Anrufer drängen zu illegalen Leistungen // Innung steht zu Corona-Vorgaben
Kunden machen bei Friseuren Druck
Die Friseure in Dortmund und Lünen geraten zunehmend unter Druck. „Meine Kolleginnen und Kollegen berichten in den vergangenen Tagen immer häufiger von Anrufen, in denen sie gebeten werden, die Haare ‚mal eben schnell’ privat oder illegal in den Salons zu schneiden. Vermeintlich gute Stammkunden drohen sogar damit, sonst nie wiederzukommen”, erklärt Obermeister Frank Kulig die schwierige Situation.
„Wir stehen da zwischen den Stühlen und bitten um das Verständnis unserer Kunden. Einerseits können wir alle verstehen, die sich in diesen Zeiten nach etwas Normalität sehnen, andererseits sind unsere Betriebe fest der Corona-Verordnung verpflichtet. Haare schneiden, das geht derzeit leider gar nicht. Darin sind sich die Innungsbetriebe einig, auch wenn es vielen wirklich sehr schwerfalle“, sagt der Obermeister.
Geöffnete Salons seien jetzt nicht nur verantwortungslos, sondern wettbewerbsverzerrend, geschäftsschädigend und illegal. Auch zeitweise private Beschäftigung sei aufgrund der aktuellen Corona-Regelungen ausdrücklich verboten, einschließlich Friseurdienstleistungen im Reisegewerbe. Der aktuell in der Öffentlichkeit entstandene Eindruck, viele Friseure suchten Schlupflöcher, sei unverantwortlich und schade dem guten Ansehen der ganzen Branche, ergänzt Kulig.
Verbindliche Terminvergabe kaum möglich
Man freue sich natürlich über Terminanfragen und komme Wünschen gerne nach, so der Obermeister, aber niemand könne wissen, wie die Situation in drei Wochen tatsächlich aussehe. „Wer jetzt einen Termin für Februar machen will, muss einerseits schon momentan damit rechnen, dass es eng wird, andererseits könnten Termine kurzfristig jederzeit aufgrund der Corona-Lage wieder abgesagt werden”, bedauert Kulig die Situation. „Wir würden nichts lieber tun, als unsere Salons öffnen, zumal viele Betriebe derzeit massiv unter finanziellem Druck stehen, aber uns sind die Hände gebunden.”
Nach Lockdown-Ende sonntags zum Friseur?
Dieses sehen viele Mitglieder der Innung als einen Ausweg und sprechen sich in der Zeit nach Ende des Lockdowns für eine eventuelle Erweiterung der Geschäftsöffnungszeiten aus. Flexiblere Öffnungszeiten vor allen Dingen auch am Wochenende in diesen schwierigen Zeiten wäre gerade für Betriebe mit kleineren Ladenflächen eine Chance, wirtschaftlich weiterhin zu existieren.
„Warum ist es nicht möglich, im Rahmen flexibler Öffnungszeiten bis in die Abendstunden und auch an Wochenenden, zum Beispiel auch sonntags, die Haare zu schneiden? Schließlich sind sonntags auch Tankstellen, Bäcker und Blumenläden geöffnet”, fragt Frank Kulig. „Dann könnten wir deutlich mehr Menschen frisieren und unsere Betriebe hätten die Chance, einen Teil ihrer Verluste wieder auszugleichen.“
Die Innungsbetriebe appellieren deshalb an die Stadt Dortmund und den Kreis Unna, zu dem Lünen gehört, diesen Vorschlag ernsthaft zu prüfen.
Autor:Ralf K. Braun aus Dortmund-Ost |
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