"Qualitätsjournalisten" erwirken Einstweilige Verfügung gegen ZDF-Satire "Die Anstalt" - Nato-Versteher als embedded journalists
Der Mitherausgeber der Wochenpostille DIE ZEIT, Josef Joffe, sowie der Zeitjournalist Jochen Bittner haben gegen einen Beitrag der ZDF-Satiresendung "Die Anstalt" vom 29. April 2014 eine Einstweilige Verfügung erwirkt. Die beiden Kabarettisten, gemeint sind Max Uthoff und Claus von Wagner, zeigten auf einer der für die ZDF-Sendung schon legendären Schautafeln, die Verbindungen deutscher Journalisten zu transatlantischen Lobbyverbänden und zogen somit indirekt deren Glaubwürdigkeit bei der Berichterstattung in Zweifel. Das ZDF hat schon Widerspruch gegen die Einstweilige Verfügung eingelegt.
Während auf der offiziellen ZDF-Mediathekseite der Beitrag verschwunden ist, kann man diesen auf youtube (siehe unten) ab der Minute 37 noch anschauen. Neben den beiden genannten Zeitjournalisten waren auf der Schautafel weitere "Nato-Versteher" und ihre "Transatlantischen Swingerclubs" genannt worden. Darunter der FAZ-Mitherausgeber Günther Nonnenmacher, Stefan Kornelius, Außenpolitik-Chef der Süddeutschen Zeitung, sowie der FAZ-Journalist Klaus-Dieter Frankenberger und Kai Dickmann von der BILD. Keiner von denen hat bis jetzt so reagiert wie die beiden Zeitjournalisten. Man fürchtet wohl zu Recht den Streisand-Effekt.
Fakten und keine Meinungen
Mögen diese "Qualitätsjournalisten" doch ihre US-Amerikahörigkeit gerne ganz devot im Ressort "Kommentar" ausleben und nicht in der normalen Berichterstattung als Fakten und Meldungen drucken, die in Wirklichkeit Meinungen oder einfach Propaganda sind. Die Leserinnen und Leser wollen Fakten und keine Meinungen. Die können sie sich nämlich in der Regel dann sehr gut selber bilden.
Die Nato-Versteher
Das Lesen der Zeit-Beiträge von Josef Joffe kann man sich schon lange sparen, da diese einen intellektuell einfach nicht weiterbringen. Joffe bietet seit Jahren schlichten Verlautbarungsjournalismus eines Nato-Apologeten. Da der Autor dieses Lokalkompassbeitrages seit mehr als einem Vierteljahrhundert die Zeit liest, erlaubt er sich dieses vernichtende Urteil. Zu Joffes gedruckten Intellektuellen-Limbo in der Zeit passt auch, dass Joffes Klage, die er angeblich bereits eingereicht haben soll, sich hauptäschlich auf den Umstand berufen soll, dass lediglich die Anzahl der genannten US-hörigen Organisationen, denen er angehören soll, zu hoch sei und nicht der Umstand an sich.
Bittner nicht Mitglied sondern Participant
Seinen Kollege Bittner stört unter anderem laut Uthoff, so die Internetseite internet-law.de, "dass er nicht wie behauptet, Mitglied des German Marshall Fund (GMF) sei, einer Stiftung, deren Zweck es ist, die transatlantische Zusammenarbeit zu fördern. Richtig sei aber laut Uthoff, dass Bittner sog. Participant (Teilnehmer) des German Marshall Fund ist. Jochen Bittner hat jedenfalls u.a. an einem Projekt des German Marshall Fund und der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) mitgewirkt. Er hat dabei – wie es auf der Website des SWP heißt – in einer sich über ein Jahr erstreckenden Serie von Konferenzen und Workshops die zentralen Herausforderungen für die deutsche Außen- und Sicherheitspolitik der kommenden Jahre diskutiert. Das Projekt wurde vom Planungsstab des Auswärtigen Amts gefördert. Dass Bittner also eine erhebliche Nähe zum GMF aufweist, ist folglich nicht zu bestreiten. Das ist auch prinzipiell nicht ehrenrührig, allerdings sollte man sich als Journalist nicht daran stören, dass solche Zusammenhänge öffentlich diskutiert werden und die Frage der Auswirkungen auf die Berichterstattung thematisiert wird. Denn möglicherweise liest man seine Artikel anders – wie zuletzt den über den Versuch MH17 als Europas 9/11 darzustellen – wenn man diese Hintergründe kennt."
Aktuallität der Realsatire
Irgendwie ist es auch schon putzig, dass die beiden "Nato-Versteher" von einer Satire-Sendung, die sich laut ZDF "trauen müsse, Sachverhalte “verzerrt” darzustellen", so das Internetmagazin meedia.de, eine Berichterstattung erwartet wie von einem angesehenen Politmagazin. Wobei man immer öfters den Eindruck hat, dass die politischen Satiresendungen wie "Die Anstalt" oder auch von Wilfried Schmickler und Georg Schramm mehr Realität und Sachverstand bringen, als Claus Kleber, Kuratoriumsmitglied der US-hörigen Stiftung Atlantik-Brücke und sein heute-journal. Nicht selten wird die Satire quasi durch die Realsatire an Aktuallität überholt.
Die Bellizisten in ihren Schreibstuben
Schlimm wird die Sache an der Stelle, an der die angeblichen Qualitätsjournalisten nicht nur für irgendeine politische Position kämpfen. In diesem Fall kämpfen sie als embedded journalists, schön sicher an der Heimatfront, um die Kriegsbereitschaft der Deutschen insbesondere auch für ein aggressives Vorgehen gegen Russland zu heben. Die Kriegsbereitschaft soll gesteigert werden. Da sind wir Deutschen mit bis zu 70 Prozent Ablehnungen von Kriegseinsätzen der Bundeswehr den Bellizisten in ihren Schreibstuben wohl noch zu träge.
Dass die deutschen Konservativen aus dem ersten und zweiten Weltkrieg, an denen sie auch nicht unschuldig waren, einfach nichts gelernt haben. Mögen die beiden Kabarettisten, der Anstalt wohlgemerkt, Erfolg haben und mögen all diese Kriegstreiber im Sinne der Satiresendung aus Wut auf ihre "Laptops kotzen", dass kostet schließlich keine Menschenleben.
"Die Anstalt" - Sendung vom 29. April 2014 (ab Minute 37)
TOM ASLAN: Die Anstalt - Max Uthoff und Claus von Wagner - 28. Mai 2014 (Interview)
Autor:Carsten Klink aus Dortmund-Ost |
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