Kunden übergeben und von ihnen bezahlt werden, weil es nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten gab, die Fahrzeuge für den Straßenverkehr zuzulassen.
„Unsere Betriebe haben dazu Verwahrungsverträge abgeschlossen, bei denen die Fahrzeuge in der Halle des Händlers verbleiben und wenigstens ein Teil der Kaufsumme überwiesen wird”, erläutert Christoph Haumann. „Das ist aber nur eine Notlösung. Wir müssen die Verkaufsräume wieder öffnen können, um die Erlöse der Betriebe auf ein existenzsicherndes Niveau heben zu können.” Ein gangbarer Weg ist dabei nach Ansicht von Haumann das „Thüringer Modell“. Laut der dortigen Corona-Verordnung ist der Kfz-Handel vom Verkaufsverbot des Einzelhandels explizit ausgenommen.
Hygienebestimmungen sind problemlos einzuhalten
„Wir können die weitere Schließung der Verkaufsräume nur sehr schwer nachvollziehen”, so Obermeister Haumann. „Die Betriebe haben vergleichsweise großen Verkaufsflächen. Dank der geringen Anzahl gleichzeitig anwesender Kunden können Mindestabstände problemlos eingehalten und Hygieneregeln korrekt befolgt werden. Bei uns sind Kunden und Mitarbeiter deutlich sicherer als an der Kasse des Lebensmittel-Discounters. Oder haben Sie schon einmal eine Menschenschlange im Autohaus gesehen?”
Letztendlich sei die Situation für viele Autohäuser regelrecht paradox. „Kunden, die Wartung oder Reparaturen beauftragen, betreten die Geschäftsräume oft durch den gleichen Eingang wie es potenzielle Autokäufer tun würden“, beschreibt Haumann die Situation gerade in mittleren und kleinen Kfz-Betrieben.
„Da macht es doch keinen Unterschied, ob ich am Serviceberater-Schreibtisch einen Serviceauftrag bespreche oder ob ich mich hinsichtlich eines Neuwagens beraten lasse.” Dasselbe gelte darüber hinaus auch für den Thekenverkauf von Ersatzteilen an Endverbraucher.
Das Kraftfahrzeuggewerbe in Dortmund und Lünen wehre sich keinesfalls gegen die korrekte Einhaltung aller Hygienemaßnahmen und gesetzlichen Vorgaben, sondern unterstütze die Kontaktreduzierung ausdrücklich. „Aber nur dort, wo sie auch wirklich wirkungsvoll und damit nachvollziehbar sinnvoll sind“, so der Obermeister: „Wir appellieren daher an die Landesregierung, noch einmal gründlich zu prüfen, ob nicht doch im Sinne der Gleichbehandlung mit anderen Bundesländern eine Ausnahmeregelung für das Kraftfahrzeuggewerbe gefunden werden kann.”
Autor:Ralf K. Braun aus Dortmund-Ost |
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