Protestspaziergang gegen den Weiterbau der OWIIIa
Überwältigender Protest gegen die OWIIIa: „Hände weg von unserem Naherholungsgebiet!“

Foto: BISuF
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Trotz widriger Wetterlage waren am 15. August 2020 (Samstag) über 160 Teilnehmer*innen der Einladung der Bürgerinitiative „Schützt unseren Freiraum“ (BISuF) zum Protestspaziergang rund um die Trasse der geplanten OWIIIa / L663n nach Wickede gefolgt.

Foto: BISuF

Wilhelm Auffahrt als Vertreter der (BISuF)  konnte neben Vertretern der Natur- und Umweltschutzverbände und Parteien sowie der Schutzgemeinschaft Fluglärm auch etliche von der Planung betroffene Anwohner aus Dortmund, Unna und Kamen begrüßen.

Gerechnet hatte die BISuF nur mit 80 Personen, und war natürlich hochgradig erfreut, dass sich trotz der schlechten Wettervorhersage mehr als doppelt so viele Teilnehmer eingefunden hatten.

Anlass für den Spaziergang war die neu aufgeflammte Diskussion um die Weiterführung der Brackeler Straße (OWIIIa), die die Ratsmehrheiten von SPD, CDU und FDP in Dortmund, Unna und Kamen forcieren.

Nach einleitenden Grußworten von
Dr. Kristof Hennies (NABU)und
Thomas Quittek (BUND)und

Mario Krüger (Schutzgemeinschaft Fluglärm- SGF )
bekräftigten
Matthias Dudde (Bündnis90/Grüne)
und

Utz Kowalewski (DIE LINKE)
parteiübergreifend ihre weiterhin strikte Ablehnung des Projekts.

In Sichtweite der zukünftigen Trasse hatte BISuF auf großformatigen Schautafeln Karten zum Planungsstand aufgestellt.

Foto: BISuF

Sehr interessiert zeigten sich Anwohner, denen zum Teil immer noch nicht klar ist, dass die Straße vor ihrer Haustür vierspurig bis zur Wickeder Straße und dann zweispurig bis Unna gebaut werden soll.

Foto: BISuF

Quelle: Gremienvorlagen der Stadt Dortmund
Mit all ihren zum Teil dramatischen Folgen für die Natur und die Tierwelt, aber auch für den erholungsuchenden Menschen.
Scharf kritisiert wurden die Falschinformationen örtlicher Politiker der SPD, allen voran Bezirksbürgermeister Karl-Heinz Czierpka, die immer noch behaupten, dass es sich um eine durchgängig zweispurige Straße handele, die ja kaum in die Landschaft eingreife.

Foto: BISuF

Gremienvorlagen der Stadt Dortmund - Ausschnitt

Der Protestspaziergang ging über die Baedekerstraße und den Pleckenbrink zum Pleckenbrinksee und von da zum Wickeder Ostholz.

Unterwegs wurden mehrere Stopps eingelegt, an denen Redner Erläuterungen zur Bedrohung dieses Teils des Landschaftsraumes nördlich von Asseln und Wickede abgaben. Dabei erläuterten die Vortragenden auch ihre persönlichen Positionen zu dieser Schnellstraße.
Erste Station war der öffentliche Spielplatz neben dem Fabido-Kindergarten an der Baedekerstraße
.

Foto: BISuF

Eltern schicken ihre Kinder besonders gerne hierher, weil das pädagogische Konzept die Naturerfahrung im Wald vorsieht.
Nichts von den bisherigen Zielen des Kindergartens wäre zukünftig mehr umzusetzen, wenn ihnen der Zugang zum Wickeder Ostholz und den anderen Naturräumen sowie dem Pleckenbrinksee durch die Straße mit einer riesigen hohen Lärmschutzwand komplett verbaut würde.
Zitat aus dem Konzept:
„Natur und Bewegung - Stadtkinder spielen heutzutage fast nur noch auf von Erwachsenen geschaffenen Spielplätzen. Sie erleben Natur oft aus "zweiter Hand" durch den Fernseher oder in virtuellen Welten. Daher möchten wir den Kindern intensive und elementare Naturerlebnisse durch unsere Ausflüge in den Wald ermöglichen.

