Zusammen kämpfen: komba & verdi-Protest für ServiceDo-Tarifvertrag beim Mai-Empfang des SPD-Oberbürgermeisters - LINKE spontan solidarisch
Den Mai-Empfang des Dortmunder Oberbürgermeisters Sierau nahmen die beiden Gewerkschaften komba und verdi bei ServiceDo, einem Tochterunternehmen oder besser der ausgelagerten Servicegesellschaft des Dortmunder Klinikums, zum Anlass mit rund 100 Aktiven auf die prekäre Situation der dortigen Beschäftigten hinzuweisen. Insbesondere fehlt bei ServiceDo ein Tarifvertrag und dies bei einem SPD-Oberbürgermeister, der auch noch im Aufsichtsrat des Klinikums sitzt. Die Ratsfraktion der LINKEN demonstrierte spontane Solidarität und unterbrach ihre Fraktionssitzung im Rathaus, um sich den auf dem Friedensplatz Protestierenden anzuschließen, während stadtbekannte SPD-Mitglieder, wie die Landtagsabgeordnete Gerda Kieninger, die sonst keine Gelegenheit auslassen in Mikros zu sprechen und ihre Gesichter in Pressekameras zu halten, erstaunlich Abstand zu den Protestierern hielten und die Gewerkschaftsszenerie lieber aus der Raucherecke vor dem Rathaus beäugten, um sich danach am Kalten Buffet des Empfangs zu laben.
In leider viel zu seltener Einigkeit demonstrierten die Gewerkschaftsmitglieder von komba und verdi, die zusammen einen Organisationsgrad von rund 30 Prozent unter den Beschäftigten haben, für eine angemessene Vergütung, Weihnachtsgeld, Anerkennung von Betriebstreue sowie eine brauchbare betriebliche Altersvorsorge. "Begriffe, die in der ServiceDo GmbH noch fremd sind", so Michael Lenser (Vorsitzender komba-Dortmund) auf den verteilten Flugblättern. Der verdi-Gewerkschaftssekretär Jens Ortmann wies auf die unglaublichen Gehaltsunterschiede zwischen dem Klinikum und ServiceDO hin und unterstrich die Forderung nach einem Tarifvertrag. Eine Abordnung des dbb-beamtenbund & tarifunion zeigte sich ebenfalls solidarisch mit den berechtigten Forderungen der beiden Gewerkschaften.
Widerwilliger OB-Sierau vor dem Rathaus abgefangen
Oberbürgermeister Sierau, der von den Demonstranten am Eingang des Rathaus abgefangen und höflich um eine Stellungnahme zu den Gewerkschaftsforderungen gebeten wurde, reagierte schon äußerlich an seinem Gesichtsausdruck und seiner Körperhaltung sichtbar, mit anfänglicher Ablehnung, bis im wohl klar wurde, dass ja schließlich auch Wahlkampf ist.
Widerwillig sprach er dann zu den Protestierenden und versuchte sich eingangs mit dem Hinweis, der falsche Adressat für den Protest zu sein, aus der Verantwortung zu stehlen, obwohl er schließlich der Oberbürgermeister ist und sogar im Aufsichtsrat des Klinikums sitzt. Mit eisigem Schweigen verfolgten die Gewerkschaften dann Sieraus in weiten Längen allgemeines Gerede und Belehrungen über die Notwendigkeit der niedrigen Löhne, ohne die es angeblich keine Rettung des Klinikums gegeben hätte. Mit kleinen Witzen vermochte er es aber, ganz Politprofi, die Situation etwas zu entkrampfen. Ein komba-Mitglied, welches namentlich nicht genannt werden wollte, sagte für seine Gewerkschaft ungewöhnlich kämpferisch, dass Sieraus Angebot für die ServiceDo-Beschäftigten kein Angebot sei, sondern -Zitat- "die übliche Verarschung."
LINKE verspricht Unterstützung im Kampf um verbesserte Arbeitsbedingungen
Der Fraktionsvorsitzende der LINKEN im Dortmunder Rat, Utz Kowalewski, erhielt von den Protestierenden auch die Möglichkeit eine kurze Solidaritätsbotschaft zu sprechen. Unter stetem Applause der Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter sicherte Kowalewski den ServiceDo-Beschäftigten, die alle in ihrer Freizeit den Weg zur Kundgebung gefunden hatten, die Solidarität der Dortmunder LINKEN für ihren Kampf um bessere Arbeitsbedingungen zu. Er hob auch hervor, dass gerade die LINKEN es im Rat immer wieder versucht hätten, die Arbeitsbedingungen bei ServiceDo zu verbessern. Die Linken aber bei den anderen vier Ratsfraktion von SPD, CDU, FDP und Grünen immer wieder auf taube Ohren gestoßen seien. Kowalewski erläuterte auch, dass es von vornherein klar und gewollt war, dass sich das Klinikum als gGmBH wird verschulden und einen Niedriglohnsektor etabliert müssen, um überhaupt angesichts einer viel zu knappen Kapitalbasis bei der Ausgliederung aus dem Kernhaushalt lebensfähig sein zu können.
Mit der Servicegesellschaft ServiceDo wurde im Geiste der rotgrünen Agend2010 auch im Dortmunder Klinikum ein neoliberaler Niedriglohnsektor etabliert.
ServiceDo-Beschäftigte erfüllen wichtige Jobs
Dabei erfüllen die Beschäftigten von ServiceDo sehr wichtige Jobs in den Bereichen Catering, Sterilisation, Reinigung sowie Logistik. Insbesondere bei der Reinigung bzw. der OP/Intensiv-Reinigung gibt es aber gravierende Unterschiede bei der Entlohnung zwischen den Angestellten des Klinikum Dortmund und denen bei ServiceDo. Bei einem Berufseinsteiger in der Reinigung liegt die Differenz bei einer 35 Stundenwoche laut der Gewerkschaft verdi monatlich bei € 369,79, bei 15 jähriger Betriebszugehörigkeit sogar bei € 811,12 pro Monat. Für die gleiche Arbeit wohlgemerkt. Der Lohn bei ServiceDo liegt bei € 9,31/Stunde. Bei der OP/Intensiv-Reinigung bei € 9,90/Stunde.
Über Leben und Tod
Für einen derartigen Hungerlohn erwartet man scheinbar also wirklich, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gut gelaunt und stets motiviert am Arbeitsplatz erscheinen und so wichtige, ja letztlich über Leben und Tod der Patientinnen und Patienten entscheidende Arbeiten wie die OP/Intensiv-Reinigung ausführen.
Skandalös auch die Tatsache, dass für die Beschäftigten des Klinkums, die nach dem TVöD (Tarifvertrag öffentlicher Dienst) bezahlt werden, glücklicherweise eine ordentliche Tariferhöhung durchgesetzt werden konnte, während die Kolleginnen und Kollegen, die im selben Krankenhaus für ServiceDo arbeiten, leer ausgegangen sind.
Am 5. Mai 2014 findet für alle Beschäftigten der ServiceDo von 14.00 Uhr bis 15.30 Uhr eine Versammlung in den Räumen von verdi-Dortmund, Königswall 36 in 44137 Dortmund statt, um das weitere Vorgehen zu besprechen.
Autor:Carsten Klink aus Dortmund-Ost |
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