Hoffnung trotz Hemmnissen
Kreishandwerkerschaft beklagt Fachkräftemangel, lobt ihre Partner
Fachkräftemangel und drohende Dieselfahrverbote bereiten der Kreishandwerkerschaft Sorgen. Trotzdem geht sie von einem guten Jahr 2019 aus.
Mit dem Jahr 2018 ist die Kreishandwerkerschaft Dortmund und Lünen zufrieden. Es gab ein Umsatzplus von fünf Prozent, wie Kreishandwerksmeister Dipl.-Ing. Christian Sprenger auf der Jahrespressekonferenz in ihrem Sitz an der Langen Reihe 62 in Körne beschrieb. Prognostiziert hatte man sogar nur drei Prozent. Für das laufende Jahr geht die Kreishandwerkerschaft von einem Wachstum von 1,4 bis 1,5 Prozent aus. 4.803 Betriebe zählt die Kreishandwerkerschaft, damit 37 mehr als vor einem Jahr. In Dortmund gab es 74 Neugründungen und 40 Schließungen, in Lünen 15 Neugründungen und 12 Schließungen. Bei den Neugründungen sind viele mit Meisterpflicht dabei.
Auch die Kooperation mit der Kreishandwerkerschaft Hagen, die im Dezember geschlossen wurde, funktioniere gut, beschreibt Sprenger. „Die Last wird so auf mehrere starke Schultern verteilt.“ In zwei Jahren wolle man fusionieren.
Die Kreishandwerkerschaft ist aber nicht in allen Bereichen zufrieden. So hat zum Beispiel das Nahrungsmittelgewerbe unter dem Preisdruck der Discounter zu leiden. „Besonders hart traf es das Kfz-Gewerbe“, bedauert Sprenger. Grund seien die Dieselrückläufe. Betroffen seien gute Fahrzeuge mit geringer Laufleistung, da Handwerker meist nur kurze Strecken fahren. Bei den Betrieben herrsche aber Unsicherheit. Wenn es Fahrverbote gebe, sei unklar, wie damit umzugehen sei. „Daher sind die Handwerker mit Investitionen in anderen Bereichen vorsichtig.“
Sprenger bedauert auch einen Mangel an Auszubildenden und Fachkräften. Es gebe zwar 3.361 Auszubildende; Sprenger betont aber, dass es mehr sein könnten, wenn es mehr geeignetes Bewerber gebe. „78 Prozent der Betriebe haben Probleme Stellen zu besetzen. 38 Prozent schaffen es nicht, was zu längeren Auftragslaufzeiten führt“, erklärt er. Trotzdem bezeichneten 93 Prozent von 1.500 befragten Betrieben ihre Lage als gut. 33 Prozent suchen aber verstärkt nach Auszubildenden. „Im Handwerk hat man die Perspektive, auch vor Ort einen Job zu bekommen“, gibt Assesor Joachim Susewind zu bedenken.
Die Beschäftigung von Flüchtlingen könnte eine Lösung sein, erklärt Sprenger. „Es kommt im Handwerk nicht darauf an, wo man herkommt, sondern wohin man will“, betont er. Der Bildungskreis Handwerk, gemeinnütziger Bildungsträger der Innungen der Kreishandwerkerschaft, ist auf Ausbildung, Weiterbildung und Umschulung spezialisiert. Er führt unter anderem die Maßnahme „Perspektiven für junge Flüchtlinge im Handwerk“ und „Berufsorientierung für Flüchtlinge“ durch. „Wir sind seit 2017 Prüfungszentrum für Sprache“, erklärt Volker Walters, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft.
Heike Bettermann, Geschäftsführerin im Jobcenter Dortmund, lobt das Handwerk als Arbeitgeber, der gute Löhne zahle. Flüchtlinge und Langzeitarbeitslose könnten davon profitieren. Besonders bei den Flüchtlingen gebe es ein großes Potential an Leuten, die einfach arbeiten möchten. „Sie haben lange unsere Sprache gelernt, jetzt wollen sie endlich arbeiten und ihre Familie ernähren.“ Es sei aber auch wichtig, Jugendliche für das Handwerk zu begeistern. „Das Handwerk war jahrelang nicht erste Wahl, das wandelt sich jetzt etwas.“ Sprenger ergänzt, dass man gemeinsam mit dem Jobcenter in Schulen oder Kitas gehe. Dort gebe es manchmal ein falsches Bild vom Handwerk. Auch weiterführende Schulen stehen im Fokus, etwa mit Konstruktionswettbewerben. „Da wird etwa ausgetüftelt, wie ein Ei heil vom Dach geworfen werden kann.“
Autor:Tobias Weskamp aus Dortmund-Ost |
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