Graffiti-Projekt für legales Sprayen im Jugendtreff Winkelriedweg
Immer montags stehen im Körner Jugendtreff Winkelriedweg „JuGi“ Spraydosen im Mittelpunkt: Beim Graffiti-Projekt arbeiten die großen und kleinen Teilnehmer zweieinhalb Stunden engagiert zusammen.
Eine feste Gruppe von sechs Kindern und Jugendlichen trifft sich regelmäßig am Winkelriedweg 2-4. „Die Größe passt gut, da so jeder zur Geltung kommen kann“, sagt Andrea Kohls, Leiterin der Jugendfreizeitstätte. Künstlerischer Leiter der Gruppe ist Friedrich Lohmeier, der Soziale Nachhaltigkeit an der Fachhochschule studiert. „Ich bin auch Dozent für Graffiti und Street Art.“ Während des Studiums begann er, als Sozialarbeiter aktiv zu werden.
„Uns ist es wichtig, dass die Jugendlichen legal sprühen können“, sagt Andrea Kohls. Dabei achten sie auf den Einsatz von Atemmaske und Handschuhen. Finanziert wird die Aktion durch Projektgelder und den Hausetat. Dabei sprayen die Teilnehmer im JuGi nicht nur, sondern zeichnen auch. „Sie erfahren etwas über die Farbenlehre und bekommen auch ein bisschen Kultur vermittelt“, erklärt Andrea Kohls. Zudem lernen sie den Umgang mit Grafikstiften kennen. Schatten, Nebeleffekte und Winkel werden in die Motive miteinbezogen, zu denen auch der Schriftzug „JuGi“ gehört. „Jeder entwirft eigene Ideen, aus denen dann ein Motiv entsteht“, sagt Andrea Kohls. Ein Ende sieht sie erst mal nicht: „Mehrere Wände sind noch frei.“
Gruppe existiert bereits seit 2013
Aktuell arbeiten die Teilnehmer an einem Container und einer Skulptur, wie Jens (16) aus Körne beschreibt. Er selbst war schon immer grafisch interessiert. „Unsere Gruppe gibt es seit 2013.“ Die Motividee für die Skulptur vor dem JuGi hatte der Körner Teilnehmer Jan (13). „Da die Farbe einer vorherigen Sprayaktion abging, fragte ich, ob wir es vielleicht wie ein Stück Käse gestalten könnten. Besonders die Idee mit den Löchern (durch dunklere Farbe dargestellt) gefiel mir. Vielleicht kommt noch der Schriftzug ‚Dreikäsehoch‘ drauf“, sagt er grinsend. Er ist seit drei bis vier Jahren bei dem Projekt dabei. Auch sein eigenes Fahrrad hat er schon in Limettengrün besprayt.
Die Teilnehmer haben einen zählbaren positiven Effekt: In der Schule haben sich in Kunst ihre Noten verbessert. „Sie haben mehr Erfahrung, wie man ein Kunstprojekt angeht“, erklärt Lohmeier. Einen weiteren Vorteil sieht er in der Vielfalt der Angebote. „Der Jugendtreff hat mehr als nur Billard und Fußball.“ Das spricht sich auch in der Nachbarschaft herum: „Vergangenes Jahr bekamen die Jugendlichen den Auftrag, für einen Anwohner das Garagentor zu besprayen. Er hat sich dafür mit einem Grillfest bedankt“, erinnert sich Andrea Kohls. Einen Schaltkasten der DSW21 ziert ebenfalls seit kurzem eines ihrer Motive. „Sogar eine Ausstellung in einer Apotheke wurde uns schon angeboten“, ist sie ganz stolz.
Lohmeier, der seit Jahren als Sozialarbeiter im Stadtbezirk unterwegs ist, wird auch von Schulen gebucht. An eine Wand des TuS Körne hat er schon ein großes Portrait gesprüht, aber auch die Ortspolitik hat ihn schon engagiert.
Erste Wand war Initialzündung
„Die erste Wand am Winkelriedweg war für uns eine Initialzündung“, sagt er. „So können wir den Jugendtreff nach außen besser repräsentieren.“ Wichtig ist für ihn auch, dass er die Jugendlichen in dieser Altersgruppe noch erreichen kann. „Ältere finden das eher uncool. Aber unsere Teilnehmer machen so etwas Vernünftiges und nichts Illegales.“
Autor:Tobias Weskamp aus Dortmund-Ost |
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