Brackeler Gerüstbauunternehmer Andreas Bönninger hat Unternehmen an seine beiden Kinder übergeben
Betriebsnachfolge ist doppelt gelungen

Der Brackeler Gerüstbauunternehmer Andreas Bönninger (l.) hat zwei Unternehmen an seine Kinder Nadine (2.v.r.) und Christian Bönninger (r.) übergeben. Mit im Bild: Ehefrau Carmen Bönninger, die gute Seele des Familienunternehmens. | Foto: HWK
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  • Der Brackeler Gerüstbauunternehmer Andreas Bönninger (l.) hat zwei Unternehmen an seine Kinder Nadine (2.v.r.) und Christian Bönninger (r.) übergeben. Mit im Bild: Ehefrau Carmen Bönninger, die gute Seele des Familienunternehmens.
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Vielen Inhabern fällt es eher schwer, jemand Anderen die Führung ihres Unternehmens zu überlassen. Schließlich geht es doch irgendwie ums Lebenswerk, das weitergegeben werden soll. Beim 1988 gegründeten Familienunternehmen Gerüstbau Bönninger GmbH & Co. KG in Brackel ist dieser Generationswechsel laut Handwerkskammer hervorragend gelungen.

Die Kinder des Inhabers, Nadine und Christian, wurden schon früh in alles miteinbezogen. Jetzt sind sie, obwohl noch recht jung, am Ruder.

Als 2009 feststand, dass beide Kinder irgendwann in die Fußstapfen der Eltern treten wollen, kaufte Bönninger die Gerüstbau Cieslik GmbH dazu –ein traditioneller Handwerksbetrieb mit jeweils einer Niederlassung in Dortmund und Lünen. Rund 50 Mitarbeiter des Unternehmens, für das kein passender Nachfolger gefunden wurde, konnten so ihre Jobs behalten.

Mit 60 das Rentenalter noch nicht erreicht

Mit seinen 60 Jahren hat Gerüstbauermeister und Inhaber Andreas Bönninger das Rentenalter noch längst nicht erreicht. Dennoch hat er im vorigen Jahr die Geschäftsführung der Gerüstbau Bönninger GmbH & Co. KG mit Hauptsitz am Graffweg 42a in Brackel an seine Tochter Nadine Bönninger (33) übertragen. Seit Juli 2020 ist sein Sohn Christian Bönninger (27) Geschäftsführer der Gerüstbau Cieslik GmbH mit Büros an der Hengsener Straße 14 in Brackel und An der Wethmarheide 5 in Lünen.

Den Weg zur passgenauen Betriebsübergabe haben Andreas und seine Frau Carmen Bönninger, die gute Seele des Familienunternehmens, auch dank der Unterstützung durch die Handwerkskammer (HWK) Dortmund beschritten. So hat sich die ganze Familie beispielsweise zunächst bei einem Vortrag zum Generationenwechsel umfassend informiert.

„Man muss wissen, wie man das Ganze angehen kann."
Christian Bönninger

„Man muss wissen, wie man das Ganze angehen kann. Mit einer Übernahme trägt man ja schließlich auch Verantwortung, auch für Familien der Mitarbeiter, die da dranhängen“, so Christian Bönninger.
Gemeinsam mit einer Steuerberaterin und der HWK konnte für die Familie ein passendes Modell für die Übergabe gefunden werden. Schwer gefallen ist es dem Senior nicht: „Beide Kinder sind sehr engagiert und fachlich versiert. Ich kann den Betrieb nur an jemanden übergeben, der weiß, was er tut.“

2020 war richtiger Zeitpunkt für Übergaben

Dass 2020 der richtige Zeitpunkt für die Übergaben war, darin ist sich die Familie einig. Andreas Bönninger steht seinen Kindern bei ihren neuen Aufgaben als Geschäftsführer*in mit Rat und Tat zur Seite. „Wir halten immer noch Rücksprache mit ihm und sind immer noch ein Team. Es ist ein großer Zusammenhalt“, betont Nadine Bönninger.

Die beiden jungen Nachfolger bringen frischen Wind und neue Pläne in die zwei Gerüstbauunternehmen. „Die Innovationen der Jungen treffen auf die langjährige, praktische Erfahrung der Älteren. Beide lernen voneinander“, sagt Carmen Bönninger.

