„Wir fühlten uns wie eine große Familie“: Familie Bocken erzählt von damals und heute in der JFS Wickede
Dieses Jahr feiert die Jugendfreizeitstätte in Wickede 50-jähriges Bestehen. Grund genug, einmal Besucher von früher zu Wort kommen zu lassen, und zu vergleichen, was gleich geblieben ist und was sich verändert hat.
Mutter Ilona Bocken war zwölf, als sie das erste Mal die Jugendfreizeitstätte (JFS) Wickede, Bremmenstraße 8, besuchte. „Das war vor 30 Jahren normal. Wenn man in Wickede wohnte, ging man hier hin“, erzählt sie. „Früher war es voller. Jeder Raum war belegt. Wir fühlten uns wie in einer großen Familie“, beschreibt ihr Mann Heiko Bocken. „Als ich das erste Mal hier war, gab es wie jeden Freitag Disco“, sagt er. „Später wurde ich selbst DJ in der JFS und legte Platten von The Police und Blondie auf.“ Regelmäßig wurde auch für eine halbe Stunde „Klammer-Blues“ gespielt. „Da wurden einige Freundschaften geschlossen“, erinnert er sich schmunzelnd. Die letzte Disco in der JFS ist schon einige Jahre her, wie Einrichtungsleiter Stephan Kühl sagt. Heutzutage lohnt sich die Disco leider nicht mehr, wie Johanna Buchcik, stellvertretende Leiterin der JFS, bedauert. „Da es viele andere Diskotheken in Dortmund gibt, gehen die Kids lieber dort hin. Manche sind aber vor der Disco noch hier und essen und trinken etwas.“
Die Töchter Laura (14) und Lisa Bocken (15) kommen, genau wie ihre Eltern, gerne in die JFS. „Sie ist gut zu erreichen, da sie ganz in der Nähe liegt“, sagen die beiden „Hier kann man gut Musik hören oder spielen. Auch unsere Freunde kommen oft hierher.“
Heutzutage sind die Mitarbeiter der JFS oft Ansprechpartner bei Problemen. „Die Kids kennen und vertrauen uns. Wir helfen ihnen zum Beispiel, wenn sie Unterstützung bei den Hausaufgaben brauchen oder eine Bewerbung verfassen müssen.“ Und Laura ergänzt: „Hier fällt es etwas leichter, um Hilfe zu bitten, als bei Leuten, die man nicht kennt.“ Um Probleme mit den Eltern geht es dabei selten, wie Johanna Buchcik sagt. „Viele Mitarbeiter sind schon lange hier. Mit uns kann man immer reden. Wir bieten Lebensberatung.“
Mancher jugendliche Besucher bleibt auch im Erwachsenenalter der JFS erhalten. „Ich war schon als Zehnjähriger hier“, erzählt Stephan Kühl. „Später habe ich ein Praktikum gemacht und bin inzwischen Einrichtungsleiter.“ Früher waren mehr pädagogische Fachkräfte in der JFS angestellt als heute. Im Gegendatz zu früher ist die JFS nicht mehr so gut besucht. Nachmittags sind es meist etwa 30 Sechs- bis 14-Jährige, abends 35 bis 40 Ältere. Ein Grund dafür sind die Ganztagsschulen, wie Einrichtungsleiter Stephan Kühl erläutert. „Die Jugendlichen haben heutzutage aber auch andere Interessen. Viele bleiben lieber zuhause und beschäftigen sich mit dem Computer.“ Vor 30 Jahren waren die Kinder auch noch offener, wie Heiko Bocken sagt. „Wir haben uns in den Sommerferien um 6 Uhr früh getroffen und waren den ganzen Tag draußen.“
Wochenendfahrten und Ferienfreizeiten, die früher von der JFS regelmäßig angeboten wurden, gibt es nicht mehr. Aufgrund knapperer Ressourcen geht das heutzutage leider nicht mehr, bedauert Jörg Bitter, Fachreferent für Kinder- und Jugendförderung im Stadtbezirk Brackel.
Kinder und Jugendliche von sechs bis 27 Jahren können die JFS besuchen. „Das Alter hat sich etwas nach hinten verlagert“, sagt Stephan Kühl. „Früher waren die Kids mit 22, 23 Jahren mit der Schule und der Ausbildung fertig. Heutzutage lassen sie sich öfter mehr Zeit, bis sie sich entscheiden, was sie werden wollen.“
Autor:Tobias Weskamp aus Dortmund-Ost |
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