Familie Seibert schlägt auf: Mutter und Tochter sind im Badminton sehr erfolgreich
Die Seiberts aus Brackel sind eine Badminton-begeisterte Familie: Mutter Katrin, Tochter Lena, Vater Willi, sie alle sind oder waren regelmäßig in der Halle zu finden – und dabei sehr erfolgreich.
Schon eine Generation vorher war in der Familie die Liebe zum Badmintonschläger erwacht. „Ich bin durch meine Eltern zu dem Sport gekommen und spiele, seit ich sechs Jahre alt bin“, erzählt Katrin Seibert. „Mein Vater hat die entsprechende Abteilung bei DJK Saxonia mitgegründet.“ Bei Tochter Lena (19) war es genauso. „Ich bin auch irgendwann mal mitgekommen.“ Katrin Seibert spielt beim 1. BC Dortmund, Tochter Lena beim TuS Scharnhorst.
Bereits im Schulalter war Katrin Seibert sehr erfolgreich. In NRW gewann sie im Doppel- und Mixed-Bereich. So war sie 1984 Deutsche Meisterin im Mixed Schüler A mit Partner Lars Atorf. „Da war ich auch in der Nationalmannschaft“, erzählt die 46-Jährige. Danach spielte sie erfolgreich bei verschiedenen Vereinen und wurde unter anderem Westdeutsche Vize Meisterin U22 Junioren im Doppel. „Wie oft ich als Schülerin Meisterin wurde, weiß ich nicht mehr genau“, sagt sie lachend. Mehrfach wechselte sie den Verein. Beim TSV 1860 Hagen, mit dem sie für ein Jahr in die Regionalliga aufstieg, lernte sie auch ihren späteren Mann kennen. „Wir waren in einer Mannschaft und haben zusammen Mixed gespielt“, erinnert er sich. Später wechselte Katrin Seibert wieder nach Dortmund. Mittlerweile kann sie auf 40 Jahre Badminton zurückblicken.
Tochter Lena hat mit fünf angefangen, Badminton zu spielen. „Ich konnte noch nicht schreiben, aber Badminton spielen“, erzählt sie lachend. Im U9- und U11-Kader war sie lange erfolgreich. Später ist sie nach Mülheim in den NRW-Kader gewechselt, obwohl sie eigentlich noch zu jung war. „Eigentlich gehörte ich noch zu U11, spielte da aber schon U13“, sagt sie. Teilweise sind Seiberts dreimal die Woche mit ihrer Tochter nach Mülheim gefahren. Durchgehend gehörte sie dem NRW-Kader an. Zehnmal war sie Westdeutsche Meisterin. Als 15-Jährige gewann sie bereits gegen 18-Jährige.
Es ist nahezu unmöglich, Katrin Seiberts sportliche Erfolge aufzuzählen. Im Para-Badminton holte sie bei Europameisterschaften 2008, 2010, 2012 und 2016 Gold- und Silbermedaillen in unterschiedlichen Disziplinen. Bei internationalen Turnieren konnte sie schon unter anderem in Spanien, Irland und Deutschland erste Plätze sowie weitere Erfolge feiern. Mit Federball hat Badminton übrigens wenig zu tun. Federball ist ein lockerer Freizeitsport, Während Badminton nach festen sportlichen Regeln organisiert ist.
Auch Lena Seiberts Titel sind trotz ihrer Jugend schon zahlreich. Im Doppel war sie 2014 bereits Deutsche Meisterin, 30 Jahre nach ihrer Mutter. Internationale Erfolge konnte sie bereits in Dänemark oder den Niederlanden feiern. Im Mixed spielt sie seit acht oder neun Jahren mit dem selben Partner Markus Hennes. Im Doppel war ihre Partnerin Judith Petrikowski. In der Nationalmannschaft hat Lena zwei Jahre mit ihr gespielt und wurde mit ihr Deutsche Meisterin. Ab der kommenden Saison wird Lena beim TuS Scharnhorst mit Sandra Fischer spielen. „Das ist meine alte Doppelpartnerin aus früheren Tagen“, sagt Katrin Seibert. Auch hier schließt sich der Kreis.
Seit 2007 spielt Katrin Seibert Para-Badminton. Auslöser war eine Krebserkrankung. „Ich hatte immer Angst, wie lange ich mit der Erkrankung leben kann“, verrät sie. „Dass ich in den Sport zurückkehren konnte, war für mich sehr wichtig.“ Sie hat anfangs bei den Männern mitgespielt. Der Grund: Es waren schlichtweg nicht genug Frauen da. „Als ich da 2009 gewonnen habe, ging mir das schon sehr nahe.“
Früh ist Lena Seibert, die vergangenes Jahr am IKG ihr Abitur gemacht hat, in eine Mannschaft im Seniorenbereich gewechselt. Zwei Jahre hat sie beim BC Hohenlimburg in der Oberliga gespielt. Jetzt ist sie zurück nach Dortmund und spielt beim TuS Scharnhorst in der Verbandsliga. Vater Willi ist sportlich nicht mehr so aktiv. „Ich kümmere mich hauptsächlich um die Betreuung meiner Damen“, sagt er schmunzelnd. Zudem ist er Referatsleiter beim Deutschen Badminton Verband. Zu seinen sportlichen Erfolgen gehört ein dritter Platz bei Deutschen Meisterschaften. Zweimal war er Westdeutscher Meister.
An Badminton schätzen Mutter und Tochter, dass der Sport so vielfältig ist. „Man braucht Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Präzision. Wie bei Leichtathletik Runden laufen wäre mir zu langweilig“, sagt Lena. „In den Mannschaften kann man zudem auch gemischt spielen und nicht nur nach Geschlechtern getrennt wie beim Fußball.“ Und Mutter Katrin ergänzt: „Es ist ein schöner Familiensport.“
Die Weltmeisterschaft 2013 in Dortmund war Katrin Seiberts erste WM. „Die Meisterschaften davor waren meist zu weit weg“, sagt sie. Gespielt wurde in der Helmut-Körnig-Halle. Passend zu ihrer „Premiere“ konnte sie im Mixed mit Peter Schnitzler und im Doppel mit Helle Sofie Sagoy aus Norwegen zwei Titel erringen.
Seit 2015 übernimmt der Deutsche Behindertensportverband die finanzielle Unterstützung. Froh ist Katrin Seibert, dass sie mit Murtfeld einen persönlichen Sponsor hat. Die Deutsche Sporthilfe, ein Förderprogramm für Kaderathleten, unterstützt sie ebenfalls. „Neben großen Meisterschaften müssen die Spieler ihre Kosten bei Turnieren selber bestreiten“, erklärt Willi Seibert. Auch Tochter Lena hat mit Yonex seit vier Jahren einen Sponsor. „Seit 2013 entwickelt sich Para-Badminton enorm. Seit Ende 2014 steht fest, dass Para-Badminton erstmalig 2020 paralympisch sein wird. So gibt es seit 2015 ein deutsches Nationalteam“, erklärt Katrin Seibert. Darüber, dass sich Para-Badminton für die Olympischen Spiele beworben hat, freut sie sich besonders. „2020 soll es olympisch werden. Tokio ist mein großes Ziel“, sagt sie.
Katrin Seiberts nächste Ziele sind ein internationales Turnier in Irland und ein Turnier in Tokio. Im November soll es zur WM nach Südkorea gehen. Man darf davon ausgehen, dass sie auch dort auf den vorderen Plätzen landen wird.
Autor:Tobias Weskamp aus Dortmund-Ost |
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