Statt Studium zwei Ausbildungen abgeschlossen

Ursprünglich hatte Christian Bönninger vor, Jura oder Betriebswirtschaft zu studieren. Doch es kam anders. Mit der Ausbildung zum Bürokaufmann bei der Gerüstbau Cieslik GmbH, die er 2013 erfolgreich abschloss, legte er eine gute Grundlage für die spätere Nachfolge. „Geschäftsführung ist ja schon sehr wirtschaftslastig. Früher oder später wollte ich dann irgendwie gar nicht mehr weg und es hat mir immer mehr Spaß gemacht.“

Dass er die Ausbildung im Betrieb seiner Eltern absolvierte, sei von großem Vorteil gewesen, denn er habe in guten wie schlechten Zeiten den Betriebsalltag mitbekommen. Um fachliches Know-how zu erwerben und dann einen eigenen Betrieb führen zu dürfen, absolvierte er eine Ausbildung zum Gerüstbauer und legte 2016 erfolgreich die Meisterprüfung ab.

Als nächstes kurzfristiges Projekt steht noch der Lkw-Führerschein auf der To-Do-Liste. „Als Geschäftsführer hat man ja eine Vorbildfunktion gegenüber seinen Mitarbeitern und Auszubildenden, deshalb werde ich das noch in Angriff nehmen.“

Bis dahin fährt wohl seine Schwester Nadine das Material zur Baustelle oder den Lkw zum TÜV. Im Gegensatz zu ihrem Bruder fühlt sie sich auf der Baustelle wohler als im Büro. 2006 bestand sie ihre Prüfung als Gerüstbauerin – nach einer um ein Jahr verkürzten Ausbildungszeit. Bereits im gleichen Jahr begann sie den Vollzeitlehrgang zur Gerüstbauermeisterin und absolvierte 2007 die Meisterprüfung mit Erfolg. Mit gerade einmal 19 Jahren war sie damals die jüngste Gerüstbauermeisterin Deutschlands.

Die „offizielle“ Betriebsübergabe steht zwar noch aus, weil die zweifache Mutter damit noch warten möchte, bis ihre Kinder etwas älter sind. Doch alle Zeichen stehen auf Start und sie ist bestens vorbereitet.

"Wir wollen mit der Zeit gehen"
Nadine Bönninger

Die Eltern, erinnert sich Christian Bönninger, hätten immer gesagt, dass sie einmal machen sollen, was ihnen Spaß macht. „Wenn man nicht mit dem Herzen dabei ist, kann man den Job nicht vernünftig machen. Der Beruf ist schließlich auch eine Berufung.“

Für die Zukunft wollen beide Geschäftsführer ihre Unternehmen weiter nach vorne bringen, innovative Maschinen einführen und neue Bauprojekte realisieren. Nadine Bönninger: „Wir wollen mit der Zeit gehen.“

 Homepages:
https://www.boenninger.de/
https://www.cieslik.de/ 

Die Handwerkskammer hilft

 Nachfolge-Expertin Birgit Hemsing, Unternehmensberaterin bei der HWK Dortmund: „Bei Nachfolgeregelungen innerhalb der Familie ist die Schenkung eine beliebte Variante.“
 Mit einer langfristigen und gezielten Vermögensübertragung durch mehrere Schenkungen könnten in beträchtlichem Umfang Steuern gespart werden, da dem Übernehmer alle zehn Jahre je nach Verwandtschaftsgrad ein steuerlicher Freibetrag zur Verfügung stehe.
 Daneben gibt es für Unternehmen weitere steuerliche Vergünstigungen, wenn dieser fortgeführt wird.
 Im Rahmen der Initiative „Unternehmensnachfolge - Aus der Praxis für die Praxis“ fördert das Bundeswirtschaftsministerium das Projekt der HWK Dortmund „Nachfolgelots*innen – Übergeber*innen sensibilisieren, potentielle Nachfolger*innen gewinnen“ und damit innovative Unterstützungsangebote bei der Unternehmensnachfolge.
 Ziel des Projekts ist es, Betriebsinhaber frühzeitig für das Thema Betriebsübergabe und die Notwendigkeit der Nachfolgersuche zu sensibilisieren.
Kontakt: Nachfolgelotsin Ilka Berg, Tel. 0231/5493-450, E-Mail: nachfolge@hwk-do.de; Birgit Hemsing, Betriebswirtschaftliche Beratung, Tel. 0231/5493-417, Mobil-Tel. 015146722140, E-Mail: birgit.hemsing@hwk-do.de 
 Homepage: https://www.hwk-do.de/

Autor:

Ralf K. Braun aus Dortmund-Ost

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