Große Feier im Zeichen des Regenbogens
Wohn- und Begegnungszentrum Zehnthof als erstes Pflegeheim in NRW mit dem Qualitätssiegel "Lebensort Vielfalt" ausgezeichnet
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- Bei der feierlichen Überreichung des Qualitätssiegels "Lebensort Vielfalt" durch Frank Kutscha (2.v.l.) von der Schwulenberatung Berlin freuten sich über die Zertifizierung neben WBZ-Leiterin Manuela Balkenohl (2.v.r.) auch Geschäftsführer Martin Kaiser (l.) und Prokuristin Maria Luig (r.) vom Einrichtungsträger, der Städtische Seniorenheime Dortmund gGmbH.
- Foto: Günter Schmitz
- hochgeladen von Ralf K. Braun
Wie geht man im Pflegeheim mit sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten um? Wie kann eine kultursensible Pflege bei Menschen, die häufig Diskriminierungen ausgesetzt sind, stattfinden?
Diesen Fragestellungen sind im städtischen Wohn- und Begegnungszentrum Zehnthof (WBZ) die Mitarbeitenden und Bewohner*innen im Rahmen eines einjährigen Projekts nachgegangen. Sie informierten sich, nahmen an Schulungen teil und organisierten neue Kontakte zur LSBTI-Community in Dortmund. Zur Erläuterung: Die Abkürzung LSBTI steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle, Transgender und Intersexuelle.
Nun hat das Pflegeheim WBZ der Städtischen Seniorenheime Dortmund gemeinnützige GmbH (SHDO gGmbH), gelegen Am Zehnthof 119 in der nördlichen Gartenstadt, als erstes Pflegeheim in Nordrhein-Westfalen das Qualitätssiegel „Lebensort Vielfalt“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frau und Jugend erhalten.
Bei der Feier am Mittwoch (20.3.) - ganz im Zeichen des Regenbogens - wurde die Auszeichnung „Lebensort Vielfalt“ durch Frank Kutscha von der Schwulenberatung in Berlin überreicht. Zu den Gratulierenden gehörten Dortmunds Bürgermeisterin Birgit Jörder, Mitglieder des Seniorenbeirates, Mitglieder der LSBTI-Community aus Dortmund und Köln, Ehrenamtliche und viele Privatpersonen.
Der Autor und Comic-Zeichner Ralf König, der früher eine geraume Zeit in Dortmund gelebt hatte und mit seinem Comic „Der bewegte Mann“ berühmt wurde, begeisterte mit einer Lesung. Und die Drag-Queen Carolina del Rio faszinierte mit aufwendigen Kostümen und einer grandiosen Tanz- und Musikshow. Alle Gäste hatten mächtig Spaß und feierten in dem in den Regenbogenfarben geschmückten WBZ bis weit in den Abend hinein.
Das Qualitätssiegel "Lebensort Vielfalt" erhalten Pflegeheime dann, wenn sie es schaffen, sexuelle und geschlechtliche Minderheiten zu integrieren und dazu auch strukturelle, organisationspolitische und personelle Voraussetzungen schaffen. Einrichtungen, die sich nachweislich bemühen, die sexuelle und geschlechtliche Vielfalt ihrer Bewohner*innen als wesentlichen Aspekt ihrer Persönlichkeit im täglichen Leben und in der Pflege zu berücksichtigen, erhalten diese Auszeichnung.
Im WBZ leben überwiegend jüngere Pflegebedürftige im Alter von 18 bis 65 Jahren, jedoch auch Senioren. Alle Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen erfahren Anerkennung und die Förderung eines selbstbestimmten Lebens.
Letztendlich geht es um eine kultursensible Pflege für alle, so die Verantwortlichen von der SHDO gGmbH. Anders als die Mehrheit der Pflegeheime, die zurzeit noch kaum oder gar nicht auf die schätzungsweise 1,8 Millionen LSBTI über 60 Jahre in Deutschland vorbereitet sind, habe das WBZ die Initiative ergriffen, um auch diesen Menschen ein sicheres Zuhause und eine gute Pflege zu bieten.
Im Wohn- und Begegnungszentrum Zehnthof seien alle pflegebedürftigen Menschen herzlich willkommen, unabhängig von der religiösen, kulturellen oder sexuellen und geschlechtlichen Identität, betonen die SHDO-Verantwortlichen um Geschäftsführer Martin Kaiser und WBZ-Leiterin Manuela Balkenohl. Auch die Beschäftigten würden aufgrund ihrer Qualifikation und Arbeitsleistung gleich und ohne Rücksicht auf Herkunft, Weltanschauung, Lebensweise und sexuelle und geschlechtliche Identität behandelt.
Mehr zum WBZ hier.
Autor:Ralf K. Braun aus Dortmund-Ost |
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