„Shalom Aleichem“ auf dem Wickeder Dorfplatz // Gedenken anlässlich des 74. Jahrestags der Pogrome 1938
Weit über 100 Menschen haben anlässlich des 74. Jahrestages der November-Pogrome 1938 an der traditionellen Gedenkfeier in Wickede unter Regie der Bezirksvertretung Brackel teilgenommen am „Denkmal gegen das Vergessen“ vor dem Haus Lucia. Und auch an der Brackeler Gedenktafel wurde der dortige SPD-Ortsverein am 9. November von einigen Brackelern bei der Kranzniederlegung unterstützt.
Anders als bei anderen Veranstaltungen dieser Art sind es am Wickeder „Denkmal gegen das Vergessen“ stets Schülerinnen und Schüler, die hierbei zum Mikrofon greifen und ihre zum Teil selbstverfassten Texte über die Judenverfolgung vortragen − jeder wie er kann.
„Ergreifend ist es, wenn die Namen der jüdischen Familien verlesen werden und die Kinder Straße und Hausnummer der früheren Wohnungen nennen − da ist man gerade vorbei gegangen!“, so ein Zuschauer.
Pogrome fanden vor der eigenen Haustür statt
„Und genau das ist das Ziel der Veranstaltung“, unterstreicht Bezirksbürgermeister Karl-Heinz Czierpka: „Den Schicksalen der jüdischen Familien Namen und Ort zu geben, deutlich zu machen, dass die Pogrome nicht irgend ein Ereignis in den Geschichtsbüchern sind, sondern überall stattfanden, auch vor der eigenen Haustür.“ Ereignisse, die auch gleichaltrige Kinder betrafen.
Steinbrink- und Bach-Grundschule sowie die katholische Hauptschule Husen sind in jedem Jahr dabei. „Ihre Beiträge ergänzten sich auch 2012 zu einer würdevollen Gedenkfeier“, lobte Czierpka.
Im Anschluss an das Programm zog sich die lange Schlange der Teilnehmer über den Hellweg bis auf den früheren jüdischen Friedhof, wo ein Kranz der Bezirksvertretung niedergelegt wurde: durch die Kinder.
Bezirksbürgermeister Czierpka ist sehr erfreut über die Entwicklung dieser Veranstaltung. „Die Erwachsenen haben sich immer mehr zurück gezogen. Früher haben wir Redner gesucht, heute machen das die Kinder in der ihnen eigenen Art. Und sie machen das richtig gut“.
Kann man noch etwas verbessern? Immer, und Czierpka hat auch schon eine Idee: Shalom Aleichem - das schöne alte hebräische Lied, traditionell vor dem Shabbat gesungen − diesmal erklang es auf dem Dorfplatz.
Das, so der Bezirksbürgermeister, könnte man beim nächsten Mal als Abschluss auf dem Friedhof singen. Czierpka: „Würde mir gut gefallen. Warten wir ab, was die anderen Beteiligten über diesen Vorschlag denken.“
Kranzniederlegung auch in Brackel
„Zum Gedenken“ an die jüdischen Opfer in Brackel und Wambel, aber auch „zur Mahnung an die Zukunft“ legten die örtlichen SPD-Mandatsträger Renate Weyer (Rat) sowie Daniel Behnke und Manfred Otten (Bezirksvertretung) ein Gesteck ihres SPD-Ortsvereins an der Gedenktafel für die deportierten jüdischen Mitbürger an der Ecke Hellweg/Leni-Rommel-Straße nieder.
Autor:Ralf K. Braun aus Dortmund-Ost |
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