Welttag für menschenwürdige Arbeit: DGB für existenzsichernde Löhne - Arbeit billig wie Dreck - politische Mehrheit im neuen Bundestag für Mindestlohn -bis jetzt- ungenutzt
Auf einer Veranstaltung von DGB und FES am 6. Welttag für menschenwürdige Arbeit am Montag in Berlin forderte Elke Hannack, stellvertretende DGB-Vorsitzende, den allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn in Deutschland einzuführen: „Es sollte eigentlich selbstverständlich sein, dass jeder vom Lohn seiner Arbeit leben kann. Aber leider gilt noch immer viel zu oft, dass Arbeit billig wie Dreck sein soll. Wir sind der Meinung, dass ein gesetzlicher flächendeckender Mindestlohn von 8,50 Euro in der Stunde existenzsichernd ist und zu einem gesellschaftlichen Fortschritt führt.
Wenn Arbeit billig wie Dreck ist, dann werden die Menschen, die unter solchen Bedingungen arbeiten, ebenso behandelt. Daher ist der Kampf für gerechte Löhne mehr als nur der Kampf um Geld. Es ist ein Kampf um Würde und auch ein Kampf für den Fortschritt von Gesellschaften.
200.000 Textilarbeiterinnen legten Arbeit nieder
In Bangladesch haben dies die Textilarbeiterinnen erkannt. 200.000 haben in der vergangenen Woche die Arbeit niedergelegt und haben für bessere Löhne demonstriert, Sie wollen raus aus ihrem Elend.“
Mit Blick auf die unhaltbaren Zustände in der deutschen Fleischindustrie erklärte die stellvertretende DGB-Vorsitzende: „Auch in Deutschland, einem im Vergleich so reichen Land, gefährdet Lohnarmut den Wohlstand der gesamten Gesellschaft. Dabei ist es die grundgesetzliche Aufgabe des Staates, die Ausnutzung der Arbeitskräfte zu unwürdigen Bedingungen und unzureichendem Lohn zu unterbinden.“
Armut gefährdet den Wohlstand aller
Vor Gästen aus verschiedenen europäischen Ländern sowie aus Asien und Lateinamerika kritisierte Hannack auch die verfehlte Krisenpolitik der EU und der Europäischen Zentralbank (EZB): „Wenn unter dem Diktat einer Kürzungspolitik in den Krisenländern der Euro-Zone Mindestlöhne und andere soziale Rechte ausgehebelt werden und damit Tarifverträge ihre Gültigkeit verlieren, ist dies ein eklatanter Angriff auf das Recht, in freien Verhandlungen Löhne fest zu setzen und damit eine massive Attacke gegen Gewerkschaften. Bereits 1944 kam die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) in ihrer Philadelphia-Erklärung zu der Erkenntnis, dass Armut den Wohlstand aller gefährdet. Folglich sind Löhne ein Schlüssel zu einer wirkungsvollen Bekämpfung von Armut. Diese Erkenntnis fehlt zurzeit bei der Krisenbekämpfung in Europa, dabei gibt es gute Beispiele, wie mit kluger Lohnpolitik die Armut bekämpft wird, wenn man es politisch nur will.“
Zum Welttag für menschenwürdige Arbeit ruft der Internationale Gewerkschaftsbund (IGB) jährlich seine Mitgliedsverbände weltweit auf. Im vergangenen Jahr konnte der IGB 424 Aktivitäten in 74 verschiedenen Ländern vermelden.
Welttag für menschenwürdige Arbeit
Autor:Carsten Klink aus Dortmund-Ost |
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