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Thomas Quittek vom BUND wies dazu auf die große Bedeutung der Umweltpädagogik, gerade in der heutigen Zeit, hin und beklagte die Ignoranz, mit der die Befürworter der OWIIIa darüber hinwegsehen.
Wilhelm Auffahrt von der BISuF erläuterte anhand von Karten die Trassenführung der OWIIIa mit Anschluss an das Straßennetz in Unna und Kamen.
„Die OWIIIa wird als Verbindung zwischen den Logistikzentren in Dortmund und Unna massiv Schwerlastverkehr anziehen und soll – so OB Sierau - die B1 vom Lkw-Verkehr entlasten. Die eigentlich beabsichtigte Entlastung des Hellwegs wäre dagegen nur an wenigen Stellen spürbar. Im Gegenteil: Etliche Straßen wie die Wickeder Straße und die Wohnstraße Küsterkamp würden als Zubringer deutlich mehr belastet.“

Foto: BISuF

Quelle: Gremienvorlage der Stadt Dortmund

Weiter ging es über die Baedekerstraße, an der uns SPD-Ratsvertreter Friedhelm Sohn freundlich begrüßte, aber nicht mitgehen wollte.

Foto: BISuF

Erstes Ziel war der Ponyhof Möllmann an der Straße „Pleckenbrink“, dessen Existenz durch die OWIIIa stark bedroht wäre.
Tina und Tochter Maria Möllmann:

Wir nehmen uns das Recht, für die Natur zu sprechen, welche sich selbst nicht wehren kann.

Foto: BISuF

Man merkte ihnen ihre Emotionen an, als sie das Wort ergriffen.
Wir sprechen heute nicht nur für das Team vom Ponyhof Möllmann, sondern auch für viele weitere Höfe, die durch den Weiterbau der OWIIIa tangiert würden. Ebenfalls nehmen wir uns das Recht, für die Natur zusprechen, welche sich selbst nicht wehren kann.
Wir, die am schönsten Ort in Wickede wohnen, bekommen oft zu hören, in was für einer Oase wir doch leben, eine Oase der Natur auch für viele seltene Tiere. Sie finden bei uns Zuflucht (Wespenbussard, Rotmilan usw.). Ein Stück Natur am Rande von Dortmund, welches zerstört werden soll, um den Hellweg zu entlasten.....

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Schon nach wenigen Sätzen merkte man, wie ihnen das Ganze nachdrücklich ans Gemüt ging.
Auch hier sei den politisch Verantwortlichen mal ans Herz gelegt, darüber nachzudenken, was sie hier ihren betroffenen Bürger*innen antun wollen.

Die öffentlich immer propagierte Gewerbefreundlichkeit sollte wohl auch für die betroffenen Reiterhöfe, Bauern und Jäger gelten. Oder?

Gerade in Zeiten von Klimawandel und zunehmender Trockenheit bekommt eine nachhaltige naturnahe Landwirtschaft immer größere Bedeutung. Nicht einzusehen, warum eine der ruhigsten Naherholungsgebiete Dortmunds seiner Stille beraubt werden soll?

Dem grenzenlosen Flächenfraß muss auch hier endlich ein Ende bereitet werden!

Weiter ging es zum Pleckenbrinksee, der nördlich der Trasse liegt.

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Foto: BISuF

Hier erläuterten[b]
BUND-Sprecher Thomas Quittek,
NABU-Vorsitzender Dr. Kristof Hennies
und Tierexperte Volker Heimel[/b]
die direkten und vor allem indirekten Auswirkungen der Straße.

Eine ökologische Katastrophe! Eine der größten Freiräume Dortmunds mit alten Bäumen und Hecken würde zerschnitten.“ "Dies führt auch zur Verinselung von Tierpopulationen, die dann nicht mehr überlebensfähig sind."


O-Ton - Beitrag von Thomas Quittek, und
O-Ton - Beitrag von Volker Heimel

Quelle: Ausschnitt Grundlagenkarte2 Landschaftsplan

Dr. Kristof Hennies:

Wollen wir das Artensterben stoppen, dann müssen wir auf die Verlängerung der OWIIIa komplett verzichten."

"Der NABU widerspricht vehement der von OWIIIa-Befürwortern getätigten Aussage, die geplante Trassenführung würde den Pleckenbrinksee gar nicht betreffen. Der 2020 vom Rat der Stadt Dortmund verabschiedete neue Landschaftsplan sieht vor, das Naturschutzgebiet Wickeder Ostholz um den Pleckenbrinksee zu erweitern. Naturschutzgebiete können ihre Funktion jedoch nur erfüllen, wenn sie von Pufferzonen umgeben sind. Ziel solcher Pufferzonen ist es, Beeinträchtigungen möglichst großräumig von den Naturschutzgebieten fernzuhalten......

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oder

O-Ton - Dr. Kristof Hennies

Alle Beiträge wurden mit viel Beifall bedacht und hinterließen offensichtlich einen nachhaltigen Eindruck.
Eifrig diskutierend und teilweise mit sehr nachdenklicher Miene zog der Zug dann über die Wasserkurler Straße zum Wickeder Ostholz.

