Czierpka rät: "Nur Daten helfen, den Verursacher zweifelsfrei zu ermitteln"
Vielen Brackelern stinkt's
Bezirksbürgermeister Karl-Heinz Czierpka hat jüngst einige E-Mails erhalten, nachdem zahlreiche Brackeler in sozialen Medien, in Nachbarschafts-Gruppen und auf Facebook über ein anrüchiges Problem diskutieren. Vermutet wird eine Geruchsbelästigung durch die Firma Tremonis, die am Ortsrand an der Westfälischen Straße Brauerei-Nebenprodukte zu Viehfutter verarbeitet.
Czierpka: "Ich habe jenen, die mich angeschrieben haben, den deutlichen Hinweis gegeben, dass es wenig bringt, sich im Internet gegenseitig aufzuregen und Tremonis zu beschimpfen." Einziger hilfreicher Weg, um zweifelsfrei den Verursacher zu ermitteln, sei eine Datensammlung, empfiehlt Czierpka. Betroffene sollten wie im Tagebuch exakt festhalten, wann Gerüche wahrgenommen wurden - mit Ort, Datum und Uhrzeit. Sinnvoll sei auch der Versuch, den Geruch mit eigenen Worten zu beschreiben, nicht nur durch Adjektive wie eklig oder übel. Man sollte versuchen, den Mief in Kategorien wie säuerlich, bierähnlich, nach Hefe einzuordnen.
Sofern mehrere Personen an verschiedenen Orten aufzeichnen, könnte das Umweltamt an Hand von Wetterdaten feststellen, wo sich die Quelle des Gestanks befindet. Czierpka weiß: "Das könnte auch ein Gulli in der Nähe sein. Wir haben vor Jahren festgestellt, dass der Gestank sich auch über das Abwassersystem verbreitet hat."
Keinen Sinn mache es, lapidar auf Tremonis hinzuweisen. "Wir müssen den Verursacher zweifelsfrei identifizieren und das Maß der Belästigung belegen können. Nur dann hat das Umweltamt eine Handhabe", erinnert Czierpka an die Beschwerden, mit denen sich die Bezirksvertretung Brackel bereits früher beschäftigt hatte. "Aber das waren Einzelereignisse, die sich nicht wiederholten. Jedenfalls wurden uns keinerlei genauere Angaben gemacht." Bei ähnlichen Problemen in Wickede sorgten Änderungen in der Filtertechnik bei Aromenhersteller Givaudan für Abhilfe.
Das schwierige bei Gerüchen ist, dass es keinerlei technische Möglichkeiten gibt, Geruch zu messen. "Da müssen wir auf unsere Nasen vertrauen", so Czierpka. Nur wenn Geruchsereignisse festgehalten werden, könne durch Rechenmodelle versucht werden, den Grad der Belästigung zu bestimmen. In der Rechtssprechung wird von einer Belästigung ausgegangen, wenn diese in mehr als 10 Prozent der Jahresstunden auftritt. Wenn es dann und wann mal stinkt, sei das vor Gericht kein Grund, gegen eine Firma vorzugehen. "Anders sieht es aus, wenn der Gestank ekelerregend ist."
Czierpka rät allen, die sich belästigt fühlen: "Aufschreiben und die Aufzeichnungen nach einiger Zeit an die Verwaltungsstelle weitergeben! Nur so werden wir Abhilfe schaffen können."
Autor:Ralf K. Braun aus Dortmund-Ost |
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