Unfairer Talkshow-Schrott löst Protestwelle aus - Lanz entschuldigt sich bei Sahra Wagenknecht - Medienanalyse belegt unausgewogene TV-Präsenz der Parteien

"Liebes ZDF, nach dem breiten Protest gegen Markus Lanz' Gesprächsstil zu behaupten, ich sei zufrieden gewesen, ist doch etwas arg frech", twitterte die stellvertretende Linken-Parteichefin. | Foto: Nicole Teuber
  • "Liebes ZDF, nach dem breiten Protest gegen Markus Lanz' Gesprächsstil zu behaupten, ich sei zufrieden gewesen, ist doch etwas arg frech", twitterte die stellvertretende Linken-Parteichefin.
  • Foto: Nicole Teuber
  • hochgeladen von Carsten Klink

Verdruss mit den Medien ist DIE LINKE gewohnt. Die Partei taucht, obwohl seit der Bundestagswahl die größte Oppositionspartei und auch insgesamt die drittstärkste Kraft im Parlament, in eklatantem Ausmaß seltener in der Berichterstattung auf als die anderen Bundestagsparteien. Selbst die außerparlamentarisch organisierte FDP taucht gemäß einer aktuellen Medienanalyse fast viermal mehr in den TV-Nachrichten auf. Die Grünen immerhin mehr als dreimal so oft, obwohl sie über weniger Sitze verfügen als die LINKEN. "Dass JournalistInnen unter vier Augen erzählten, sie dürften in ihrer Redaktion nichts Positives über DIE LINKE schreiben, zeigte den Eingeweihten, wie eng die Grenzen der Pressefreiheit gezogen sind.", erklärt die Partei DIE LINKE dazu.

Ungerechte Medienpräsenz der Parteien

Obwohl 8,6 Prozent der Wählerinnen und Wähler bei der Bundestagswahl für die Partei DIE LINKE stimmten, liegt deren Medienpräsenz gemäß einer aktuellen Medienanalyse des Statistik-Portals statista.com für den Dezember 2013 bei nur 2,5 Prozent. Die Grünen haben eine Medienpräsenz (7,9 Prozent) die annähernd ihrem Wahlergebnis (8,4 Prozent) entspricht. Für die FDP stimmten nur noch 4,8 Prozent. Das schadet ihrer Medienpräsenz in Höhe von 8,5 Prozent aber in keinster Weise.

An einem Vorfall von 16.01.2014 entzündete sich jetzt eine bislang beispiellose Empörung: In der von Markus Lanz im ZDF ausgetragenen Talkshow schienen sich Moderator Lanz und Stern-Redakteur Jörges überbieten zu wollen im unfairen Umgang mit Sahra Wagenknecht. Obwohl die Ausfälle von Lanz nur die logische Folge früherer Entgleisungen sind. In seiner Sendung vom 27.02.2013 stellte der Rotzlöffel Lanz seinem Gast Frau Wagenknecht schon die Frage, wer mehr verblödet sei, sie oder Oskar Lafontaine.

Während der aktuellen Sendung hagelte es schon empörte Kommentare via Facebook und Twitter. Medienjournalist Stefan Niggemeier, einer der Gründer des medienkritischen Bildblog, hat verschriftlicht, wie Sahra Wagenknecht systematisch daran gehindert wurde, ihre Gedanken zu Ende zu sprechen.

Ein Highlight der Posse:

Wagenknecht: Ich hab doch im Europäischen Parlament gesessen, fünf Jahre. Ich hab –

Lanz: Was haben Sie da gemacht, eigentlich?

Wagenknecht: Ich habe erlebt — Ich habe im Ausschuss für Wirtschaft und Währung gesessen.

Lanz: Ja.

Wagenknecht: Zum Beispiel in diesem Ausschuss –

Lanz: Was verdient man da?

Wagenknecht: Man verdient das gleiche wie im Bundestag, aber das –

Lanz: Wieviel? Wieviel verdient man da?

Wagenknecht: Ich glaube, zur Zeit sind das im Europäischen Parlament 7000 Euro oder so.

Lanz: Kriegt man im Monat.

Wagenknecht: Aber ich wollte Ihnen eigentlich was darüber erzählen, wie Lobbymacht funktioniert.

Rasch wachsende Online-Petition

Eine andere Zuschauerin machte ihrer Verärgerung Luft, dass sie diese Sendung auch noch über die Rundfunkgebühren unfreiwillig selbst mitfinanziert, indem sie eine Online-Petition formulierte, die rasch weitere UnterstützerInnen fand. Aktuell unterstützen 165.368 Menschen diese Petition. Derzeit kann man zuschauen, wie die Zahl minütlich wächst.

Derweil meldet das Hamburger Abendblatt in seiner Online-Ausgabe, dass sich Lanz inzwischen bei Sahra Wagenknecht entschuldigt habe:
"Wenn das energische Nachfragen zu rustikal und sogar persönlich war, dann bedaure ich das", sagte Lanz am Donnerstagabend dem Branchendienst "DWDL.de". Dies habe er der Linken-Politikerin bereits in einem längeren Telefonat gesagt, zitierte ihn der Dienst.

Autor:

Carsten Klink aus Dortmund-Ost

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

10 folgen diesem Profil

8 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.