UN-Weltarbeitsmarktbericht: Zunahme prekärer Billigjobs - Linke fordert Regulierung statt Prekarisierung
"Trotz Wachstums nimmt die Zahl sozial ungesicherter Beschäftigungsverhältnisse nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) weltweit zu. Drei Viertel aller "Arbeitnehmer" haben demnach keine ausreichend sozial abgesicherte Vollzeitstelle mit festem Vertrag und sicherem Gehalt. Dazu zählten in Deutschland und anderen Ländern auch diejenigen mit sogenannten Minijobs und anderen Formen geringfügiger Beschäftigung. Folgen des Trends seien sinkende Einkommen und wachsende Armut, warnte die ILO in ihrem am Dienstag in Genf veröffentlichten Weltarbeitsmarktbericht." meldet die linke Tageszeitung junge Welt aus Berlin in der Printausgabe vom 20. Mai 2015.
"Die weltweite Zunahme ungesicherter Arbeitsverhältnisse trotz Wirtschaftswachstums zeigt das dramatische Versagen der Politik. Statt Wohlstand für alle wächst die soziale Ungleichheit", erklärt Bernd Riexinger, Vorsitzender der Partei DIE LINKE, zu dem nun veröffentlichten Bericht der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO).
Ohne staatliche Gegensteuerung werde sich ein "Teufelskreis aus schwacher globaler Nachfrage" und einem schleppenden Jobaufbau wie in der Nachkrisenzeit verstetigen, befürchtet die UN-Sonderorganisation ILO.
Weltweit 201 Millionen Arbeitslose
"Insgesamt nahm laut ILO die Zahl der Arbeitslosen seit dem Ausbruch der Wirtschaftskrise 2008 bis heute um 30 Millionen auf 201 Millionen zu. Als Reaktion darauf hätten einige Regierungen – vor allem in Europa – den "Arbeitnehmerschutz" verringert, um für Unternehmen Anreize zur Einstellung von Personal zu schaffen. Die UN-Arbeitsorganisation geht davon aus, dass sich solche Maßnahmen längerfristig eher kontraproduktiv auf Beschäftigung und Erwerbsbeteiligung auswirken.", so die Tageszeitung junge Welt (jW).
75 Prozent befristet beschäftigt
Dreiviertel der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer weltweit sind zeitlich befristet beschäftigt, arbeiten in informellen Jobs - oft ohne Verträge - als Selbstständige oder in unbezahlter Familienarbeit, so der "World Employment and Social Outlook 2015" (WESO) der ILO. Trotz wirtschaftlichen Wachstums nimmt die Zahl sozial ungesicherter Beschäftigungsverhältnisse weltweit zu. Deshalb würden Einkommen sinken und die Armut wachsen, die Lücke zwischen besser bezahlten Festanstellungen und instabilen Arbeitsformen habe sich weltweit vergrößert. Die ILO fordert die Politik auf, gegen die globale Zunahme der Einkommensunsicherheit vorzugehen.
Auch in Deutschland sind reguläre Arbeitsverhältnisse rückläufig: Der Anteil der Normalarbeitnehmerinnen und -arbeitnehmer ist von 1993 bis 2013 von 76,8 auf 67,5 Prozent gesunken. Der Anteil der atypisch Beschäftigten ist hingegen um mehr als 70 Prozent von 13,1 auf 21,4 Prozent angestiegen.
Arbeitsverhältnisse mit denen man Zukunft planen kann
Hinter dem vermeintlichen deutschen Beschäftigungswunder steckt eine dramatische Prekarisierung der Arbeitswelt und die Bundesregierung findet darauf keine Antwort. DIE LINKE fordert eine Regulierung statt einer weiteren Prekarisierung der Beschäftigungsverhältnisse. Sachgrundlose Befristungen, Kettenverträge, Tarifflucht und Lohndumping durch Werkverträge müssen ein Ende haben. DIE LINKE will gute Arbeitsverhältnisse, mit denen alle ihre Zukunft planen können. "Das muss drin sein!", so Bernd Riexinger.
Die Bundestagsfraktion der LINKEN hat zudem einen Antrag "Leiharbeit und Werkverträge eingrenzen und umfassend regulieren" (18/4839) ins Parlament eingebracht
http://www.ilo.org/berlin/lang--en/index.htm
Trends on the changing nature of jobs (Englisch - deutscher Untertitel einstellbar)
[video]ILOTV[/video]
.
Autor:Carsten Klink aus Dortmund-Ost |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.