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Über einen Feldweg wanderten wir direkt hinein, in das bei den Bürgern aus Asseln und Wickede so beliebte Naherholungsgebiet.

Foto: BISuF

Die weiten Feldfluren und die Wälder hier oben sind nicht nur stark frequentierte Ziele für Freizeitsportler, Läufer, Reiter und Fahrradfahrer, sondern auch für Hundebesitzer und sonstige Spaziergänger, die bisher hier noch ihre Ruhe und Entspannung finden können.
Im Wald war es dann etwas kühler und so wurde es wieder etwas einfacher, den Experten von Wald und Flur erneut seine Aufmerksamkeit zu schenken

Foto: BISuF

Thomas Quittek wies auf die besondere Bedeutung des Ostholzes für den Naturschutz hin. Im südlichen Teil wurde sogar eine Fläche aus der forstlichen Nutzung herausgenommen, um der Natur Entfaltungsmöglichkeiten zu bieten. Direkt auf der Trasse liegt ein Feuchtgebiet, das im Landschaftsplan unter Schutz gestellt wurde.

Foto: BISuF

Thomas Quittek kündigte weiteren Widerstand des BUND, der sich über 30 Jahre gegen dieses Projekt wehrt, an:

„Notfalls werden wir klagen. Hierzu haben wir vorsorglich einen Klagefonds eingerichtet.“

Der Schlusspunkt unseres Protestspaziergangs wurde am Grundstück der Familie Mittermüller an der Baedekerstraße. gesetzt.
Unmittelbar an der Grenze zum Naturschutzgebiet steht das Wohnhaus der Familie Mittermüller, wo Vater und Sohn stellvertretend für viele Anwohner abschließend nochmal die Folgen für die Anlieger beschrieben:

Bernd Mittermüller:

„Leben und Arbeiten am größten Gewerbegebiet Dortmunds zwischen Flughafen und Schallschutzwand der OWIIIa.“

„Der Blick auf das Naturschutzgebiet wird sich für direkte Anwohner in den Anblick auf eine 4 bis 5m hohen Schallschutzmauer wandeln. Nachdem zuvor das unmittelbare Feuchtbiotop trockengelegt werden müsste, um einen tragfähigen Straßenunterbau zu erlangen. Tags und nachts ist mit einem erheblichen Verkehrsaufkommen zu rechnen. Insbesondere der LKW-Verkehr wird die OWIIIa als mautfreie Abkürzung und A1-Zubringer nutzen......

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oder hier zum O-Ton

Timo Mittermüller:

„Der jungen Generation wird die Zukunft verbaut!“

"Ein Weiterbau der OWIIIa bedeutet, dass der direkte Zugang zum Naherholungsgebiet blockiert wird. Nicht nur die unmittelbaren Anwohner werden darunter leiden, auch viele Wickeder werden sich plötzlich wundern, wenn die nächstmögliche Querungsmöglichkeit, um in das Naturschutzgebiet zu gelangen, auf einmal erst in Massen oder an der dann noch stärker befahrenen Wickeder Str. sein wird. Viele Familien und Hundebesitzer werden dann nicht mehr „mal eben ne kleine Runde drehen“ können......

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Ausgerechnet hier, an einer der wertvollsten Stellen des Naturraumes, soll diese brutale Schneise durchgeschlagen werden und zerstören, was bisher von allen Menschen, die hier im Umfeld und darüber hinaus wohnen, so sehr geliebt wird.

Der verdiente Beifall für diesen Beitrag von Vater und Sohn ging aber dann im plötzlich einsetzenden Regen des schnell heranziehenden Gewitters leider etwas unter. Die kostenlose Dusche hat dann alle ganz schnell nach Hause getrieben.

Trotzdem war es ein sehr schöner und sicherlich unvergesslicher Spaziergang, der allen beteiligten Teilnehmern und unterstützenden Parteien und Organisationen neuen Mut und Auftrieb gibt, noch stärker als bisher am Untergang der Fiktion „Weiterbau der OWIIIa“ aktiv mitzuwirken.

Schon jetzt kündigt die Bürgerinitiative eine weitere Aktion für den 27. September an, wo sich gemeindeübergreifend die Gegner der OWIIIa zu einer gemeinsamen Radtour auf dem Gebiet der drei Städte treffen wollen.
Am Massener Bach entlang, bis nach Unna und Kamen.

Ebenfalls nach der Wahl plant die BISuF dann den Start der Planungswerkstatt

„Entlastung des Hellwegs ohne OWIIIa“.

Der Termin wird noch bekanntgegeben.

Interesse an vertiefenden Beiträgen?
Bitteschön:
Homepage der BISuF
Wilhelm Auffahrt zum Thema OWIIIa

Autor:

Wilhelm Auffahrt aus Dortmund-Ost

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