Heliand-Gemeinde feiert neue Glocken
„Heute muss die Glocke werden. Frisch, Gesellen, seid zur Hand“ - was in Schillers Ballade „Die Glocke“ noch im Entstehen ist, ist in der Gartenstadt schon Gegenwart: Die Heliand-Kirche am Westfalendamm der evangelischen St. Reinoldi-Gemeinde tönt mit drei neuen Glocken, die jetzt eingeweiht wurden - finanziert durch Spenden.
„Wir wollen als Kirche Flagge zeigen, und das ist auch mit Geläut möglich“, freut sich Pfarrer Hartmut Neumann, Öffentlichkeits-Referent der Gemeinde. „Die Glocken haben eine Einladefunktion. Für mich als Kirchenmusiker sind sie Musikinstrumente.“ Circa 82 000 Euro sind in einer langjährigen Spendenaktion seit 2008 in der Gemeinde zusammengekommen. Die restlichen 43 000 Euro kamen aus Bauunterhaltungsrücklagen.
Die Heliandkirche wurde 1932/33 erbaut und am 30. April 1933 eingeweiht. Aus dem gleichen Jahr stammt auch der Glockenstuhl der Kirche, der drei Glocken enthält: Die denkmalwerte Glocke Hoffnung aus dem Jahr 1932, die als einzige Glocke des ursprünglichen Geläuts den 2. Weltkrieg überstanden hat, die Glocke Liebe und die Glocke Glaube aus dem Jahr 1962. „Mehrere hundert Jahre sollen die neuen Glocken halten“, sagt Dr. Michael Fricke, Baukirchmeister für St. Reinoldi. „Einen Tag vor Weihnachten 2014 konnten sie provisorisch beim Kindergottesdienst in Betreib genommen werden“, so Pfarrerin Leonie Grüning.
Die Glocken waren ursprünglich mit Stahljochen in dem ebenfalls aus Stahl gefertigten Glockenstuhl aufgehängt. Beides war stark mit Rost befallen. Der Glockensachverständige des Landeskonservators und der Evangelischen Kirche von Westfalen, Claus Peter, empfahl die Installation eines Glockenstuhls aus Holz und die Montage der Glocken an Holzjochen. Neben der Haltbarkeit ist auch ein verbesserter Klang ein erwähnenswerter Vorteil der neuen Konstruktion. „Die schönste Glocke nützt nichts, wenn man nicht richtig damit umgeht“, meint Peter. „Was für eine Geige der Spieler, ist für eine Glocke die Technik.“
Bewusst wurden die neuen Glocken mit Nachtabschaltung ausgestattet, um jedem seine Ruhe zu gönnen. Nun beginnt der Stundenschlag mit dem Geläut morgens um 8 Uhr und endet mit dem Abendgeläut um 18 Uhr. „In Schwerte hat eine Gemeinde gegen eine Klage von Anwohnern verloren“, so Leonie Grüning. „Das wollten wir hier vermeiden.“ Das Verhältnis zu Anwohnern und Gemeinde ist sehr gut, wie Die Pfarrerin betont. „Es haben auch Anwohner gespendet, die gar nicht in unsere Kirche gehen. Sie sagten: ‚Ich spende dafür, dass ich sie hören kann.‘ “ Die Spenden kamen unter anderem durch Gemeindefeste und Musikveranstaltungen zusammen.
Die Turmuhr aus der Bauzeit versieht immer noch ihren Dienst und soll auch erhalten bleiben. „Ihre Lebensdauer ist modernen Funkuhren haushoch überlegen“, erklärt Peter.
Im Glockenturm befindet sich auch ein Falkenkasten. „Er soll Greifvögeln eine Heimat bieten. Sie sind die Gesundheitspolizei der Natur“, erklärt Neumann. „Wir hoffen, dass der Kasten bald bezogen wird.“ Zu beobachten ist er über eine Webcam auf der Homepage der Gemeinde.
Autor:Tobias Weskamp aus Dortmund-Ost |
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