„Wir machen weiter!“: 40 Jahre SGF - und beinahe wäre man tatsächlich am Ziel gewesen
Als sich die SGF (Schutzgemeinschaft gegen Fluglärm) 1974 gründete, hatten die Gründungsmitglieder noch keine Vorstellung, wie sich der Flughafen entwickeln würde. Heute ist man klüger und rechnet immer mit einem: dem Schlimmsten.
Ende der 60er Jahre begann der Ausbau des damaligen Sportflughafens hin zu einem Geschäftsreiseflughafen. Die Schutzgemeinschaft, die ihre Arbeit zunächst als Interessengemeinschaft begann, suchte nach einem juristischen Weg, um dies zu verhindern, zumal ab 1970 ein Planfeststellungsverfahren zum Ausbau des Verkehrslandeplatzes Wickede lief.
Schon damals bedeutete der zunehmende Flugverkehr besonders für Unna-Massener und Holzwickeder Bürger eine große Lärmbelastung. Doch der allmähliche Ausbau des Flughafens brachte auch andere Betroffene dazu, in die SGF einzutreten: aus Angst vor dem Wertverlust ihrer Häuser oder die gesundheitlichen Auswirkungen der Lärmbelastung. „Ich zum Beispiel war erst so richtig persönlich betroffen, als wegen des Flughafenausbaus die Verkehrsführung südlich des Flughafens geändert werden sollte“, erinnert sich die heutige 1. Vorsitzende Ursula Wirtz an ihre Beweggründe, Anfang der 80er Jahre der SGF beizutreten.
„Das war eine Zeit, in der es im Kampf gegen den Flughafen hoch her ging“, ergänzt sie. Denn damals wurde der Streit zwischen SGF und Flughafen GmbH bzw. der Stadt als Eigentümerin auch durch persönliche Anfeindungen ausgetragen. Seit 1990 steht die heute 72-jährige der SGF vor: „Mit mir ist die Diskussion versachlicht worden, weg von der persönlichen Ebene. Und diese sachliche Ebene werden wir auch in Zukunft nicht verlassen“, bekräftigt Wirtz.
Dabei hätte man allen Grund, unsachlich zu werden, denn es wurde durchaus mit harten Bandagen gekämpft. Ausbaupläne wurden regelmäßig mit Unterschriftenaktionen, Demonstrationen und Klagen gekontert. Letzendlich verhindert werden konnte der allmähliche Ausbau des Flughafens aber nicht. So gesehen sind die Erfolge der SGF augenscheinlich nicht besonders groß und vielleicht würde sich so mancher mehr „Krawall“ gewünscht haben. Doch ist es fraglich, ob eine agressivere Strategie mehr gebracht hätte. „Der SGF war es immer wichtig, den Dialog mit allen Beteiligten offen zu führen. Eine Verhinderung des Flughafenausbaus war von vornherein nicht möglich, da nicht nur die Flughafen-GmbH und damit die Stadt dafür waren, sondern auch das Land. Doch damit, dass wir immer wieder Klagen angestrengt haben, konnten wir den Prozess sehr stark verlangsamen, der die Region sonst überrollt hätte“, ist Ursula Wirtz überzeugt.
Mittlerweile scheint ein neuer starker Partner an der Seite des Flughafens aufgetaucht zu sein: die EU. „Anders kann ich mir die Entscheidung der Europäischen Kommission zur Rechtmäßigkeit der Beihilfen über das Förderprogramm NERES und die Entgeltordnung NEO nicht erklären“, ärgert sich Ursula Wirtz. „Sieben Jahre lang wird geprüft und am Ende wird festgestellt, dass alles vollkommen in Ordnung ist? Das kann ich so nicht nachvollziehen!“
„Es tut gut, sich nach den vielen Jahren ... über das positive
Ergebnis freuen zu dürfen.“
(Sebastian Scheske, Pressesprecher Dortmund Airport zum Entscheid der EU-Prüfkommission)
Es ist ohne Frage ein herber Rückschlag für die SGF, denn wäre das Urteil zu Ungunsten des Flughafens ausgefallen, wäre diesem wohl kein anderer Weg als der in die Insolvenz geblieben.
„Damit ist eine lange Phase der Unsicherheit für den Dortmunder Flughafen zugunsten der
gesamten Region abgeschlossen.“
(Guntram Pehlke, DSW21 zum Entscheid der EU-Prüfkommission)
Doch Aufgeben kommt nicht in Frage und so hat die SGF die nächsten Ziele vor Augen. „Die Salamitaktik geht ja nun ungebremst weiter, gegen die gerade erfolgte Betriebszeitenausweitung werden wir nicht nur klagen, sondern auch ein Eilverfahren anstrengen und dann steht natürlich die nächste Startbahnverlängerung auf dem Plan“, glaubt Ursula Wirtz.
Die sich plötzlich auffällig häufenden Meldungen, man habe Koffer in Dortmund lassen müssen, weil die Startbahn zu kurz sei oder das kürzliche Durchstarten einer Maschine aufgrund der vermeintlich zu kurzen Landebahn könnten zu einer offensichtlichen Kampagne gehören, um eine weitere Verlängerung der Bahn der Öffentlichkeit schmackhaft zu machen. „Lächerlich“, kann Ursula Wirtz dazu nur sagen. „Dagegen werden wir wieder einmal all unsere Kräfte mobilsieren müssen - und das werden wir auch tun“, kündigt Ursula Wirtz an.
Autor:Elke Böinghoff aus Unna |
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